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Sternenkinder

Sternenkinder

Titel: Sternenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schwerkraft, seine alles verzerrende Raumzeitkrümmung.«
    »Aha.« Luru Parz nickte. »Für sie ist Chandra wie ein letztes Feuer in einem erkalteten Universum.«
    »Aber das ist noch nicht alles.« Nilis fing an, die Kondensatelemente des Schiffes zu beschreiben. »Nun, Kondensatmaterie war in einer bestimmten Phase des frühen Universums alltäglich – aber in einer anderen Phase als jener, in der die Raumzeitdefekte auftraten. Es war eine kosmische Zeit, die der ersten so fremd war, wie es unsere ferne Zukunft für uns sein wird, jene Zeit, wenn die Sterne gestorben sind und dunkle Energie das Anschwellen der Raumzeit beherrscht…
    Aber die Xeelee oder ihre Vorfahren haben es geschafft, eine Partnerschaft, eine Symbiose mit diesen Wesen aus der fernen Zukunft einzugehen. Durch diese Symbiose ist es ihnen gelungen, das langsame Zerfasern des Universums zu überleben – und sie existiert immer noch, im Material ihrer Schiffe.
    Wie können wir uns also mit den Xeelee vergleichen? Es gibt Leute, die behaupten, in der Evolution der Menschheit habe es zehn entscheidende Schritte gegeben…«
    Die zehn Schritte begannen mit der Entwicklung eines DNA-basierten Gencodes. Dann folgten weitere, über die Pirius nur wenig wusste: die Nutzung von Sauerstoff zur Gewinnung freier Energie, der Einsatz von Glukose im Energiestoffwechsel, die Entwicklung der Fotosynthese und die Eingliederung der Mitochondrien – einer Art Miniaturkraftwerke – in komplexe Zellen. »Dieser erste große Triumph der Symbiose«, sagte Nilis geheimnisvoll. Die verbleibenden Schritte waren die Herausbildung eines Nervensystems, die Evolution des Auges, die Entwicklung eines Innenskeletts, das die Kolonisierung des trockenen Landes erlaubte, die Evolution der Wirbeltiere.
    »Und schließlich«, warf Luru Parz trocken ein, »der glanzvolle Auftritt von Homo sap selbst.«
    Nilis sagte: »Einige dieser Schritte sind gewiss anfechtbar – und außerirdische Geschöpfe hätten natürlich ihre eigene Abfolge von Entwicklungsstufen –, aber die Idee ist trotzdem klar. Und wie immer man dazu stehen mag, die Menschheit hat sich jedenfalls nicht über meinen zehnten Schritt hinaus entwickelt.«
    »Aber vielleicht sehen wir an den Xeelee«, meinte Luru Parz, »welches der elfte Schritt sein könnte.«
    »Ja«, sagte Nilis nachdenklich. »Wir sehen erweiterte Möglichkeiten des Lebens. Eine tief greifende Verschmelzung mit Technologie. Und eine Symbiose nicht nur mit anderen Bewohnern derselben Biosphäre, sondern mit fremdartigen Lebewesen aus völlig anderen Biosphären – sogar mit Geschöpfen aus anderen Zeiten des Universums, Geschöpfen, die von anderen physikalischen Gesetzen regiert werden. Dies ist wirklich eine erstaunliche Vision«, sagte er beinahe verträumt. »Es scheint, als wären die Xeelee tiefer ins Universum eingebettet als wir.«
    »Ach, aber das ist doch alles…« Gramm wirkte verärgert. »Dies ist also die Botschaft, die ich dem Großen Konklave von Ihnen überbringen soll, Kommissar? Dass die Xeelee nicht nur über höhere Feuerkraft, größere Rechenkapazitäten und eine bessere Taktik verfügen, sondern auch gewissermaßen biologisch überlegen sind?«
    Nilis seufzte. Die Ringe unter seinen Augen schienen noch dunkler zu werden. »Wenn man etwas vernichten will, Herr Minister, muss man es verstehen. Wir wissen jetzt, dass die Xeelee viel älter sind als wir, dass wir es mit Überbleibseln aus der Frühzeit des Universums zu tun haben. Dieser unser Kampf betrifft die Vergangenheit ebenso wie die Gegenwart oder die Zukunft.«
    Dieser Satz hing für einen Moment in der Luft. Dann ging die Besprechung weiter, noch stürmischer als zuvor.

 
15
     
     
    Auf dem Mond verbrachte Torec lange Tage und schlaflose Nächte damit, Nachforschungen anzustellen, Sitzungen zu leiten, direkte Konfrontationen mit aufsässigen Technikern zu erzwingen und jeden Zentimeter ihrer Prototypanlage akribisch abzusuchen.
    Sie befolgte Nilis’ Rat und versuchte, innerhalb des Projekts für Disziplin zu sorgen. Sie zwang ihre streitenden Technikergruppen, sich auf Entwürfe für die Schnittstellen zwischen ihren Komponenten zu einigen und mit diesen Entwürfen zu arbeiten. Und sie legte eine Reihe von Laufzeiten fest, nach denen Änderungen nur noch innerhalb gewisser Grenzen erlaubt waren. Die Techniker murrten, setzten ihre Arbeit jedoch fort. Torec vermutete sogar, sie waren froh darüber, dass sie sie dazu gebracht hatte, ein bisschen Härte zu zeigen

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