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Sternenlaeufer

Sternenlaeufer

Titel: Sternenlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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Gemahl.«
    »Ruala!« Wieder packte er ihre Schultern und drehte sie zu sich um. »Welcher?«
    Ihre Antwort bestand in einem unschuldigen Lächeln und sonst nichts.
    »Hmmm«, meinte er.
    Ein schnelles Pferd in einem überstürzten Rennen einen Berg emporzureiten und gleichzeitig Sonnenlicht zu verweben, um einen gestürzten Drachen zu finden, das war nichts für Menschen, die sich leicht ablenken lassen. Pols Aufmerksamkeit wechselte gefährlich zwischen seinem Körper auf dem Rücken der Stute und seinem Geist, der auf dem gewebten Licht hoch über der Erde die Gegend absuchte. Diese zweifache Orientierung hätte ihn ebenso krank machen müssen wie das Überqueren von Wasser, aber er verspürte nur eine leichte Benommenheit. Der Göttin sei Dank für ihre Gnade, dachte er und teilte seine Konzentration sehr bewusst auf. Ihm blieb keine Zeit, an irgendetwas anderes zu denken.
    Aber Riyan tat es, und als sie sich anschickten, in eine Schlucht hinabzutauchen, lenkte er sein Pferd absichtlich gegen die Stute von Pol, um die Aufmerksamkeit des Prinzen zu gewinnen. Pol zügelte sein Tier, schüttelte das gewebte Licht ab und funkelte Riyan wütend an. »Warum, um aller Höllen willen, hast du das getan?«, brüllte er. »Ich wäre fast gestürzt!«
    »Es wäre dir noch schlechter ergangen, wenn du weitergemacht hättest, Lichtläufer. Sieh nur.« Als die anderen näher kamen, deutete er auf den Weg vor ihnen, der sich zwischen schattigen Bäumen verlor.
    Pol fühlte, wie sich sein Magen umdrehte. Wenn sein Körper den Sonnenschein verlassen hätte, während sein Geist und seine Gaben darin verwirkt waren – Urivals Lektionen über die Sternenrolle hatten ihm auch das uralte Wort für den schlimmsten Tod übermittelt, den sich ein Lichtläufer vorstellen konnte. Daltiya . Schattentod. Ein leerer Geist in einem Körper, der nur noch einige Tage funktionierte und dann starb.
    »Tut mir leid. Das war leichtsinnig von mir«, murmelte Pol. »Danke, Riyan.«
    »Hast du den Drachen gesehen?«
    »Noch nicht. Hat irgendwer etwas gehört?« Die anderen schüttelten den Kopf. »Sie kann nicht so weit von uns fort sein. Riyan, überprüfst du ungefähr eine Länge weit den Süden? Ich übernehme den Norden.«
    Nur wenige Augenblicke später stieß Riyan einen gutturalen Schrei aus. Augenblicklich war Pol wieder auf dem Hang, alarmiert von dem Entsetzen, das sich im Gesicht seines Freundes abzeichnete.
    »Kann nicht fliegen – Angst – tötet ihn! Tötet sie! Kann nicht fliegen, Flügel gebrochen – es schmerzt, schmerzt, schmerzt …«
    Sorin trieb sein Pferd zu Riyan hinüber. Er schüttelte seinen Freund kräftig mit einer Hand und rief mehrmals seinen Namen. Endlich kehrte wieder Verstand in Riyans dunkle Augen zurück. »Bist du in Ordnung?«, erkundigte sich Sorin besorgt.
    Ein Schlucken, ein kurzes Nicken. »Ihre Schmerzen … Ich habe sie selbst gespürt. Wir müssen uns beeilen, Pol. Gleich hinter dieser Anhöhe befindet sich eine Schlucht mit einem Wasserfall am östlichen Ende. Da ist sie.«
    Pol runzelte die Stirn. »Du sagtest ›sie‹.«
    »Ja?« Riyan schien die Erinnerung daran, was er gesagt oder gesehen oder gefühlt hatte, noch einmal zurückzurufen. Pol wusste nicht genau, was es war. »Ja. Ein anderer Mann. Mit rotem Haar – das ist der einzige Eindruck, den ich bekommen habe. Und außerdem ihre Angst und ihre Schmerzen. Pol, wie hat sie das gemacht? Mich so in ihre Gefühle einzulassen? Einen Augenblick lang war es fast, als würden sie und ich … als würde unser Geist sich berühren, nicht nur die Farben auf dem Sonnenlicht. Als wären wir ein Wesen.«
    »Wir werden Feylin und meine Mutter ein andermal darüber rätseln lassen. Obwohl es mich fertigmacht, dass du das kannst und ich nicht.« Er wandte sich Rialt zu. »Ein solcher Canyon bietet interessante Möglichkeiten. Du und Damayan, ihr reitet diesen Sims hinauf. Wenn sie versuchen, auf diesem Weg zu entkommen …«
    »Dann werden sie zutiefst enttäuscht sein, Herr«, erwiderte Rialt sofort. »Aber ich hoffe, Ihr habt nicht vergessen, dass Ihr mich zwar gelehrt habt, so auszusehen, als könnte ich ein Schwert benutzen, dass ich aber ein hoffnungsloser Fall bin, wenn ich das auch beweisen soll.«
    »Ich bin sicher, dass der Schein genügen wird«, tröstete ihn Pol. »Außerdem hat Damayan mir einst Lektionen im Umgang mit dem Schwert erteilt. Wenn es dazu kommen sollte, verteidige dich einfach, und mach dir keine Sorgen wegen eines Angriffs. Darum

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