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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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sein, dass er sie auf eine solch manipulative Weise für seine eigenen Zwecke benutzt hatte? Er musste noch viel darüber lernen, wie es auf der Erde zuging.
    Er hatte jedoch mit wachsendem Ärger verfolgt, wie sich diese Zusammenkunft entwickelte. Nun nahm er all seinen Mut zusammen und ergriff erneut das Wort. »Herr Minister, Kommissar – tut mir Leid –, ich verstehe dieses Gerede über Kontrolle, Vorsicht und schrittweise Finanzierung nicht. Geht es hier nicht darum, den Krieg zu gewinnen? Warum tun wir es nicht einfach?«
    Gramm zog die Augenbrauen hoch. »Tapfer gesprochen«, sagte er mit leiser Drohung. »Aber ganz egal, welchen Klatsch Sie in Ihrer Kaserne an der Front gehört haben, Ensign, unsere Mittel sind nicht unbegrenzt. Wir können nicht alles tun.«
    »Aber es ist nicht nur das«, sagte Luru Parz. »Wie erfrischend naiv ihr seid, mein lieber Junge – aber das müsst ihr wohl sein, sonst wärt ihr gar nicht erst bereit zu kämpfen. Wollen wir diesen Krieg wirklich gewinnen? Ist das unser Ziel? Was würde Minister Gramm den ganzen Tag tun, wenn kein Minister für ökonomische Kriegsführung mehr benötigt würde? Ich bin nicht sicher, ob unser Regierungssystem dem Schock des Sieges standhalten könnte.«
    Gramm sah Luru Parz böse an, verzichtete jedoch auf eine Erwiderung.
    »Das ist mir alles egal«, sagte Pirius tollkühn zu Gramm. »Wir müssen versuchen, den Krieg zu gewinnen. Das ist unsere Pflicht, Sir.«
    Gramm sah ihn überrascht an, dann legte er den Kopf in den Nacken und lachte schallend, wobei er Speisereste in die Luft sprühte. »Sie wagen es, einen Minister über seine Pflicht zu belehren? Lethe, Ihr Liebling hat wirklich Mumm, Kommissar!«
    »Aber er hat Recht«, sagte Nilis und schüttelte ernst den rasierten Kopf.
    Luru setzte noch einmal nach. »Das finde ich auch. Sie müssen das unterstützen, Herr Minister.«
    »Und im Konklave wird man mich dafür in der Luft zerreißen«, knurrte Gramm. »Ich hätte gedacht, Sie wären die Konservativste von uns allen, Luru Parz.«
    Sie lächelte. »Ich bin konservativ – sehr konservativ. Allerdings arbeite ich in zeitlichen Dimensionen, die Sie sich gar nicht vorstellen können.«
    Gramm erschauerte tatsächlich heftig. Pirius fragte sich erneut, wer diese Frau war und über welche Macht sie verfügte.
    Pila, Gramms elegante Beraterin, beobachtete all das schweigend, die Lippen in hochmütiger Belustigung nach oben gezogen. So weit Pirius sich erinnern konnte, hatte sie während der gesamten Besprechung kaum ein Wort gesagt.
     
    Als die Unterredung zu Ende war, gesellte sich Nilis mit leuchtenden Augen zu den Ensigns. »Vielen Dank, vielen Dank. Ich wusste, dass meine Eingebung, euch mitzunehmen, richtig war – ohne euch hätte es nicht geklappt! ›Projekt Hauptradiant‹ – so werden wir es nennen –, Projekt Hauptradiant ist heute aus der Taufe gehoben worden. Und wie ihr mit dem Minister geredet habt – davon werde ich noch jahrelang zehren!«
    Torec funkelte Pirius an, der trübselig »Ja, Sir« sagte.
    »Und jetzt wartet Arbeit auf uns, ein Haufen Arbeit. Der Minister hat uns sieben Wochen gegeben, dann müssen wir ihm Bericht erstatten – nicht viel Zeit, nicht einmal halbwegs genug Zeit, aber es wird reichen müssen. Seid ihr dabei?«
    Pirius betrachtete den alten Mann – diesen mit vielen Fehlern behafteten Mann, der ihn aus seiner Ausbildung, aus seinem Leben gerissen, ihn quer durch die Galaxis geschleift und dann zur Schau gestellt hatte, um die eigenen Ziele zu erreichen – und dennoch, so viele Fehler er auch haben mochte, Nilis arbeitete für den Sieg. Für Pirius gab es keine höhere Pflicht. »Ja, Sir.«
    Nilis wandte sich an Torec. »Und du hast keine Angst, dass du deinen Job loswerden könntest, wenn wir die Galaxis erobern?«
    Torec lächelte. »Nein, Sir. Es gibt ja noch mehr Galaxien.« Ihr Ton war munter, ihr Lächeln lebhaft.
    Aber Pirius sah, wie Nilis bei ihren Worten erbleichte.

 
10
     
     
    Auf der Quin-Basis lebte man im Innern des Steinbrockens.
    Früher einmal war dieser Asteroid nicht mehr als ein klumpiges Konglomerat aus bröckeligem Gestein, Eis und Schmutz gewesen. Jetzt war er ausgehöhlt und mit einem Innenskelett aus Säulen aus verschmolzenem und gehärtetem Fels verstärkt.
    Die Räumlichkeiten waren in mehreren Schichten angeordnet. Den größten Teil seiner dienstfreien Zeit verbrachte man in großen, weitläufigen Räumen direkt unter der Oberfläche. Hier aß man, hier schlief und

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