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Sternenseide-Zyklus 1 - Kind der Dunkelheit

Titel: Sternenseide-Zyklus 1 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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Spiegelpfleger haben sich in ihre Träume zurückgezogen«, sagte sie mit schmerzvoller Stimme. »Wenn ich noch länger hierbleibe, werde ich mich selbst in Stücke reißen – und dich mit mir.«
    Der unentrinnbare Augenblick war da, der Moment, gegen den sich Khira gewappnet hatte. Sie war entschlossen, ihm nicht schwach zu begegnen. Doch eine Klage entschlüpfte ihren Lippen, trocken, kraftlos. »Nein. Bitte. Ich werde allein sein.« Sie traf auf die Verachtung, die sie verdiente. »War nicht auch Alzaja allein in dem Winter, bevor du geboren wurdest?« fragte Tiahna schroff, mit einem Aufblitzen ihrer dunklen Augen. »Bist du weniger als deine Schwestern?«
    War sie es? Würde sie weinen und betteln, da, wo Alzaja ihre Einsamkeit still ertragen hatte? Khira reckte ihren schmächtigen Körper, erschrocken durch den Augenblick der Schwäche. Ihre Stimme schwankte noch bei der Frage, die sie seit Alzajas Tod beunruhigte. »Wann – wann bekomme ich eine Schwester zur Wintergesellschaft?« Das war eine anmaßende Frage, eine, die sie schon oft hatte stellen wollen, sich aber nie gewagt hatte.
    Zorn trat auf Tiahnas Gesicht. »Es wird eine Schwester da sein, wenn die Ströme in meinem Körper wieder ansteigen. Und wenn sie geboren ist, wird sie nicht für dich oder mich, sondern für den Thron da sein.«
    Ernüchtert starrte Khira auf die glänzenden Steine des Fußbodens hinab. Stengellampen warfen einen gedämpften, orangefarbenen Schein über die Fliesenreihen. Irgend etwas verlieh ihr schließlich den Mut zu erklären: »Ich werde für den Thron da sein.«
    Tiahna heftete ihren zeitlosen Blick auf Khira und schätzte sie ohne Mitleid ab. »Vielleicht wirst du es.«
    »Ich werde«, sagte Khira, diesmal zu sich selbst. Denabar war immerhin während ihrer Probe in Reichweite des Sieges gewesen, wenn auch nur in den letzten Momenten. Ihr Körper war zwei Tage, nachdem sie das Tal verlassen hatte, an Terlaths Nordseite gefunden worden. Erste Veränderung gen zeichneten sich an ihm ab, das bleiche Fleisch gebräunt, die zierlichen Konturen scharf verändert, Nase und Kiefer nicht länger schmächtig, sondern kühn. In der Nähe fand man einen tödlich verwundeten Klipp-Charger. Wenn Denabar ihren Spieß tiefer zwischen die Panzerplatten getrieben hätte, so daß sie sein Herz durchbohrt hätte, wäre sie als Barohna ins Tal zurückgekehrt.
    Statt dessen war ihr Spieß zerbrochen, der Klipp-Charge hatte sie mit seinen reißenden Klauen ergriffen, und die ersten Veränderungen waren die letzten gewesen. Denabar hatte nie Anspruch auf den Thron erhoben, für den sie gestorben war.
    Aber wer sagte, daß Denabar die einzige von sieben Schwestern war, die den Stein in ihr Herz nehmen konnte? Wer sagte, daß es Khira nicht ebenso tun könnte?
    Plötzlich war es kühl im Saal, und Khiras Gewißheit schwankte. Sechs Schwestern waren ihr vorangegangen, und sechs waren gestorben. Wie konnte sie darauf hoffen, Erfolg zu haben? »Wenn die Arnimi zurückkehren, während du fort bist ...«, erlaubte sie sich einzuwenden und versuchte, die Erinnerungen an ihre Schwestern beiseite zu schieben. Die Arnimi waren mit ihren Schiffen fortgeflogen, um die Berge im Süden zu erforschen. Khira wünschte, daß sie den ganzen Winter über dort blieben; aber sie wußte, daß es nicht so sein würde. An einem bestimmten Zeitpunkt würden sie zu ihren Quartieren im Westflügel des Palastes zurückkehren, und sie mußte sie wieder auf den Fluren sehen und ihre Stimmen auf den Treppen hören.
    »Sie werden dir keine Schwierigkeiten machen. Sie wissen, daß ich – sollten sie widerrechtlich die Steinhallen betreten, während die Leute dort schlafen – ihre Quartiere schließen und ihnen das Tal verbieten werde.« Tiahna schritt zum Thron zurück. Der schwarze Stein glühte bei ihrer Berührung dunkel auf. »Geh jetzt, während ich den Thron räume. Und schau nicht zu, wie ich das Tal verlasse.
    Ich möchte keine Tränen in meiner Erinnerung behalten, während ich die Sonne den Berg hinauf verfolge.«
    Sie waren zum Ritual zurückgekehrt, und es gab Worte für diesen Augenblick. Khira erkannte, daß die Trennung unvermeidlich war, und sagte: »Mögest du es auf den Bergesgipfeln günstig antreffen.«
    »Möge ich sein Licht zehnfach zurückbringen, um den Bewohnern des Tales den Frühling zu bringen«, antwortete Tiahna und wartete, bis Khira sich zurückzog.
    Khira rannte aus dem Thronsaal und in ihr Zimmer. Das einzige Licht dort kam von den

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