Sternenlaeufer
Gelegenheiten demonstriert hast. Also: Ja, die Aussicht auf eine Cunaxanerin als Mutter meiner Enkel stößt mich ab. Aber bis Ruval unter dem Stein hervorkriecht, unter dem er sich versteckt hält, und bis Pol zu seinen eigenen Entschlüssen bezüglich Meiglan kommt, solange gibt es doch wohl nicht viel, was ich tun könnte, oder?«
Sioned lenkte ein. Sie legte ihre Hände auf seine, die auf ihren Schultern ruhten, und meinte: »Pol war schon früher in Gefahr. Seine Rechte wurden angezweifelt. Aber …«
»Aber du und ich, wir beide haben immer zu seinen Gunsten gehandelt. Wir haben ihn beschützt und haben für ihn Entscheidungen getroffen. Diesmal ist er auf sich gestellt. Wir müssen ihm vertrauen, Sioned, ihm und der Erziehung, die wir ihm gegeben haben.«
»Ja«, erwiderte sie langsam. »Er ist kein Kind mehr. Aber von ihm geht so viel Unschuld aus, Rohan. Ich kann es nicht richtig erklären. Er ist irgendwie … unberührt, auch wenn er ein erwachsener Mann ist und sogar ein herrschender Prinz und Frauen ihm wahrhaftig nicht fremd sind.«
»Im Gegensatz zu seinem Vater, dem Hinterwäldler«, murmelte Rohan und lächelte ein wenig.
»Ach? Ich habe gehört, dass du voll von dir überzeugt warst, als du achtzehn gewesen bist und deine erste Schlacht hinter dir hattest!«
»Das hat dir wohl Myrdal erzählt, was? Hat sie auch erwähnt, dass ich so voll war mit Siegeswein, dass ich mich an fast nichts mehr von dieser ganzen Nacht erinnern kann?«
»Fast?« Sie zog eine Braue hoch.
»Nun ja … Es blieb gerade genug, um zu wissen, was ich wollte, als ich dir schließlich begegnet bin.«
»Genau. Und Pol weiß genug, um zu wissen, was er von diesem Mädchen will.«
»Sie hat einen Namen.«
»Lenk nicht vom Wesentlichen ab«, erklärte Sioned ernst.
»Also gut.« Er zog einen Stuhl in die Sonne und setzte sich; da sie offensichtlich ein langes Gespräch vor sich hatten, machte er es sich lieber bequem. »Lass uns davon reden, ob wir Pols Witz und Urteilsvermögen trauen. Tust du das oder nicht?«
»Bei allem anderen ja! Er hat sich selbst als Prinz und als Mann bewiesen …«
»Tatsächlich? Da bin ich mir nicht so sicher.«
»Und was soll das nun wieder heißen?«
Rohan stützte die Ellbogen auf die Armlehnen und verschränkte die Finger miteinander. Inmitten von Smaragden leuchtete der große Wüstentopas an seiner Hand. »Ich habe mir manches Mal Sorgen gemacht, mein Sohn könnte mich ebenso verabscheuen wie ich meinen eigenen Vater. Oh, ich habe Zehava natürlich geliebt und von ganzem Herzen bewundert, obwohl wir uns überhaupt nicht ähnlich waren. Aber als ich dann zwanzig oder so war, wollte ich unbedingt ein Prinzentum regieren, denn ich dachte, ich würde es besser verstehen als er.« Er lächelte trocken. »Ganz schön überheblich, das musst du zugeben.«
»Pol fühlt überhaupt nicht so, Rohan.«
»Nein. Was das angeht, haben wir Glück. Er hat sein eigenes Prinzentum, über das er regiert, also braucht er nicht meines, um sein Talent zu beweisen. Er ist sich ja noch nicht einmal sicher, ob er wirklich Hoheprinz sein will – er ist völlig zufrieden damit, wenn ich die nächsten fünfzig Jahre oder so damit zu kämpfen habe. Es gibt also keine Eifersucht oder Rivalität zwischen uns.«
»Natürlich nicht. Aber ich verstehe nicht …«
»Lass mich ausreden. Als ich die Prinzenmark auf seinen Namen eintragen ließ, habe ich das nicht nur gemacht, weil er einen Blutsanspruch darauf hat, während ich sie mir nur im Krieg verdient hatte. Ich wollte, dass er schon während er heranwuchs die Prinzenmark als sein Prinzentum betrachtete. Er sollte wissen, dass er sie regieren würde, lange bevor er auch die Wüste bekommen wird. Inzwischen hat er Selbstbewusstsein sowohl als Prinz als auch als Mann.
Aber, weißt du, ich musste nie richtig daran arbeiten. Er hat zwar niemals etwas einfach bekommen, er musste es sich immer verdienen, vom Knappen bis zum Ritter, und die Göttin weiß, dass Urival und Morwenna auch recht streng waren mit ihrer Faradhi -Ausbildung . Du und Ostvel und ich, wir haben ihn einer ebenso harten Schule unterzogen, wo es ums Regieren ging. Aber er hat dennoch nie um irgendetwas kämpfen müssen und es dann gewonnen. So, wie ich in jenem Sommer mit Roelstra kämpfen musste. Um meinen Respekt als Prinz – und um dich zu gewinnen.«
Sioned trommelte mit den Nägeln auf dem Frisiertisch. »Und das hat Pol noch nicht nötig gehabt. Rohan, glaubst du wirklich, er braucht
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