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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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ein Wunder an klassischer Schönheit und Kraft. Nur das Beste für den Hoheprinzen Rohan, sagte er sich missmutig. Exquisite Speisen, prachtvolle Wandteppiche, geschnitzte Möbel aus dem feinsten Syrener Holz, Kerzen aus Grib, die weiches, weißes Licht verbreiteten, anstatt öliger, rauchender Fackeln – obwohl es sich hier um eine Trutzburg handelte, die jederzeit kampfbereit war, so war es doch auch das Schloss eines Prinzen.
    Marron war ein Prinz. Und ehe er starb, würde er Hoheprinz sein wie sein Großvater, würde zwischen den Schlössern von zwei Ländern wählen können. Er verlagerte das Banner auf seiner Schulter und beschloss nach kurzer Überlegung, das Frühjahr in Drachenruh, den Sommer in der Felsenburg, den Herbst in Feruche und den Winter hier in Stronghold zu verbringen. Es würde Vergnügungsreisen nach Radzyn und an andere Orte geben, und Elktrap würde eine feine Jagdhütte abgeben … Er grinste vor sich hin. Wenn Mireva und Ruval glaubten, er würde sich mit Feruche als einziger Belohnung für alles begnügen, was er ertragen hatte, dann würden sie eines Besseren belehrt werden.
    Sein Magen knurrte. Er verlangte nach seinem Abendessen, und der Posten aus Tiglath, der mit dem Banner seines Herrn in der Nähe stand, sah sich mit einem mitfühlenden Lächeln zu ihm um. Als Antwort zuckte Marron leicht mit der Schulter. Die Versammlung heute war nicht so ein großes Bankett, wie es zu Miyons Ankunft veranstaltet worden war, und so würden sich Musik und Tanz nicht bis in die Nacht hinziehen. Aber die Edlen ließen sich Zeit. Nach all den Gerüchten über den Tod der Lichtläuferin in Gilad war es erstaunlich, dass überhaupt ein formelles Mahl stattgefunden hatte. Er hätte gedacht, sie würden lieber alle in ihren Gemächern essen.
    Das Essen hier war hervorragend, selbst das, das dem gemeinen Volk vorgesetzt wurde. Das Fleisch, das Marron aufgrund der ungewohnten körperlichen Anstrengung in Tiglath verloren hatte, kehrte an seinen Bauch zurück. Er fragte sich voller Neid, wie es diesen Wüstenmenschen gelang, ihre Figur zu halten; Rohan hatte den Taillenumfang eines Mannes, der nur halb so alt war wie er, und die Höchste Prinzessin zeigte ihre biegsame Gestalt heute Abend in einem schlichten, blauen Kleid, das sie umfloss wie Wasser.
    Marron veränderte wütend noch einmal seine Haltung, als die Knappen mit weiteren Kelchen umhergingen. Dann blickte er mit zusammengekniffenen Augen zum Tisch der Hohen hinüber und runzelte die Stirn. Das war kein Taze, was da ausgeschenkt wurde, sondern Wein. Er erkannte winzige Kristallgläser wie diejenigen, die Chiana für süße Obstliköre benutzte. Ein Toast also. Marron schnitt eine Grimasse. Dieser Narr von Miyon hatte wahrscheinlich das eine oder andere Abkommen unterzeichnet – nicht dass irgendeines davon irgendetwas bedeutete. Weder Rohan noch Pol würden lange genug leben, um irgendeinen Handel zu erfüllen.
    Marron zügelte seine Ungeduld so gut er konnte, denn er wusste, dass sein eigener Plan ebenso wie Mirevas von ihm verlangte, dass er noch ein wenig länger wartete. Sie wollte, dass er mitmachte, wenn Ruval Pol herausforderte, aber Ruval würde diese Chance nicht bekommen. Marron würde derjenige sein, der dieses Recht beanspruchte. Er würde es als eine Forderung von Feruche ausdrücken, aber mit Pols Niederlage würde nicht nur dieses Schloss, sondern die gesamte Prinzenmark an ihn fallen. Sollte sein lieber Bruder es doch versuchen, so viel er wollte, er würde ihn nicht vertreiben können. Marron besaß, was Ruval nicht hatte: Chianas Vertrauen und dadurch ihre Armee.
    Das laute Geplapper in der Großen Halle wurde zum Flüstern, als Pol aufstand und sein Glas erhob. Das Kristall schimmerte saphirblau im Kerzenlicht von den Wandhalterungen und Tischen. Von allem nur das Beste, dachte Marron wieder. Die Gribaner verlangten immense Summen für ihre Kerzen, und dies hier waren die besten. Sie brannten klar und hell zwischen riesigen Vasen mit Blumen. Nicht dass im Beisein des Hoheprinzen irgendeine Kerze zu flackern gewagt hätte, fügte er neidisch hinzu.
    Pol wartete auf Ruhe. Marron hielt es für unwahrscheinlich, dass er irgendeine Bemerkung über die tote Lichtläuferin machen würde. Niemand hatte die Gerüchte bestätigt, und der Kurier aus Gilad hatte nichts Genaues gewusst, als Ruval ihn vor einer Weile beiläufig befragt hatte. Lord Andry war ziemlich verkniffen, bemerkte Marron mit einem winzigen Lächeln. Lichtläufertode

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