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Sternenschatten

Sternenschatten

Titel: Sternenschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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nicht stören. Wenn Kelos wirklich als Mensch wiedergeboren worden war, würde es ihn nicht stören. Und wenn sich sein Verstand zur nächsten Stufe aufgeschwungen hatte … was kümmerte ihn dann das hysterische Gelächter einer Frau, die gleich in Tränen ausbrechen könnte?
    »Ich hoffe auch, dass er zu Hause ist«, sagte ich mit hölzerner Stimme. »Gut, es reicht, Mascha.«
    Sie verstummte gehorsam.
    »Ja, entschuldige. Das war hässlich von mir. Fliegen wir zurück, Pjotr. Uns bleibt nicht viel Zeit.«
    »Kannst du mit diesem Ding umgehen?«
    »Ein bisschen. Man hat es mir erklärt.«
    »Dann flieg ganz ruhig, ohne jede Hast. Wir sind schließlich nicht auf der Flucht.«
    Mascha runzelte die Stirn.
    Ich hob die Hand und öffnete sie kurz. Der purpurrote Stern verströmte sein kaltes Licht.
    »Wir haben ihn nicht gestohlen. Wir haben einen eigenen Samen bekommen, und niemand wird es wagen, ihn uns wegzunehmen. Schließlich sind solche Idioten wie Kelos und ich … eine seltene Erscheinung, sogar aufs gesamte Universum gerechnet.«
    »Lass ihn mich mal sehen …«
    Ich zog meine Hand weg. Mascha sah mich verständnislos an.
    »Nein. Lieber nicht. Besser, du spürst das nicht.«
    »Was nicht?«
    »Diese Gier.« Ich lächelte. »Stinknormale Gier. Ihretwegen … ihretwegen weißt du, wie wichtig das Ganze ist. Wenn du den Samen in die Hand nimmst, hörst du auf, dich zu fragen, ob in ihm etwas Gutes oder etwas Böses steckt. Du willst ihn verbergen … verstecken … in die Erde graben. In deine Erde. Damit er dort keimt.«
    Maschas Schultern zitterten, als liefe ein Kälteschauder über ihren Körper, der vergeblich versuchte, aus ihr auszubrechen.
    »Ich … also … ich muss ja auch fliegen …«, sagte sie mit veränderter Stimme.
     
    Es tagte.
    Die Nacht hatte alles in sich geborgen, was man sich nur vorstellen konnte: die Expedition, um Danilow zu holen, eine Schlägerei um den Samen, den Tod von Kelos.
    Jetzt endete ihre Zeit. Nun galt es zurückzukehren. Richtig.
    Nach Hause.
    Dort unten warteten drei Menschen und ein Reptiloid, und ganz kurz flammte in mir die wahnsinnige Hoffnung auf, Kelos sei als Mensch wiedergeboren worden und zu uns zurückgekommen …
    Es war Krej.
    Ich stieg aus dem Flyer. Mascha hielt sich mit der MPi im Anschlag einen Schritt hinter mir. Meine Wache … Mit einem Mal fühlte ich mich alt, sehr alt, älter als mein Großvater, älter als Kelos und Krej, älter als die Ur-Erde.
    »Habt ihr ihn euch also geholt«, sagte Krej. »Habt ihr es am Ende also doch getan.«
    Wie schön, dass auch sie sich ab und an irren.
    Ich öffnete meine Hand und hielt ihm den Samen hin. Er würde ihn nicht berühren, das wusste ich.
    Schweigend betrachtete Krej den kleinen Feuerball. Der Samen veränderte ständig seine Farbe, leuchtete mal orange-gelb, mal purpurn, mal rauchig blutrot.
    »Auf diese Weise also?«, fragte Krej.
    »Ja«, erwiderte ich.
    Er sah meinen Großvater an. »Soweit ich es verstanden habe, kehrst du nun zu deinem Planeten zurück, Andrej.«
    »Ja«, antwortete mein Großvater mürrisch. Ich würde noch etwas von ihm zu hören kriegen, dass er mit Krej reden musste, ohne über die vollständige Information zu verfügen.
    »Dann werden wir später noch Zeit haben, unseren Disput zu beenden.«
    Danach kam Mascha an die Reihe. Krej schenkte ihr einen Blick voller Wärme. »Du gehst?«, fragte er.
    »Natürlich.«
    »Ich hatte den Eindruck, unsere Welt gefalle dir ganz gut. Habe ich mich da also doch geirrt?«
    »Nein. Aber …«
    »Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, das ist wirklich nicht nötig. Du kannst ja mit der Technik der Liga umgehen. Man wird euch ein Schiff zur Verfügung stellen.«
    Mascha senkte schweigend den Kopf. »Krej, in dem Flyer liegt der Körper von Kelos.«
    Krejs Gesicht erzitterte.
    »Hat er das Spiel am Ende also doch verloren … Keine Sorgen, wir beerdigen ihn.«
    »Er hat uns geholfen, in den Schatten einzutreten.«
    »Einem Menschen in seinem Alter bekommt es nicht gut zu sterben.«
    »Aber manchmal ist es ganz nützlich, um ein Mensch zu bleiben!«, konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen.
    »Wer weiß?« Krej zuckte mit den Achseln. »Auf alle Fälle hat er so gehandelt, wie er es für richtig hielt. Er ist ein letztes Mal als Wohltäter aufgetreten … noch dazu für einen ganzen Planeten.«
    Vielleicht hatte Krej ja guten Grund, das zu sagen. Ich wusste von Kelos schließlich nicht all das, was er, Krej, wusste. Ihr Streit zog sich bereits

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