Sternenlaeufer
wählen wird. Deshalb gebe ich euch dieses Messer.«
All das strahlende Gold und Bronze waren aus Riyans dunklen Augen gewichen. »Das bedeutet viel Vertrauen für uns.«
Und eine große Last für euch, dachte Rohan und verbarg seine Melancholie hinter einer ruhigen Antwort. »Ich würde es euch nicht geben, wenn ich euch nicht vertraute.«
Pol beugte sich über die Rolle und las laut. Er stützte dabei einen Ellbogen auf den Schreibtisch. »Der Rabikor ist nur durch Regeln gebunden, die vor dem Kampf festgelegt werden. Deshalb lerne deine Tradition gut, damit dein Gegner dich nicht in deiner Unwissenheit packen und alle Ehre legal beiseite schieben kann, um dich zu schlagen.« Er schaute zu Rohan hinüber. » Rabikor – das heißt ›Kristallkampf‹ in der Sprache der Alten.«
»Eine klingende und genaue Bezeichnung. Zu schön allerdings für einen Kampf bis zum Tode.«
»Einen Moment«, protestierte Riyan. »Heißt das, dass der andere Mann, wenn er die Regeln kennt, du aber nicht, sich dann nicht daran halten muss?«
»Ganz genau. Er ist nur an das gebunden, was vereinbart worden ist. Jede Taktik ist fair. Ich schlage vor, Ihr lernt diesen Abschnitt Wort für Wort«, fügte er täuschend sanft hinzu. »Jeder, der die festgelegten Regeln bricht, verliert, selbst wenn er gewinnt, alle Rechte und Ansprüche an dem, was er gefordert hat. Lies weiter.«
Pol fuhr fort. »›Die erste der Regeln ist folgende: Dieser Kampf soll nur zwischen zwei Personen ausgefochten werden. Die Einmischung einer weiteren Person ist verboten. Zweitens: Alle Elemente können angerufen werden, soweit Macht und Geschick es zulassen. Drittens: Das Unwirkliche kann jederzeit genutzt werden!‹« Er runzelte die Stirn. »Das bezieht sich doch auf das Heraufbeschwören von Entsetzen, wie Andry es getan hat.«
»Der Abschnitt über alle Elemente beunruhigt mich«, gestand Riyan. »Wir können natürlich das Feuer anrufen und auch die Luft. Aber Wasser und Erde hineinzuwirken, das ist normalerweise nicht unsere Art.«
»Dann lernt es«, meinte Rohan nur.
»›Viertens: Eine Perath soll für jeden Wettkämpfer von drei Personen errichtet werden. Innerhalb dieser Kuppel aus verwebtem Licht wird der Rabikor ausgetragen. Sollte einer der sechs während des Kampfes sterben, wird er nicht ersetzt.‹« Er blickte wieder auf. » Perath? ›Nadelwand‹? Nein, ›Kralle‹!«
»Ein Tribut an die Drachen vermutlich. Sie hält jeden davon ab, einzudringen oder hinauszugelangen. Der Sieger zerstört am Ende des Kampfes die Perath .«
Riyan zögerte. »Ist es so gefährlich, dass die Teilnehmer daran sterben können?«
»Augenscheinlich.«
Pol fuhr fort: »›Fünftens: Körperliche Berührung und Waffen aus Eisen, Bronze, Gold, Silber oder Glas sind verboten.‹ Verdammt. Es scheint so, als könnte ich mich nicht auf saubere Art Ruvals entledigen. Ich muss ihn durch Zauberei schlagen.«
»Nur wenn du dich auf diese Bedingung einlässt«, erinnerte Riyan ihn. »Wenn es nicht erwähnt wird, kannst du tun, was du willst.«
»Hhmm.« Pol dachte nach und schien besorgt. »Was sorgt dafür, dass wir dabei ehrlich bleiben, Vater? Die Zeugen doch wohl nicht. Niemand hat die Macht, eine Niederlage herbeizuzwingen, wenn die Regeln verletzt werden. Außerdem ist Miyon gegen uns, Barig repräsentiert einen Prinzen, der ebenfalls wütend auf uns ist, und was Andry angeht …« Er brach ab und verzog noch einmal das Gesicht. »Er wird nicht so dumm sein, einen Zauberer an meiner statt zu wollen, ganz gleich wie sehr er mich hasst.«
Rohan nickte. »Ich gehe davon aus, dass du die Ironie zu schätzen weißt. Du giltst als Lichtläufer, obwohl du nicht in der Schule der Göttin ausgebildet wurdest. Deine Niederlage würde das Vertrauen in alle Faradh’im erschüttern, und das ist kein wünschenswertes Ergebnis für Andry. O ja, er wird dich unterstützen. Er kann gar nicht anders.«
»Ich weiß nicht«, äußerte Pol offen seine Zweifel. »Er war wütend genug, eine Menge Drohungen auszusprechen. Aber ich verstehe noch immer nicht, warum wir uns an die Regeln halten sollten.«
Rohan zuckte mit den Schultern. »Wegen der Ehre, was dich angeht. Und wegen der alten Traditionen, was ihn betrifft, zumindest kann man das nur hoffen. Vielleicht glaubt er, dass du die Regeln nicht kennst.«
»Pol, sieh dir mal die sechste an«, murmelte Riyan.
Er las sie still für sich, erbleichte und las sie dann laut. »›Sechstens: Der Gebrauch von Dranath ist
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