Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
Vom Netzwerk:
werden würde, ein Lichtläufer und noch dazu ein naher Verwandter war. Aber dem war nicht so. Er hoffte, dass Rohans Feuer noch weitere dreißig Jahre brennen würde.
    Andry hatte sich Stronghold noch nie aus dieser Richtung genähert. Nialdan und Oclel waren überhaupt noch nie in der Wüste gewesen. Ritt man von Radzyn aus gen Norden, war die große Burg vierzig Längen weit sichtbar. Doch wenn man aus Skybowl und Feruche kam, zeigte sich nur der Turm der ewigen Flamme, denn die Burg selbst wurde durch einen Felsvorsprung verdeckt, der einem halb in den Dünen verborgenen Finger ähnelte. Erst als die drei Faradh’im ihn umrundet hatten, tauchte Stronghold abrupt in all seiner klotzigen, massiven Macht vor ihnen auf.
    Nialdan stieß einen Pfiff aus, Oclel einen leisen Ruf des Erstaunens. Selbst Andry, der schon unzählige Male hier gewesen war, war wieder beeindruckt von den dicken Mauern, den riesigen Türmen und den Bannern, die vom Torhaus flatterten. Auch die violette Flagge der Prinzenmark hing dort auf einem Mast, der genauso hoch war wie der für das Blau der Wüste mit seinem goldenen Drachen; Radzyns Rot und Weiß, Skybowls Blau und Braun, das Blau und Weiß von Remagev und das Rot und Orange von Whitecliff, sie alle flatterten unterhalb der Fahnen der beiden anwesenden Prinzen. Die Farben verkündeten Stolz und Macht und Ansehen; Andry war wütend auf sich selbst, weil er nicht daran gedacht hatte, sein eigenes, schlichtes, weißes Banner mitzubringen, das traditionsgemäß auf gleicher Höhe mit denen der Prinzen hätte hängen müssen. Es war nur eine Kleinigkeit, aber der Verzicht auf eines der Vorrechte der Schule der Göttin war nicht wünschenswert. Die Leute, vor allem diese Leute hier, durften nie vergessen, wer genau er war.
    Durch einen engen Pass und einen Tunnel unter den Quartieren der Wachen hindurch gelangten sie durch die Haupttore in den äußeren Hof. Ein weiteres Tor würde sie in den Zentralhof bringen, und Andry war sich sicher, dass ihn dort nur seine Eltern begrüßen würden.
    Die drei Reiter waren entdeckt worden. Andry zügelte sein Pferd und hielt beide Hände empor, um sich mit Ringen und Armbändern auszuweisen, die im Sonnenlicht funkelten. Als das Drachenhorn erklang und die Tore für ihn geöffnet wurden, stellte er sich vor, was jetzt wohl im Schloss geschah. Seine Mutter bestand sicher darauf, sich allein um ihn zu kümmern, und bis auf seinen Vater würden alle gehorchen. Maarken würde vielleicht versuchen, sich zu ihnen zu gesellen, aber ein Blick von Chay würde ihn auf seinen Platz verweisen. Sie würden auf der Haupttreppe auf ihn warten, würden ihn mit Mienen voll Zorn, Schmerz und trotzigem Abscheu erwarten.
    Andry beschloss, sie zu verwirren.
    Das Abendessen in der Großen Halle verschlug Nialdan und Oclel an diesem Abend die Sprache. Zu Ehren des Herrn der Schule der Göttin hatte Rohan seinen Köchen höchste Kunst und seinem Haushofmeister äußerste Eleganz befohlen, was für gewöhnlich den Neujahrsfeierlichkeiten und reisenden Prinzen vorbehalten blieb. Drachenruh war zum Teil bewusst für die Vorstellungen gebaut worden, die ein Hoheprinz seinen Gästen bieten sollte; Stronghold war noch eindrucksvoller, weil es von den Kellern bis hinauf zu den Türmen als eine Burg zur Verteidigung entworfen war. Die Schönheit von Drachenruh verbarg seine sorgfältig geplante militärische Kraft, was aber die reine Pracht anging, so konnte sich nichts mit Stronghold messen, wenn es für ein formelles Ereignis hergerichtet war. Massive Steine, geschmückt mit Blumen und Grünpflanzen, erinnerten an einen ungeschlachten Krieger in zeremonieller Rüstung: Muskeln in poliertem Silber und weichster Seide, aber dennoch zum Kampf bereit.
    Dies entging auch Andry nicht, obwohl er daran gewöhnt war. Seine ganze Familie war so: Stahl, eingehüllt in Samt. Nialdan und Oclel waren so von Ehrfurcht ergriffen, wie Rohan es offensichtlich bezweckt hatte. Das erzürnte Andry ein wenig. Trotzdem empfand auch er den Stolz seiner Familie auf diesen Familiensitz, und sein Sinn für Humor erlaubte es ihm, Rohan insgeheim zu seinem Instinkt zu beglückwünschen. Jeder, der Stronghold auf diese Weise erlebt hatte, würde mehr als zweimal darüber nachdenken, sich gegen den Hoheprinzen aufzulehnen.
    Aber er wusste auch, dass dieses Schauspiel nicht bloß seinen beiden Lichtläufern galt. Es war die Probe für den Besuch von Miyon von Cunaxa.
    Sioned erklärte es ihm rundheraus. »Tallain

Weitere Kostenlose Bücher