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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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zahlreichen unverständlichen technischen Briefings teilgenommen und wusste, wie man sich den Anschein gab, als wäre man voll bei der Sache, während man seine Gedanken schweifen ließ.
    Pirius hatte einigen Klatsch der Einheimischen aufgeschnappt. Enceladus, eine mit Eis überzogene Steinkugel, war nicht einmal der größte Mond des Saturn – der hieß Titan. Auf dem Titan kreuzten riesige Fabrikschiffe auf Meeren aus Hydrogenkarbonat-Schlammeis und verarbeiteten es zu Nano-Nahrung, um die ewig hungrige Erde zu füttern. Heutzutage wurde all dies natürlich von den Koalitionsbehörden kontrolliert, aber der Titan hatte eine interessante Geschichte. Er war einmal die bevölkerungsreichste menschliche Welt außerhalb der Erdumlaufbahn gewesen. Selbst jetzt, so erzählten ihm die Einheimischen, konnte man in den riesigen Raumhäfen mit ihren ins Eis gehauenen Seehäfen, wo kilometerlange Fabrikschiffe einliefen, um ihre Frachten zu löschen, und hundert Meter hohe Wellen wie Träume an die Ufer schlugen, noch exotische Abenteuer erleben, wenn man wusste, wo man sie suchen musste.
    Aber Pirius hatte den Titan nicht gesehen. Er saß hier auf Ensh fest, wie die Einheimischen ihn nannten, einer Marinebasis wie zahllose andere zwischen Sol und dem Hauptradianten. Früher wäre er nicht einmal auf die Idee gekommen, so etwas wie Ruhelosigkeit zu empfinden. Doch jetzt fühlte er sich, als hätte die Zeit im Sol-System seine Neugier geweckt. Was gab es dort draußen noch zu erleben – was hätte er vielleicht schon verpasst, wenn Pirius Blau nicht auf diese seltsame Weise in sein Leben eingebrochen wäre?…
    Er versuchte, sich auf die Diskussion zu konzentrieren.
    Commander Darc hatte den Boden unter den Füßen verloren. »Verzeihen Sie, Kommissar. Ich bin nur eine einfache Teerjacke. Wollen Sie damit sagen, dass der Nachtjäger lebendig ist? Das die Xeelee identisch mit ihren Schiffen sind?«
    »Ich, ich…« Nilis stockte und wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht. Pirius wusste, dass er überarbeitet war, weil er überall im Sol-System zugleich sein wollte. »Ja – wenn Sie eine kurze Antwort wünschen. Aber so einfach ist es nicht. Ich meine damit, dass es keinen Unterschied zwischen den Xeelee und ihrer Technologie gibt.«
    Luru Parz schien das alles zu amüsieren. »Aber Kommissar, Raumzeitdefekte oder Kondensate – das scheinen mir keine sonderlich viel versprechenden Materialien zur Erschaffung eines Phänotyps zu sein. Im Gegensatz zu den auf Kohlenstoffverbindungen basierenden Molekülen, aus denen beispielsweise Sie bestehen, gibt es einfach nicht viel davon.«
    »Durchaus richtig.« Nilis lächelte ihr zu. »Die meisten Lebensformen, denen wir begegnet sind, haben gewisse Gemeinsamkeiten. Der Weltraum ist voller präbiotischer Chemikalien, überall gibt es jene Kohlenstoffchemie, die unserer Art von Leben zugrunde liegt – simple Aminosäuren, Ammoniak, Formaldehyd und so weiter. Dieses Zeug wird in interstellaren Wolken erzeugt und regnet auf die Planeten herab. Noch heute fallen zum Beispiel täglich mehrere tausend Tonnen auf die Erde. Die Kohlenstoff-Wasser-Chemie ist also wirklich eine nahe liegende Hilfsquelle für die Entstehung von Leben. Natürlich haben die Menschen und, sagen wir, die Silbergeister im Detail wenig miteinander gemein. Wir sind jedoch Produkte derselben präbiotischen interstellaren Chemie; wenn man genau hinschaut, sind wir tatsächlich Verwandte.
    Aber wie Sie sagen, Luru Parz, die Xeelee sind anders. Diese Raumzeitdefekte, aus denen sie bestehen, sind ganz und gar nicht alltäglich. Jedenfalls heutzutage nicht mehr… In der komplizierten Geschichte des Universums hat es jedoch eine Zeit gegeben, in der sie alltäglich waren. Die Xeelee – oder ihre Vorfahren – sind zweifellos in einem früheren Zeitalter des Universums entstanden, einer Epoche, in der es Raumzeitdefekte in Hülle und Fülle gab: in den ersten Momenten nach der Singularität. Wenn das stimmt, haben die Xeelee sehr tiefe Wurzeln in der Zeit.«
    Gramm machte mit seinen dicken Lippen ein explosives Geräusch. »Sie stellen meine Geduld wirklich auf eine harte Probe, Kommissar. Das hier soll eine militärische Unterrichtung sein! Würden Sie nun – bitte – zum – Punkt – kommen?«
    Nilis stützte sich auf ein Pult und funkelte Gramm an. »Der Punkt ist, Herr Minister, dass wir jetzt vielleicht verstehen, warum die Xeelee sich um Chandra, das schwarze Loch, sammeln. Sie brauchen seine enorme

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