Sternenschweif 13 - Magischer Sternenregen
Würstchen hoch.
Laura schüttelte den Kopf. Eigentlich war das eins ihrer Lieblingsgerichte. Aber heute Abend fühlte sie sich, als lägen ein paar dicke Steine in ihrem Magen. Am liebsten hätte sie überhaupt nichts gegessen.
„So hungrig auch wieder nicht“, antwortete sie. „Ein Würstchen reicht.“
Verwundert zog ihr Vater eine Augenbraue hoch. „Na, das ist ja erstaunlich. Aber weniger für dich heißt mehr für uns“, bemerkte er gut gelaunt.
Mrs Foster sah Laura mitfühlend an. „Machst du dir immer noch Sorgen wegen Silver?“
Laura nickte. „Mel sagt, dass es ihm immer schlechter geht. Und dass der Tierarzt auch nicht weiß, was ihm fehlt. Der Bluttest hat nichts ergeben.“
„Das hört sich wirklich nicht gut an“, erwiderte ihre Mutter. „Dann können wir nur hoffen, dass ihn die Ruhe und Mels Pflege doch wieder auf die Beine bringen.“
Laura stocherte lustlos auf ihrem Teller herum, sie brachte kaum einen Bissen herunter. Dabei musste sie ständig an den langen Flug denken, der vor ihnen lag, und an den Moment, an dem sie Sternenschweif die Wahrheit über die Ebene des Lichts erzählen musste. Je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr Sorgen machte sie sich. Am liebsten wäre sie sofort aufgebrochen, um es endlich hinter sich zu bringen. Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis sie vom Tisch aufstehen durfte.
„Ich glaube, ich gehe heute bald ins Bett“, sagte sie, bevor sie nach oben ging. „Ich will morgen ganz früh aufstehen und Mel besuchen.“
„Dann schlaf schön, mein Schatz“, antwortete ihre Mutter. „Und mach dir nicht so viele Gedanken. Vielleicht geht es Silver morgen wirklich schon besser.“
In ihrem Zimmer studierte Laura noch einmal die Karte. Sie überlegte, wie es nachts in den Bergen wohl sein würde. Mrs Fontana hatte sie vor der Kälte gewarnt. Sie würde sich also warm anziehen und vielleicht einen Apfel für Sternenschweif sowie etwas zu trinken und ein paar Kekse einpacken. Aber sie konnte nichts tun, solange die anderen noch wach waren. Also legte sie sich aufs Bett, starrte an die Decke und lauschte. Sie hörte, wie Max schlafen ging und der Fernseher im Wohnzimmer angeschaltet wurde. Die Minuten zogen sich endlos dahin.
Endlich gingen auch ihre Eltern zu Bett. Laura sprang auf und schlüpfte in ihre dickste Jacke. Sie steckte die Karte in eine der großen Innentaschen und zog sorgfältig den Reißverschluss zu. Für den Fall, dass es sehr kalt wurde, stopfte sie eine kleine Decke in ihren Rucksack. Dann schlich sie aus ihrem Zimmer und die Treppe hinunter. So leise, wie sie nur konnte, packte sie eine Flasche Wasser, ein paar Kekse und einen Apfel in den Rucksack und lief hinaus. Es war ziemlich kühl, sie fröstelte. Doch dank des Vollmonds würden sie wenigstens genug sehen.
Sternenschweif wartete schon ungeduldig am Gatter auf sie. Rasch verwandelte sie ihn in ein Einhorn.
Er schüttelte seine Mähne, die hell im Licht des Mondes schimmerte. „Ich bin so froh, dass wir nun doch etwas für Silver tun können“, sagte er. „Ich weiß, dass du dir wegen des langen Flugs Sorgen machst. Aber ich werde gut auf dich aufpassen. Das verspreche ich dir.“
Lauras Gewissen meldete sich wieder. Sie hatte Sternenschweif immer noch nichts von der Versammlung der Einhörner erzählt. Daher konnte sie ihm auch nicht sagen, dass sie das viel mehr ängstigte als der Flug.
Sie drückte ihn kurz an sich. Dann kletterte sie auf seinen Rücken und zog die Karte aus der Tasche. „Als Erstes müssen wir zu dem zerklüfteten Berg fliegen. Wir sehen ihn wahrscheinlich, sobald wir den Wald hinter uns gelassen haben.“
Sie presste die Fersen in seine Flanken. Sternenschweif schnaubte und warf den Kopf empor. Dann schnellte er mit einem großen Sprung hinauf in die mondhelle Nacht.
5
Laura vergrub die Hände in Sternenschweifs Mähne. Er galoppierte schneller als jemals zuvor durch den sternklaren Himmel. Der Wind trieb ihr die Tränen in die Augen, während sie den Wald überquerten. Laura begann, nach dem großen zerklüfteten Berg Ausschau zu halten.
Der Vollmond tauchte die Landschaft tief unter ihnen in ein erstaunlich helles Licht. Das half Laura, die Wälder und Flüsse, die sie auf der Karte gesehen hatte, wiederzuerkennen. Endlich erblickte sie die dunkle Masse des Gebirges und erkannte den zerklüfteten Berg, der auf der Karte markiert war. Sie seufzte erleichtert. Immerhin waren sie in die richtige Richtung geflogen.
Unbeirrt schoss Sternenschweif
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