Sternenlaeufer
gemacht, sondern von den Schlossbewohnern selbst. Die Qualität hatte darunter nie gelitten. Als eine lebhafte Weise dafür sorgte, dass die Füße in Bewegung kamen, warf Sionell ihrem Gemahl einen vielsagenden Blick zu.
Er grinste erneut, aber gehorchte ihrem Wink und forderte Meiglan zum Tanz auf. Das Mädchen erbleichte, stammelte eine Entschuldigung, aber die wurde nicht angenommen. Riyan forderte sie gleich nach Tallain von sich aus auf. Als sie das Mädchen so in sicheren Händen sah, lehnte sich Sionell zurück und nippte zufrieden an ihrem Taze. Der Prinz aus Cunaxa mochte seine Tochter ja ignorieren, aber sonst tat es niemand.
Rohan tanzte mit Lady Ruala, während Sioned ihre Pflicht mit Miyon erfüllte. Andry führte seine Schwägerin auf die Tanzfläche. Sionell fand sich von Maarken aufgefordert, der Augen im Kopf hatte und dem Pols Blicke nicht entgangen waren.
»Deine kleine Freundin ist ein rechter Erfolg«, erklärte er ihr, als eine Figur ihn nahe genug an sie heranführte, dass er ihr etwas ins Ohr flüstern konnte. »Pass auf – Pol wird der Nächste sein.«
Tatsächlich warf Pol ungeduldige Blicke zu Meiglan hinüber, während er Tobin durch die einzelnen Figuren des Tanzes führte. Sionell sah sich unter den anderen edlen Damen in der Großen Halle um: Es waren alles schöne, strahlende, selbstbewusste Frauen, die sich und ihren Wert kannten. Trotz des Schadens, den Miyon mit seiner bewussten Grausamkeit angerichtet hatte, konnte Meiglan nicht umhin, von ihrem Beispiel zu lernen. Und tatsächlich gab sie ein hübsches Bild ab, als sie von Tallain geführt wurde und ihr rosa Gewand bei ihren graziösen Schritten um sie herumwirbelte.
Aber Pol stritt nicht mit Riyan um den zweiten Tanz. Er überließ seine Tante ihrem jüngeren Sohn und begab sich direkt zu Sionell.
Es war ein langsamer Tanz, der eine halbe Umarmung erforderte und daher mit einem Partner, den man begehrte, mehr als ein kleiner Flirt werden konnte. Sionell legte ihre Fingerspitzen auf Pols Schultern und sah ihm direkt in die Augen. Ein Teil von ihr würde immer auf ihn reagieren. Aber sie war kein liebeskrankes Kind mehr.
Als sie zusammen über die blauen und grünen Fliesen glitten, ließen seine ersten Worte sie jedoch an seinem Verstand zweifeln.
»Erzähl mir von Lady Meiglan.«
Feinfühlig wie immer, dachte sie. »Was willst du denn wissen?«
»Alles.«
»Sie ist sehr jung, sehr schön und sehr unschuldig. Aber das kannst du ja mit eigenen Augen sehen.«
»Magst du sie?«
»Ja.«
»Vertraust du ihr?«
»So weit wie jeder, der in der Wüste geboren und aufgewachsen ist, jemandem aus Cunaxa traut.«
Pol runzelte die Stirn.
Der Tanz verlangte eine spielerische »Flucht«; Sionells Hände glitten an Pols Arm herab, bis sie locker an seinen Fingerspitzen verhielten, nur durch diese leichte Berührung mit ihm verbunden.
»Miyon wird schließlich jeden und alles einsetzen, um zu bekommen, was er will.« Sie machte den verlangten Kreuzschritt nach links; Pol konterte und versperrte ihr den Weg. Als die Bewegung nach rechts wiederholt wurde, fügte sie hinzu: »In diesem Frühjahr wollte er nach Stronghold kommen.«
»Und da ist er«, bemerkte Pol.
Ihre Handgelenke wurden ergriffen, und wieder wurde sie näher gezogen. »Ja. Hier ist er.«
»Und Meiglan noch dazu. Was glaubst du, wie würde er reagieren, falls ich Interesse an ihr bekunden sollte?«
»Ich denke, damit rechnet er«, erwiderte sie schroff.
»Ich auch.« Er wirbelte sie zweimal herum, so dass ihr grünes Kleid flatterte, und stand dann hinter ihr, die Hände wieder auf ihrer Taille. »Aber ich glaube, er rechnet nicht mit ihrer Reaktion auf mich.«
Sionell warf ihm über die Schulter einen überraschten Blick zu. »Du eitler, selbstsüchtiger, eingebildeter …«
Pol lachte nur. »Übertreib’s nicht, Ell!«
Als der Tanz endete, zog er sie einen Augenblick an sich. Dann überließ er sie seinem Vater, ehe er zu Meiglan hinüberschlenderte und sie Chay vor der Nase wegschnappte.
»Er macht sich zum Narren«, murmelte Rohan, als der Tanz begann. »Als damals Tilal und Kostas um Gemma gekämpft haben, hat er mich aufgefordert, ihn zu treten, wenn er sich genauso dämlich verhalten würde. Ich habe das Gefühl, dass mein Stiefel schon sehr bald mit seinem verlängerten Rücken Kontakt bekommen wird.«
Sionell raffte ihre Röcke, um einige schnelle, komplizierte Schritte auszuführen. Dann legte sie ihre Hände erneut in die von Rohan. »Er weiß,
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