Sternenschweif 25 - Freundschaftszauber
leicht am Arm. Im Nu spürte Laura weder Kälte noch Müdigkeit. Sternenschweifs Magie war wirklich erstaunlich.
„Wir müssen reden, nicht wahr?“, sagte Laura ernst.
„Ja“, erwiderte Sternenschweif. Dann lächelte er verschmitzt. „Aber es gibt keinen Grund, das nicht im Fliegen zu tun!“
Das ließ sich Laura nicht zweimal sagen. Sie schwang sich auf den Rücken ihres Einhorns und im gleichen Augenblick spürte sie, wie Sternenschweif abhob. Lauras Herz machteLuftsprünge. Wie herrlich war es, durch die Wolken zu fliegen, dem silberhellen Mondlicht entgegen! Sternenschweif wieherte glücklich und drehte ausgelassen ein paar Pirouetten.
„Festhalten!“, rief er und setzte leichtfüßig über eine hohe Tanne hinweg.
„Das tut gut“, sagte er und schnaubte wohlig.
Eine Weile flogen sie schweigend dahin. Der silberhelle Mond glänzte auf Sternenschweifs Fell und warf leuchtende Sprenkel auf die weißen Wölkchen zu ihren Füßen. Endlos hätte Laura so weiterreiten können. Doch schließlich durchbrach Sternenschweif die Stille.
„Diese Sache mit Mystery … kommt dir das nicht auch eigenartig vor?“
„Er tut mir furchtbar leid“, sagte Laura leise. „Und Julia auch. Ich würde ihnen gerne helfen, weißt du.“
„Du hast ein gutes Herz, Laura“, erwiderte Sternenschweif. „Wenn wir ihn morgen kennenlernen, werde ich Mystery einmal fragen, was wir für ihn tun können. Wir werden schon einen Weg finden, ganz bestimmt.“
5
Kaum waren sie am nächsten Nachmittag auf der Farm der Webers angekommen, als sich Sternenschweif schon dem Pferdestall zuwandte. Laura sprang von seinem Rücken und winkte Julia, die mit Gina im Arm auf sie zukam. Freudig hüpfte Walter an ihrem Bein hoch.
„Ich glaube, Sternenschweif brennt darauf, Mystery kennenzulernen“, sagte Laura mit einem Kopfnicken zu ihrem ungeduldig scharrenden Pony.
„Geht ruhig schon vor, ich komme mit diesen beiden verrückten Hunden gleich nach“, erwiderte Julia einladend.
Behutsam betraten Sternenschweif und Laura den schummerigen Stall. Julia und ihr Vater hatten wohl schon ganze Arbeit hier geleistet: Die Wände waren neu gestrichen, in den Boxen lag frisches Heu. Doch die rostigen Beschläge an den Boxentüren und die gesprungene Scheibe im Oberlicht der Tür zeugten noch von den Zeiten, die bis vor Kurzem hier geherrscht hatten. Ein leises Schnauben aus einer der drei Boxen lenkte ihre Aufmerksamkeit auf ein graues Pferd. Mystery war größer als Sternenschweif und sehr schlank. Wenn Laura aber nicht von Julia gewusst hätte, dass er in letzter Zeit etwas vernachlässigt worden war, hätte sie es ihmnicht angesehen. Mystery sah gepflegt aus und gesund. Sein Fell glänzte seidig, die Mähne war glatt gekämmt und ordentlich geschnitten, der Schweif ebenso. Allein an seinen Augen merkte man, dass mit Mystery etwas nicht in Ordnung war.
Sie waren stumpf und leer. Als wohne in diesem schönen Pferdekörper keine Seele mehr. Laura erschrak, als ihr dieser Gedanke kam.
„Mystery“, flüsterte sie und näherte sich dem Pferd vorsichtig. Sternenschweif schnaubte leise.
Kurz blickte Mystery auf, dann drückte er sich an die Rückwand der Box.
„Na? Habt ihr euch schon miteinander bekannt gemacht?“, fragte Julia, die mit denHunden zum Stall hereinkam.
Mystery wich noch weiter zurück. Will er im Mauerwerk verschwinden?, wunderte sich Laura. Ob es wirklich an Julia liegt? Kann es das geben, dass ein Pferd ein Mädchen nicht leiden kann? Obwohl sie sich so liebevoll darum kümmert?
Wenn wir ihnen helfen wollen, müssen wir genau das herausfinden, dachte Laura und beschloss, Mystery mit Sternenschweif in der Nacht zu besuchen.
Nur widerwillig ließ sich Mystery aus der Box locken und satteln. Als die Mädchen ihn endlich so weit hatten, war es Laura, als hätten sie seinen Willen gebrochen. Teilnahmslos ließ ersich gefallen, dass sich Julia auf seinen Rücken schwang und antrieb. Ihre behutsamen Worte schienen nicht bis zu ihm durchzudringen. Mit hängendem Kopf schritt er neben Sternenschweif über die sonnenbeschienenen Feldwege, ohne auch nur ein einziges Mal aufzublicken. Wenn Sternenschweif ihm leise schnaubend etwas zuraunte, wandte er sich sogar ab und starrte das dürre Gras am Wegrand an. Laura sah die tiefen Kummerfalten auf Julias Stirn und auch den Vorwurf in ihren Augen. Aber laut sagte sie kein Wort, dazu war Julia viel zu freundlich. Laura gewann sie von Minute zu Minute lieber. Und als sie auf den Hof der
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