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Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Titel: Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Pflieger
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keine Sternenseele. Und es war töricht, sich den Befehlen der Herrin zu widersetzen. Ihre Strafen waren hart und schmerzhaft, und sie wusste nie, wann sie ihrer überdrüssig wurde und sie vernichtete, wie ein Schmied kaputte Hufeisen einschmolz. Mehr war sie nicht. Ein Werkzeug, das seinen Zweck erfüllen musste.
    Selbst wenn sich im Nachhinein herausstellte, dass ihre eigenmächtige Entscheidung richtig war, dass sie womöglich großen Schaden für ihre Pläne abgewendet hatte, würde es an ihrer Bestrafung nichts ändern. Die Herrin erwartete blinden Gehorsam, bedingungsloses Vertrauen. Trotzdem ärgerte es sie, dass dieses Mädchen nun von der grellen Aura der Sternenseelen eingehüllt wurde. Ausgerechnet sie.
    Sie duckte sich bei dem Gedanken an die Reaktion der Herrin auf diese Neuigkeit. Vor allem, da sie ihr zugleich gestehen musste, dass dieses andere Mädchen alles mit angesehen hatte. Kurz hatte sie abgewogen, ob sie die Strafe nicht in Kauf nehmen und sie einfach töten sollte, doch dann hatte ihre Furcht vor den Folgen gewonnen. Zudem würde das Verschwinden von gleich zwei Schülern zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
    Die beiden standen auf, und kurz erwog sie, ihnen zu folgen, aber dann entschloss sie sich, lieber der Herrin sofort Bericht zu erstatten. In dieser Nacht würde sich nichts mehr von Interesse ergeben. Die Geburt einer Sternenseele würde in den Reihen ihrer Gegner Chaos auslösen. Vielleicht hatte es auch etwas Gutes, überlegte sie, während sie zum nächsten Baumwipfel sprang, ohne sich dabei zu bemühen, ihre Anwesenheit noch länger geheim zu halten. Sollten sie sie doch sehen und fürchten. Angst in den Herzen der Feinde auszulösen war der halbe Sieg.
    Eine junge Sternenseele benötigte viel Aufmerksamkeit, brachte bestehende Gruppen durcheinander, wenn sie ihren eigenen Platz in der fremden Welt suchten. Solch eine Schwäche konnte ihnen zum Verhängnis werden. Und dann war da noch das andere Menschenmädchen, das viele Fragen haben würde. Sie lachte in sich hinein. Je länger sie über die neue Situation nachdachte, desto besser gefiel sie ihr.
    Auf der einen Seite wollten die Sternenseelen ihre Geheimnisse für sich behalten, scheuten aber davor zurück, sie mit allen Mitteln zu schützen. Was für Schwierigkeiten die Schwarzhaarige verursachen würde. Herrlich!
    Nachdem sie in einem weiten Bogen zur Felswand zurückgekehrt war, sprang sie mit einer katzenhaften Bewegung vom Baumwipfel an den Hang und kletterte ihn zügig hinauf. Der Wind toste um ihre Ohren, raubte ihr den Atem und stahl ihren bloßen Händen die Wärme. Elende Kälte, fluchte sie. Sie war für dieses Klima nicht geschaffen. Sie wünschte sich, irgendwann an einem Ort zu leben, an dem es immer warm war. Während sie den Berghang erklomm, flüchtete sie sich in diesen Traum, ließ die eisige Realität hinter sich und fand so etwas wie Glück. Ein seltenes Geschenk für ein Geschöpf wie sie.

28
    † C alista hatte zwar aufgehört zu schreien, dafür kauerte sie nun aber am Fuß des Baumes und starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an. Von ihrer sonstigen Überheblichkeit war nichts übrig geblieben.
    Noch immer verwirrt von den ganzen Eindrücken fiel es Lilly schwer, sich auf das Mädchen zu konzentrieren, aber sie wusste, dass es sein musste. Ein weiterer Mensch, der mehr erfahren hatte, als er sollte. Sie durfte sie unter keinen Umständen gehen lassen. Calista war es zuzutrauen, dass sie nicht so vernünftig war, den Mund zu halten, und ihr hörte man zu. Die meisten würden zwar den Kopf schütteln, aber einige würden Fragen stellen, Lilly genauer beobachten, und das konnte sie momentan gar nicht brauchen. Nicht jetzt, da sie nicht wusste, wie es mit ihr weitergehen würde. Musste sie ihre Mutter verlassen? Auf keinen Fall. Der Gedanke schnürte ihr die Kehle zu. Das konnte sie Moni nicht antun. Beschämt dachte sie daran, wie leichtfertig sie es abgetan hatte, als sie mit Raphael über die Geburt einer Sternenseele gesprochen hatte. Wenn man selbst in dieser Situation steckte, war alles viel schlimmer.
    Rasch schob sie diese Überlegungen beiseite. Sie musste erst klären, was mit Calista geschehen sollte, und dazu musste sie zu den anderen Sternenseelen. Sollten diese nicht spüren, dass sie zu einer von ihnen geworden war? Suchten sie womöglich schon nach ihr?
    Wie Raphael wohl reagieren würde? Ihr Herz machte einen freudigen Hüpfer bei der Vorstellung, nun für immer mit ihm zusammen sein

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