Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
Vom Netzwerk:
Sionell.
    Wieder zwinkerte Alasen, diesmal in Riyans Richtung, so dass Sionell nichts mitbekam. »Da musst du Sioned fragen. Wird Jahnavi uns wohl unser Essen bringen, oder stolziert er noch immer in seiner neuen Tunika aus Skybowl umher?«
    Sionell sprang auf. »Ich werde nachsehen, was ihn aufhält.«
    »Nimm Jeni mit. Ihre Amme wird schon auf sie warten.«
    Nachdem Sionell das Kind in die Arme genommen und den Tisch verlassen hatte, schüttelte Riyan den Kopf. »Sie geht ziemlich direkt vor, was?«
    »Wegen Pol? Da hast du Recht. Aber sie ist ja erst vierzehn. Warte noch ein paar Jahre, dann wird sie alle Künste beherrschen. Und sie wird hübsch genug sein, um mehr als eine Gelegenheit zu bekommen, sie auch einzusetzen!«
    »Ich hoffe, das tut sie nicht. Ihre direkte Art hat etwas sehr Anziehendes. Ich hasse die Vorstellung, sie könnte zu einer dieser zimperlichen Idiotinnen werden, die das Rialla heimsuchen.«
    Alasen nickte mit sprühenden grünen Augen. »Wie ich bemerkt habe, ist es dir in diesem Jahr sehr gut gelungen, ihnen auszuweichen, indem du einfach nicht erschienen bist.«
    Er stöhnte leise. »Alasen, bitte versuche nicht, mich zu verkuppeln.«
    »Aber überhaupt nicht. Dein Vater und ich sind viel zu jung, um Großeltern zu werden.«
    Im selben Augenblick erschien Jahnavi in der Nebentür, die zu den Küchenräumen führte. Er bemühte sich, nicht unter dem Gewicht einer riesigen, weißen Terrine aus Kierstianer Keramik ins Stolpern zu geraten. Der Knabe hielt das Gericht Beifall heischend empor und verneigte sich. Als Riyan nickte und ihm damit die Erlaubnis erteilte vorzulegen, stellte er die Terrine auf den Tisch. Eine silberne Kelle und blaue Keramikschüsseln warteten bereits; Riyan beobachtete kritisch, wie Jahnavi die Suppe austeilte, ohne einen Tropfen zu vergießen. Sionell war auf ihren Platz neben Alasen zurückgekehrt und hielt den Atem an, während ihr kleiner Bruder seine ersten Pflichten als Riyans Knappe erfüllte. Sie seufzte vor Erleichterung auf, als er ohne einen Zwischenfall zum Abschluss kam, sich verneigte und in die Küche zurückkehrte, um Brot zu holen.
    »Sehr hübsch«, kommentierte Riyan so laut, dass Sionell ihn hören konnte. »Es fehlt noch ein wenig Schliff, aber er hat es dennoch glatt gelöst.«
    »Ich danke euch, Herr«, erwiderte das Mädchen formell. Aber dann musste sie doch grinsen. »Er war so nervös! Ihr seid Knappe in Swalekeep gewesen, und jeder weiß doch, welch ein Pedant der alte Prinz Clutha ist, wenn es um die Etikette geht.«
    »Ich habe allerdings einmal seinen Stock gespürt, als ich ein Tablett mit Pasteten fallen ließ«, erinnerte sich Riyan. »Aber ich bezweifle, dass derartige Methoden bei Jahnavi nötig sein werden. Ich war ein furchtbarer Tollpatsch!«
    Er verlor kein Wort darüber, dass Jahnavi mit seinen elf Jahren die Qualen der Pubertät noch nicht kennengelernt hatte, mit all ihrer Unsicherheit über abrupt verlängerte Glieder, erschreckend große Füße und eine beschämend unsichere Stimme. Es war dumm, einen Heranwachsenden für etwas zu bestrafen, das er nicht ändern konnte. Riyan war entschlossen, verständnisvoller zu sein als Clutha, einen Lehrmeister der alten Schule, wenn es um die Ausbildung der Knappen ging. Jahnavi war Riyans erstes Opfer auf diesem Gebiet. Walvis und Feylin hatten ihm ihren einzigen Sohn anvertraut, und er war entschlossen, sich dieses Vertrauens würdig zu erweisen. Er wusste, dass ihm nicht viele edle Knaben anvertraut werden würden; Skybowl war eine kleine, abgelegene Burg, und er war nur ein niedriger Athri . Sowohl er als auch seine Ländereien waren unbedeutend für den Rest des Prinzentums. Doch die Meinung der anderen kümmerte ihn nicht, denn Skybowl war für die Wüste auf eine Art und Weise wichtig, die niemand jemals erraten hatte.
    Nichts deutete hier auf die Bedeutung von Skybowl hin. Die Halle war nur ein Drittel so groß wie die in Stronghold und weit weniger vornehm eingerichtet. Die Menschen waren gut gekleidet und genährt, saßen aber auf Bänken an einfachen Tischen, nicht auf einzelnen Stühlen. Die frühe Abendsonne schien durch Fensterscheiben aus klarem Glas, nicht durch das farbige Kristall, das die meisten vornehmen Burgen auszeichnete. Hoch oben an den Wänden steckten Fackeln, nicht die weißen Kerzen, die Rohan in Stronghold eingeführt hatte. Ihre Halterungen waren aus schlichter Bronze, nicht aus Silber oder Gold. In Skybowl lebte man komfortabel, aber nicht im Luxus,

Weitere Kostenlose Bücher