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Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt

Titel: Sternenseelen Bd 2 - Solange die Nacht uns trennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Pflieger
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silbrige Schimmern war es taghell. Zudem zog es sie an diesen Ort, an dem sich ihr Zwillingsstern aufhielt, als befände sie sich in einem reißenden Strom, der sie ihrem Liebsten entgegentrieb.
    Sie wurden bereits an der Ruine erwartet. Lilly überflog ihre Reihen auf der Suche nach Raphael, aber er war nicht zu sehen. Dafür bemerkte sie die Überraschung und Begeisterung auf Annis Gesicht, die Enttäuschung auf Shioris und Felias’, die ausdruckslose Miene von Ras und Lea und Torges aufrichtige Freude. Sie waren auch die Ersten, die auf sie zugingen und in die Arme schlossen. »Ich freue mich so«, flüsterte ihr Lea zu. »Raphael wird es nicht fassen können.«
    Damit war das Eis gebrochen, und sie umringten sie, während sie gleichzeitig auf sie einredeten und zu wissen verlangten, was geschehen sei. Calista hingegen wurde weniger freundlich begrüßt. »Was macht sie hier?«, verlangte Felias zu wissen.
    »Bald weiß der halbe Ort, wo wir leben«, fluchte Shiori.
    Calista wollte protestieren, aber Lilly bedeutete ihr zu schweigen, und zu ihrer Überraschung gehorchte sie ihr. »Sie hat gesehen, wie ich mich gewandelt habe. Ich konnte sie wohl kaum einfach gehen lassen.«
    »Du weißt, was zu tun gewesen wäre.«
    Lilly schüttelte den Kopf über Shioris Bereitschaft, einfach so ein Leben auszulöschen. »Das hat Zeit. Oder hast du Angst, dass dir ein Menschenmädchen entkommen könnte?« Damit war das Thema für sie vorerst abgeschlossen. Sie hatte nur eines im Sinn: ihren Zwillingsstern. »Wo ist Raphael?«
    »Er sucht nach dir. Offenbar in der falschen Richtung«, antwortete Anni fröhlich.
    »Aber warum wusste er nicht, wo ich bin? Ich habe es doch deutlich gefühlt. Es hat mich hierhergeführt.«
    Als sie die betroffenen Gesichter um sich herum wahrnahm, breitete sich zum ersten Mal seit ihrer Wandlung ein Gefühl der Beklemmung in ihr aus. Irgendetwas stimmte nicht.
    »Das war nicht ich, den du gespürt hast.«
    Sie drehte sich um und sah Raphael aus dem Wald treten, sein Gesicht bleich wie der Tod. Bei seinem Anblick machte ihr Herz einen freudigen Hüpfer, sie trat vor, um ihm in die Arme zu fallen, da bemerkte sie, dass er recht hatte. Es war nicht er, zu dem es sie hinzog. Verwirrt schüttelte sie den Kopf. »Wie kann das sein?« Wie konnte sie noch immer von Liebe zu ihm erfüllt sein, während es sie mit jeder Faser ihres Körpers zu jemand anders zog? Und vor allem: zu wem?
    »Sie hat einen Zwillingsstern?« Annis Augen weiteten sich vor Entsetzen und auch einem Funken Neid, wartete sie doch schon so lange auf ihren eigenen Partner.
    »Ich vermute es«, antwortete Raphael mit zitternder Stimme.
    »Wenn du es nicht bist, wer dann?« Die wenigen Meter, die sie voneinander trennten, erschienen Lilly auf einmal wie ein unüberwindbarer Abgrund.
    In dem Moment öffnete sich die Tür der Hütte, und die Stargazer traten heraus. »Ich«, sagte Mikael, und sein Gesicht zeigte nicht eine einzige Spur von Freude oder Zuneigung. Ganz im Gegenteil. »Wir sind auf ewig aneinandergekettet.«

29
    † L illy starrte in Mikaels frustriertes Gesicht, und ihr Verstand weigerte sich, die Situation zu begreifen. Was für ein grausames Spiel trieb das Schicksal mit ihr? Sie konnte doch nicht ernsthaft an ihn gebunden sein. Aber sie spürte es tief in ihrem Inneren. Die Verbundenheit. Das Wissen, füreinander bestimmt zu sein. Es loderte hell in ihr und drohte alles andere zu verzehren.
    Keuchend rang sie nach Atem, sank in die Knie und vergrub ihren Kopf zwischen den Armen. Bitte, lass es einen Albtraum sein, flehte sie innerlich.
    Raphael kniete sich neben ihr nieder, ihre Blicke trafen sich, doch sie konnte seinem nicht standhalten. Seine Hand verharrte auf halbem Weg zu ihr, bevor er sie zurückzog und ratlos mit den Schultern zuckte.
    »Seht ihr denn nicht, dass sie Hilfe braucht?«, fauchte Lea, drängte sich an den anderen vorbei und zog sie auf die Beine. »Im Schnee findest du nicht die Erklärung, nach der es dich verlangt.«
    »Ich verstehe nur Bahnhof«, mischte sich Calista ein. Das Aufheben, das um Lilly gemacht wurde, einem Mädchen, das in der Schule kaum beachtet wurde, kratzte an ihrem Ego. »Kann mir endlich jemand mal sagen, was hier vor sich geht?«
    Ras ignorierte das aufgebrachte Mädchen, fasste Lilly behutsam unter dem Kinn und sah sie mit ungewohnter Sanftheit an. »Willkommen, kleine Sternenschwester. Ich werde über deine Wege wachen.«
    Raphael hatte ihr davon vor einigen Wochen erzählt.

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