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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Frau. »Und was ist das Hauptproblem?«
    Torec zuckte die Achseln. »Die Steuerung dieser Flugroboter natürlich. Wir haben eine ganze Liste von Problemen.«
    Der virtuelle Nilis, der sie beide vollständig ignoriert hatte, klatschte jetzt aufgeregt in die Hände. Torec sah, dass der lautlose Countdown sich dem Ende näherte; Nilis, der von der fernen Erde hierher projiziert worden war, konnte seine Spannung kaum verbergen. Selbst Pila drehte sich um und schaute hin.
    Der Countdown endete mit einer Null. Aber der virtuelle Schirm blieb leer. Es erschienen keine schematischen Proteindarstellungen.
    In diesem ersten Augenblick wusste Torec bereits, dass der Versuch fehlgeschlagen war. Schließlich ging es bei dieser ganzen Überlichtrechenübung nur darum, die Antwort so rechtzeitig zurückzuschicken, dass sie schon zu Anfang vorlag.
    Und im Zentrum des Komplexes blitzte eine Explosion auf. Torec war einen Moment lang geblendet. Die lautlose, kurze Detonation schleuderte ein unspektakuläres Mondstaubgestöber empor, das, von keiner Luft getragen, sofort wieder zu Boden sank.
    Torec kniff die Augen zusammen und schaute sich um. Auf der Mondebene näherten sich die Techniker bereits von allen Seiten den Trümmern ihres Prototyps. Auf dem gemeinsamen Kanal hörte sie einige von ihnen sogar lachen.
    Die Frau, Pila, war bereits fort.
    Der virtuelle Nilis funkelte sie an. Sie hatte ihn noch nie so wütend dreinschauen sehen. »In deinem Quartier«, fauchte er. »Jetzt sofort.« Das Bild erlosch. Nur ein paar Pixel blinkten noch auf.
     
    Als sie in ihr Quartier zurückkam, zog sie den Hautanzug aus, warf ihn in einen Trichter und stieg in ihre Dusche.
    Große Wassertropfen quollen mit enervierender Niedrig-g-Langsamkeit aus dem Hahn. Es war typisch für die Erdenwürmer, eine solche Luxusvorrichtung an einem Ort zu installieren, wo das Wasser nicht einmal richtig fließen konnte, wo eine Ausstattung mit schlichten, ordentlichen Reinigungstüchern sogar besser gewesen wäre. Aber sie spülte ihren Schweiß ab, wusch sich die Haare und entfernte den Mondstaub unter ihren Fingernägeln.
    Das Projekt wurde auf einer riesigen Wallebene namens Clavius durchgeführt. Obwohl sich hier einmal eine große, von den Qax errichtete Industrieanlage befunden hatte, lag Clavius im tiefen Süden des Mondes und darum noch außerhalb des Bereichs der gegenwärtigen terraformierungsgleichen Bemühungen, der riesigen, überkuppelten Kolonien, die das Antlitz des Mondes um den äquatorialen Fuß der Brücke zwischen der Erde und ihrem Satelliten grün färbten.
    Seit einem Monat war Torec an diesem luftlosen, staubigen Ort gestrandet. Nilis hatte ihr ein kleines Team von Wissenschaftlern und Ingenieuren zur Verfügung gestellt, damit sie seine Konzepte für einen revolutionären neuen Computer weiterentwickelte. Vergeblich hatte sie eingewendet, dass sie zur Pilotin ausgebildet worden war; sie war eine Kämpferin, nicht irgend so eine kropfköpfige Technikerin. Aber Nilis hatte dagegen gehalten, es sei wichtig, dass ein Mitglied seines »inneren Teams«, wie er es nannte, an dieser fundamentalen Entwicklungsarbeit teilhatte.
    Also war ihr die Leitung des »Projektbüros«, wie man es lächerlicherweise nannte, übertragen worden. Theoretisch war es ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Techniker hier ihre Arbeit plangemäß, rechtzeitig und mit der erforderlichen Qualität erledigten.
    Anfangs hatte sie sich über den Umzug auf den Mond sogar gefreut. Im Gegensatz zur Erde war der Mond aus ihrer Sicht eine richtige Welt, eine Welt ohne eine verrückte, nicht modifizierte Atmosphärenschicht oder wogende, offene Wassermassen. Er war eine Welt, auf der man korrekterweise einen Hautanzug tragen musste, wenn man eine Kuppel verließ, und sich bei einem Sturz nur selten etwas brach – wenn man hohe Schwerkraft wollte, schaltete man ein Trägheitsfeld ein. So sollte es sein. Es hatte ihr sogar gefallen, wie es dort aussah, als Nilis ihr aus dem Orbit aufgenommene Bilder von Clavius gezeigt hatte, einer spektakulären Kraterformation mit Bergwänden, die einen Haufen Siedlungslichter umgaben.
    Aber so war es dann doch nicht gewesen. Zunächst einmal unterschied sich der Mond von den steinernen Welten, die sie aus dem Kern kannte, wo aufgrund der gnadenlosen Anhäufung von Sternen nur wenige Sternsysteme stabil waren und die Welten nach Belieben umherwanderten. Der Mond hingegen hatte fünf Milliarden Jahre auf dem Grund des Schwerkraftschachts

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