Sternenschweif 23 - Liebeszauber
Ponys sattelten, um durch die Wiesen zu streifen, hatte Laura den Eindruck, dass die beiden Freundinnen dank ihrer Hilfe den Mathestoff wirklich verstandenhatten. Sie lachten erleichtert und machten sich über die bevorstehende Arbeit keine Sorgen mehr. Laura lächelte. Das war ein schönes Gefühl, die beiden so ausgelassen zu sehen.
„Nur noch dieser eine Test, Sternenschweif, und dann kann ich mich auch endlich wieder mehr um dich kümmern“, flüsterte Laura ihrem Pony ins Ohr.
Sie hatte Sternenschweif gegenüber ein schrecklich schlechtes Gewissen. Denn seit sie von der magischen Versammlung zurückgekehrt waren, hatte sie keine Zeit mehr gefunden, ihn zu besuchen. Laura wusste, dass ihr das Pony deswegen nicht böse war. Und doch wünschte sie sich sehr, ihn mehr zu sehen. Zu merkwürdig war ihr letzter Abschied voneinander gewesen.Sternenschweif hatte sie angesehen, als wäre sie durchsichtig geworden. Abwesend hatte er in die Ferne gestarrt. Laura versuchte sich einzureden, dass das vielleicht daran lag, dass er nach dem weiten Flug etwas müde war. Aber sie wusste, dass das nicht stimmen konnte. Sternenschweif war niemals müde nach einem Ausflug, egal wie lang er war. Das war eines seiner magischen Geheimnisse!
Ratlos streichelte sie seine Flanken, bevor sie aufsaß. Sie nahm sich vor, ihn heute Abend in ein Einhorn zu verwandeln und ihn zu fragen, was los war.
Als auch das letzte Geräusch im Haus verklungen war, schlich sich Laura zum Stall. Es war furchtbar unvernünftig, Sternenschweif heuteNacht zu besuchen. Obwohl sie gut war in Mathematik, brauchte sie ihren Schlaf, um sich auf die gestellten Aufgaben zu konzentrieren. Aber die Sorge um ihr Einhorn ließ ihr keine Ruhe.
„Hallo, Sternenschweif“, begrüßte sie ihn leise.
Ihr Pony sah kaum auf, als sie eintrat. Was ist nur los mit ihm?, fragte sich Laura. Sonst freut er sich immer, wenn er mich sieht.
„Bitte entschuldige, dass ich in den letzten Nächten nicht bei dir war. Du musst dich schrecklich gelangweilt haben.“
Sternenschweif schüttelte vage den Kopf. Merkwürdig, fand Laura.
„Wir schreiben morgen Mathe, deswegen kann ich auch heute nicht lange bei dirbleiben. Aber lieber kurz als gar nicht, oder? Kommst du?“
Sie nahm Sternenschweif am Halfter und führte ihn durch den Wald zu ihrer kleinen, geheimen Lichtung. Hier sagte sie die magischen Verse auf, die ihn in ein Einhorn verwandelten.
„Wollen wir ein bisschen über die Wipfel springen?“, fragte Laura ihr Einhorn. Das liebte er so sehr!
„Wenn du es möchtest …“, gab er zurück.
„Wenn ich es möchte?“, wiederholte Laura. „Sternenschweif! Was ist in dich gefahren? DU bist derjenige, der gerne über Baumwipfel springt!“
„Ach, wirklich“, gab er zurück. „Und ich dachte immer, du würdest es auch mögen.“
„Natürlich mag ich es!“, rief Laura verzweifelt. „Aber doch vor allem, weil es dir so viel Spaß macht. Verstehst du? Du steckst mich an mit deiner Freude!“
„Wenn Freude ansteckend ist, dann ist das wohl eine Krankheit“, antwortete Sternenschweif verstockt.
„Wie bitte?“ Laura traute ihren Ohren nicht. So etwas Stumpfsinniges hatte ihr Einhorn ja noch nie von sich gegeben. „Also, weißt du. Ich hatte gedacht, wir könnten eine lustige Stunde miteinander verbringen, bevor ich wieder ins Bett muss. Und jetzt bist du so … so komisch. Den Unsichtbarkeitszauber wirst du wohl auch nicht mit mir üben wollen, oder?“
„Ach, eigentlich …“
„Jaja, schon gut. Um mir deine Ausflüchteanzuhören, kann ich mir nicht die Nacht um die Ohren schlagen. Immerhin schreibe ich morgen die letzte wichtige Klassenarbeit vor den Sommerferien.“
„Die Sorgen von Schulkindern!“, schnaubte Sternenschweif.
„Sternenschweif!“, rief Laura empört. „Also echt! Es wird höchste Zeit, dass ich mich wieder richtig um dich kümmern kann.“
„Das brauchst du nicht, ich komme gut allein klar“, sagte Sternenschweif knapp.
Das schnitt Laura ins Herz. Sie erkannte ihr liebes Einhorn wirklich nicht wieder. „Wenn das so ist“, sagte sie traurig, „dann gehen wir jetzt wohl lieber wieder nach Hause. Ich muss ins Bett und schlafen.“
„Laura … ehm.“ Sternenschweif blieb wie angewurzelt auf der Lichtung stehen. „Könntest du mich heute Nacht bitte nicht in ein Pony zurückverwandeln? Ich … ich würde gerne … den, äh, Unsichtbarkeitszauber üben. So … so kann ich dich am Freitag vielleicht überraschen.“
Laura merkte
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