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Sternenseide-Zyklus 1 - Kind der Dunkelheit

Titel: Sternenseide-Zyklus 1 - Kind der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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Früchten, Erdnüssen und Hühnereiern. Sie schnitt ein reichliches Stück ab und bot es ihm an.
    Er zögerte kurz, dann ergriff er das Brot und zog sich wieder in den schattigen Winkel neben dem warmen Herd zurück. Dort setzte er sich auf den Fußboden und verschlang das Brot fast ohne zu kauen.
    Er war ausgehungert. Sie schnitt ihm rasch eine zweite Scheibe ab. Er nahm sie ohne zu zögern. Während er aß, blickte er aus dem Schatten empor; seine Augen glichen lebendigen Kohlen. Doch ehe er mit der zweiten Scheibe fertig war, holte er bebend Luft, und seine Augenlider schlossen sich flatternd. Der letzte Brocken Brot fiel ihm aus den Fingern, als sein Kopf auf die Knie sank.
    Bestürzt kniete sich Khira an seine Seite und beobachtete das Heben und Senken des Brustkorbs. Er schien einfach unversehens in tiefen Erschöpfungsschlaf gefallen zu sein. Aber, wenn es mehr als das wäre, wenn er unerklärlicherweise in den Winterschlaf gefallen wäre ...
    Sie runzelte die Stirn. Die Arnimi hatten ihr erzählt, daß die Brakrathi die einzige menschliche Rasse wären, die den Winterschlaf brauchte. Und sogar wenn der Eindringling von einer unbekannten menschlichen Unterspezies stammte; es lag ganz bestimmt keine Spur von Schlafstaub in der Küche.
    Trotzdem war sie beunruhigt. Wenn er wirklich in Winterschlaf gefallen war, würde er nie mehr aufwachen. Denn obwohl der Schlafstaub den Stoffwechsel auf ein Mindestmaß verlangsamte und den Energieverbrauch des Körpers stark einschränkte, damit er den eingeschneiten Winter überlebte, erwachten sogar die kräftigsten Leute aus den Hallen im Frühling geschwächt und erschöpft. Und der Eindringling hatte keine rettenden Fettpolster.
    überhaupt keine.
    Khiras Finger preßten sich zusammen, als sie gegen den übermächtigen Drang ankämpfte, ihn zu packen und wachzurütteln. Er hatte bereits ein brakrathisches Wort gesagt. Sie würde ihm ihre ganze Sprache beibringen. Sie würd ihn die Spiele lehren, die Alzaja sie gelehrt hatte, die Lied die Gesänge. Sie würde ihn darin unterweisen, die Schriftrollen zu entziffern, die in dem Alkoven hinter dem Thron lagerten. Sie würde ihn alles lehren.
    Wenn er aufwachte.
    Und er würde den Winter für sie kurzweilig machen. Sie würde jemanden haben, mit dem sie reden konnte, jemanden, mit dem sie die Mahlzeiten teilen konnte; jemanden, der mit ihr Adar betrachtete, wenn er lodernd am Winterhimmel aufflammte, und ihr Temperament rot und hitzig emporstieg. Sie stand auf, sprach mit den Steinwänden und schwor, daß sie in diesem Jahr für immer Adars kriegerischen Einfluß beherrschen würde – wenn der Eindringling aufwachte.
    Dann holte sie, getrieben von einem plötzlichen Bedürfnis' nach Betätigung, Decken herbei und häufte sie über ihn. Sie schaute für einen Moment auf ihn hinab, bevor sie wieder davoneilte. Das Schlafzimmer neben ihrem stand leer. Sie machte rasch das Bett, wiederholte dabei fast atemlos die Versprechungen und sammelte alle Dinge, die er vermutlich gerne um sich haben würde: gewebte Wandbehänge, geflochtene Ketten aus Rasselkraut, winzige geschnitzte Figürchen, ein Spielbrett mit Intarsienarbeit, die besten vom Wasser geglätteten Steine aus ihrer Sammlung. Einige davon waren ihr Besitz und ausgelagert worden, als sie Alzajas Schätze geerbt hatte.
    Sogleich verkrampfte sich ihr Kiefer. Vielleicht wäre er gar nicht beeindruckt davon. Es lag etwas Beunruhigendes in seinem Mangel an Mitteilsamkeit und in der dunklen Leere seiner Augen. Nur das Essen schien sein volles Inter- esse zu erwecken. Wenn er noch ausgehungert wäre, hätte sie seinen Hunger vielleicht dazu benutzen können, ihn aus diesem Zustand herauszuführen. Auf jeden Fall würde er hier schlafen, und zwischen den Schlafperioden würde sie ihn lehren, mit ihr zu sprechen. Beruhigt eilte sie davon, um die nachgewachsenen Stengel der Lampen, die quer über den Steinwänden wuchsen, anders anzuordnen.
    Getrieben von einem letzten Rest Unruhe ging sie endlich 'um Beobachtungsturm zurück. Der Himmel war düster. Die vertieften Gebiete, die ihr schon zuvor aufgefallen waren , waren noch immer mit Eis überzogen. Der Wind blies ‚floh durch die zerschmetterten Scheiben. Nichts hatte sich verändert.
    Sie zweifelte nicht daran, daß er mit einem Himmelsschiff angekommen war. Das Gekreische, das seine Ankunft begleitet hatte, war unverkennbar dem eines landenden Arminischiffes ähnlich gewesen. Aber er war ganz bestimmt Irin Arnimi.
    Machten die

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