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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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vögelte man, und hier starb man vielleicht auch. Unterhalb der Wohnquartiere lag eine weitere Schicht nicht durchgängig unter Normaldruck gehaltener Räume mit Luft- und Wasserreinigern und den Nano-Nahrungszellen, die Ströme von Infanteristenabwässern verarbeiteten. Im tiefsten Innern des Steinbrocken befanden sich noch wichtigere Systeme: Waffenfabriken und Waffenlager, ein Trockendockbereich für kleine Schiffe.
    Pirius Blau und seine Crew aber verbrachten den größten Teil ihrer Zeit an der Oberfläche. Als Rekruten des Versorgungskorps würde ihre Aufgabe darin bestehen, die Infanterie unter Kampfbedingungen zu unterstützen. Daher begann ihre Ausbildung mit grundlegender Infanteriearbeit.
    Sehr grundlegender sogar, wie sich herausstellte.
    Unter Captain Martas wachsamen Augen mussten Gruppen von hundert oder mehr in Hautanzüge gekleideten Kadetten stundenlang exerzieren. Dazu kam die körperliche Arbeit: Sie bückten sich, sprangen, hoben Dinge hoch, rangen miteinander, ertrugen endlose Übungsmärsche.
    Und sie liefen, liefen, liefen endlose Runden um den zertrampelten Kraterrand, offenbar Martas Lieblingsform der Folter.
    Cohl beklagte sich keuchend bei Pirius: »So trainiert man doch bloß Ratten.«
    Pirius rang sich ein Lachen ab. »Wenn sie einer Ratte beibringen könnten, einen Spaten zu halten, brauchte man keine Infanteristen mehr…«
    »Maul halten!«
    Und schon rannten sie wieder los, von ihren Trägheitsgürteln an den Asteroiden geklebt.
    Allem Anschein nach war jeder Kadett auf diesem Steinbrocken jünger als die Marinecrew, ausgenommen von Diese Bürde Wird Vergehen; und jeder von ihnen war fitter, selbst Bürde. Die Besatzungsmitglieder der Claw ärgerten sich darüber, dass sie bei allen Übungen das Schlusslicht bildeten und zur »Strafe« weitere Arbeit aufgebrummt bekamen. Den Jüngeren mit ihren harten kleinen Körpern hingegen schien die pure körperliche Anstrengung sogar richtig Spaß zu machen.
    Und so ging es Stunde um Stunde. Nach wenigen Tagen wurde der Schlaf zum wichtigsten Element in Pirius’ Leben, und so legte er sich aufs Ohr, wann immer er konnte, in den kurzen Stunden vor dem Wecken, in denen man sie allein ließ, oder draußen an der Oberfläche zwischen Strafprozeduren. Er lernte sogar, im Stehen ein Nickerchen zu machen.
    Hier ging es ganz anders zu als bei der Marineausbildung. Ein großer Teil des Trainings für Flugbesatzungen war spezialisiert und intellektuell anspruchsvoll, und das körperliche Training konzentrierte sich auf Reaktionsschnelligkeit, Feinmotorik und Ausdauer – es war eine Vereinigung von Geist und Körper, sodass beide unter der Belastung einer Kampfsituation effektiv und effizient arbeiten konnten. Allein schon die Geometrie der Bogen-Basis mit ihrer N-Körperarchitektur stürzender Asteroiden sollte stimulierend wirken und einen von Geburt an darauf trainieren, kein Schwindelgefühl zu verspüren und sich verändernde Entfernungen und Bewegungen im interplanetaren Maßstab abschätzen zu können.
    Heeresinfanteristen hingegen brauchten keine Überlichtkriegsschiffe zu fliegen. Hier gab es nichts Stimulierenderes als Dreck. Witzbolde bei der Marine sagten immer, die Stoppelhopser brauchten bloß zu wissen, wie man grub und starb, und jetzt, wo Pirius bei ihnen gelandet war, kam ihm allmählich der Verdacht, dass es stimmte.
    Bleibender Hoffnung konnte jedoch nichts helfen. Trotz der größten Anstrengung schien er kein Gramm Fett einzubüßen, und der Arme kam immer als Letzter ans Ziel.
    Wenn Captain Marta ihm ihre Strafen aufbrummte, ließ sie den Rest der Trainingsgruppe, manchmal mehrere hundert Mann, in den vollgeschwitzten Hautanzügen strammstehen und warten. Und während Hoffnung mühsam seine einsamen Runden drehte, war der Groll seiner Kameraden geradezu mit Händen greifbar.
     
    Für Pirius wurde die Lage allmählich erträglicher.
    Nach ein paar Wochen merkte er, wie sein Körper einen Teil des Fetts verlor, und seine Muskeln taten nicht mehr ganz so weh wie nach seinen ersten Ausflügen. Sein Körper war noch jung und reagierte auf die Beanspruchung, und er musste nicht hungern; ganz im Gegenteil, er aß wie ein Scheunendrescher. Er hätte niemals zugegeben, dass es ihm gefiel. Aber er wusste, dass er gesünder wurde, und das Brennen seiner Muskeln bereitete ihm durchaus Freude.
    Er lernte, die korrekten Rangbezeichnungen des Heeres zu gebrauchen: Colonel, nicht Commander, Sergeant, nicht Petty Officer. Das verminderte

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