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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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ahnen, wie sehr ich wusste, was er damit meinte.

    »Früher waren Meer und Berge meistens Kilometer voneinander entfernt«, erklärte ich ihm, nachdem wir die Genehmigungen zum Verlassen der Kuppelgrenze erhalten hatten. Ich wollte keinen Moment des Schweigens aufkommen lassen, keine Gelegenheit zum Nachdenken. Also redete ich. »Dadurch, dass sich der Meeresspiegel so drastisch erhöht hat, liegt heute aber alles näher beieinander.«
    »Wie sah die Erde aus, bevor all das geschah?«
    Unsere Schritte raschelten im trockenen Gras.
    »Es war ein schleichender Prozess, aber als man ihn endlich ernst nahm, war es schon zu spät. An die sechs Milliarden Menschen lebten hier, heute ist es kaum mehr eine halbe. Es gab fünf verschiedene Kontinente, und doch konnte man sich nicht aussuchen, wo man leben wollte. Ist das nicht seltsam? Bei so viel Platz?« Dieses Phänomen verstand ich bis heute nicht.
    »Vielleicht hatten die Menschen Angst, die anderen könnten ihnen etwas wegnehmen«, sagte Iason. »Seit dem Krieg zeichnet sich auf Loduun eine ähnliche Entwicklung ab.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Heute leben die Irden enger als je zuvor zusammen und es klappt auch.«
    »Weil ihr jetzt wisst, dass es nur gemeinsam geht«, sagte Iason und darin lag wahrscheinlich in der Tat die Lösung. Wir mussten, also konnten wir.
    Die Sonne war inzwischen untergegangen und der Aufstieg zum Berg wurde nur noch blass von den entfernten Lichtern der Stadt beschienen. Wir holten unsere iCommpletes aus den Taschen, um den Weg zu beleuchten.
    »Schon komisch. Ihr seid definitiv das vernünftigere Volk und doch habt ihr jetzt Krieg. Und obwohl wir Irden uns mit der Vernunft deutlich schwerer tun, herrscht bei uns seit über hundert Jahren Frieden.«
    »Wir waren eben zu vertrauensselig, Mia. Das wird euch Irden aufgrund eurer Geschichte nie passieren.«
    »Dennoch verstehe ich es nicht. Weshalb tut Lokondra das?Was du von Loduun erzählt hast, so wie es früher war, klingt nahezu perfekt. Welches Interesse könnte er daran haben, all das zu zerstören?«
    Iason legte den Arm um mich. »Die Antwort kennt wohl einzig und allein Lokondra.«
    Wir erzählten und erzählten. Bloß kein Schweigen aufkommen lassen, mahnte ich mich immer wieder. Schweigen war gefährlich, zu gefährlich für uns . Wir hatten fast die Hälfte des Weges zurückgelegt, als Iasons iCommplete klingelte. Stirnrunzelnd blickte er auf das Display und ging dran.
    »Ja, hallo?«
    Eine dumpfe Stimme drang aus dem anderen Ende der Leitung.
    »Nein, ich bin unterwegs«, antwortete er.
    Wer immer es auch war, Iason lauschte mit alarmierender Aufmerksamkeit. Dann nickte er.
    »Ja, ich beeile mich. Bis gleich.«
    Iason drückte das Gespräch weg.
    »Was ist los? Wer war das?«
    Ein Ruck ging durch seinen Körper, so, als hätte er ganz vergessen, dass ich da war. »Richter Hartung«, sagte er dann. »Er scheint ernstlich in Sorge zu sein. Genaueres wollte er mir aber nicht am iCommplete sagen.« Bedauern lag in seinem Blick. »Wir müssen den Ausflug leider verschieben. Ist das in Ordnung?«
    Ich war schon ein bisschen enttäuscht. Aber immerhin würde uns das ablenken.
    Iason steckte sein iCommplete zurück. »Wir holen das nach. Versprochen.«
    Hoffentlich würden wir dazu noch die Gelegenheit bekommen, seufzte ich still in mich hinein.

    Richter Hartung wartete schon unter der Tanne neben der Einfahrt auf uns, als wir im Tulpenweg eintrafen.
    Das Haus war völlig dunkel. Um niemanden zu wecken, gingen wir durch den Flur und schalteten erst in der Küche die Stehlampe am Fenster ein.
    Mit Richter Hartung betrat auch Bedrückung den Raum, das merkte ich sofort. Aber als der große, vollbärtige Mann mich erkannte, hellte sich seine Miene etwas auf. Fast schmunzelte er. »Wie ich sehe, haben Sie Ihre Wahl noch einmal überdacht, Iason.«
    »Sozusagen.« Iason schmunzelte zurück.
    Richter Hartung begriff. »Sie gerissener Fuchs. Das haben Sie mir aber verschwiegen, als Sie mich baten, Ihrer Freundin zu helfen.« Er schien ihm nicht im Mindesten böse zu sein.
    Iason bot ihm einen Stuhl am Tisch an. Der Richter nahm Platz.
    »Also«, sagte Iason, der neben mir an der Theke lehnte. »Was veranlasst Sie, uns so spät noch aufzusuchen?«
    Richter Hartung wurde wieder ernst. Und diesmal verursachte meine Gegenwart offensichtlich kein so gutes Gefühl in ihm. Er wies mit einem kurzen Blick zu mir und sah Iason dann fragend an.
    »Mia wird in naher Zukunft eine tragende Rolle für Loduun

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