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Sternenschimmer

Sternenschimmer

Titel: Sternenschimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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ich, was es für ihn so Dringliches gab.
    »Soll ich mitkommen?«
    »Nichts da«, hielt Lena mich zurück. »Du bist jetzt mein armes Schwein und aus.«
    Wie könnte ich ihr heute Abend einen Wunsch abschlagen? Also blieb ich, während Iason im Wohnzimmer verschwand, um in den ominösen Video-Chip reinzusehen.
    Quengelnd ließ ich eine Schüssel süßes Popcorn und etliche Flips über mich ergehen. Die anderen schütteten sich fast aus vor Lachen, weil ich immer grüner im Gesicht wurde. Bevor ichnoch aufs Klo flitzen musste, gab ich lieber auf und wischte mir das klebrige Zeug aus dem Gesicht. Danach war Frank an der Reihe. Der versagte vollkommen.
    Iason war schon fast zehn Minuten fort.
    »Komme gleich wieder«, sagte ich zu den anderen und verzog mich ebenfalls ins Wohnzimmer …

    Iason hatte mir den Rücken zugewandt und stand reglos da. Seine Haltung war anders als sonst. Irritiert vergaß ich, die Tür zu schließen. Er starrte auf den All-View-Screen, von dem ich jedoch nichts sehen konnte, weil Iason mir die Sicht darauf versperrte. Ich bemerkte ein Flimmern, was mich schließen ließ, dass er an war, aber es ging kein Ton von ihm aus. Langsam kam ich näher. Erst da bemerkte Iason mich, und als er sich zu mir hindrehte, erkannte ich eine grauenhaft zugerichtete Gestalt auf dem Bildschirm.
    »Wer ist das?«, fragte ich entsetzt.
    Dann bewegte der bis zur Unkenntlichkeit Entstellte die Lippen.
    »Mein Name ist Tom O’Brian«, sagte er. »Und ich bin ein Verräter.«
    Ein erstickter Laut drang aus meiner Kehle.
    Iason schirmte meinen Blick auf den All-View mit seinem Körper ab. »Sieh nicht hin. Um Himmels willen, sieh da nicht hin!« Er schlang die Arme um mich und presste mein Gesicht an seinen Brustkorb. Wimmernd hielt ich mich an ihm fest.
    »Das war doch Tom!«, kam Lenas Stimme von draußen. Und im selben Moment öffnete sich die Tür …

30

    L ena war starr wie eine Salzsäule. Ein Blick von Iason genügte und der All-View war aus.
    Frank legte eine Hand auf Lenas Schulter.
    »Mach das wieder an!«, forderte sie kreidebleich.
    Vorsichtig, als könne jede seiner Regungen sie zersplittern lassen, ging Iason auf sie zu. »Nein, Lena. Das ist nicht gut.«
    »Mach – das – wieder – an!«
    Erneut drang ein Wimmern aus meiner Kehle.
    Lena stürzte auf den All-View-Screen zu, schlug mit der Faust auf die einzelnen Knöpfe, bis Finn ihren Oberkörper umschlang und sie zurückzog. Doch Lena kämpfte, setzte all ihre Kräfte frei.
    Keuchend hielt Finn sie umgriffen. »Macht es wieder an!«, forderte nun auch er.
    Unsicher sah Iason zu mir.
    Ich wollte Lena schützen, ihr diesen Anblick ersparen – aber ich wusste, dass es zu spät war. Ich nickte stumm.
    Iasons Augen wanderten zum All-View.
    Lena befreite sich aus Finns Armen und taumelte rückwärts, bis sie in der hintersten Ecke des Zimmers zum Stehen kam.
    »Mein Name ist Tom O’Brian«, kam es schwach. »Und ich bin ein Verräter! Ich habe Informationen über Lokondras ehrbare Mission an die Polizei weitergegeben und mich damit eines unverzeihlichen Vergehens strafbar gemacht.« Tom rang um Kraft, bevor er weitersprach: »Mein Name ist Tom O’Brian. Und ich bin ein Verräter!« Ein Pistolenlauf wurde an seine Schläfe gehalten und ich senkte die Lider.
    Ein ohrenbetäubender Schuss drang aus den Lautsprechern.
    Dann wurde das Bild schwarz.
    Keiner von uns regte sich.
    Langsam drehte Lena den Kopf in meine Richtung. »Wusstest du davon?« Ihre Stimme klang rau.
    »Lena, ich …« Unsicher trat ich auf sie zu.
    »WUSSTEST DU DAVON!« Jetzt bebte sie am ganzen Leib.
    Ich blieb stehen, wollte schlucken, aber es ging nicht. »Wir haben es vermutet.« Ich streckte die Hand nach ihr aus.
    Aber Lena nahm sie nicht.
    Stumm sah sie mich an, und dann wieder weg – und dann rannte sie aus dem Haus.
    Frank und Greta liefen ihr nach. Ich schlug die Hände vors Gesicht.
    »Ich … ich geh zu ihr«, stammelte ich und schwankte zur Tür.
    »Mia«, versuchte Iason mich aufzuhalten. »Du kannst ihr jetzt nicht helfen.«
    »Ich muss aber!«, schrie ich und stürmte nach draußen.
    Auf der Einfahrt sah ich Lena. Die Arme vor der Brust gekreuzt, stand sie da. Ihr ganzer Körper zitterte. Frank war bei ihr.
    Ich ging auf sie zu.
    Lenas Knie sackten weg und Frank schlang die Arme um ihren Oberkörper, um sie zu halten. Sie vergrub ihr Gesicht in seiner Jacke. Ein Schrei stieß aus ihren Lungen, dann trommelte sie auf seine Schultern ein. Ich ging schneller,

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