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Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied

Titel: Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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tiefer in die Wüste hinein, statt nach Süden? Und weshalb bemühte er sich selbst, statt Tedni zu schicken? Keva beobachtete ihn schwankend. Er bewegte sich nicht wie einer, der sich nur die Beine vertreten wollte. Er bewegte sich entschlossen. Und schnell. Bald würde sie nicht mehr in der Lage sein, ihn überhaupt noch zu sehen.
    Sie drehte sich um und schaute zur Quelle. Doch sie hatte bereits gelernt, daß es hier keine Antworten gab. Und es beunruhigte sie, Danior in der Dunkelheit verschwinden zu sehen. In der Wüste gab es Clansmänner, und Danior hatte keine Waffe bei sich. Alles, was er bei sich hatte, war der Gedanken-Stein. Sie schlüpfte entschlossen aus der Hütte und folgte ihm.
    Die Luft war kühl, der Himmel leicht mit Sternen übersät. Kevas steife Muskeln begrüßten die Bewegung. Sie lief in die Richtung, die Danior genommen hatte. Einmal dachte sie, ihn verloren zu haben, doch ein paar Minuten später, als sie nach Atem ringend anhielt, sah sie seinen Gedanken-Stein in der Nähe glühen.
    Sie fragte sich vorübergehend, ob es richtig gewesen war, ihm zu folgen. Er hatte sich heimlich davongeschlichen. Er wäre vielleicht nicht erfreut darüber, sie zu sehen.
    Doch wenn der Stein ihm etwas gesagt hatte, mußte sie es auch wissen. Sie rief seinen Namen instinktiv leise, als hätte die Wüste Ohren. »Danior!«
    Er drehte sich langsam um; der Stein verblaßte. »Keva? Du bist mir gefolgt. «
    Er war wütend. Er war bestürzt. »Ja. Du bist ohne mich fortgegangen. Wohin willst du?« Als er den Kopf schüttelte, ihren Blick vermied und eine Antwort verweigerte, ergriff sie seinen Arm. »Wohin, Danior?« Was hatte er erfahren? Und warum verheimlichte er es vor ihr? Sie konnten jetzt doch gewiß alles teilen.
    Er befeuchtete seine Lippen; er zögerte sichtbar, sich ihr anzuvertrauen. Doch sein Zögern machte sie nur noch entschlossener, und sie weigerte sich, seinen Arm loszulassen. Schließlich holte er tief Luft und sagte mit so schwacher Stimme, daß sie es kaum verstand: »Zu den Fon-Delars.«
    »Die ...« Sie starrte ihn an, vorübergehend verwirrt. Der junge Clansmann, der ihren Gedanken-Stein dem Yarika geraubt hatte – er war ein Fon-Delar. Ihr Vater hatte gesagt, daß die Fon-Delars einer der größten Wüstenclans waren.
    Soviel begriff sie. »Aber – warum? Du weißt ja nicht einmal, wo du sie suchen sollst. Und wenn du sie gefunden hast ...« Was hatte er vor? Unbewaffnet in ihre Lager zu gehen? Was wollte er anbieten? Was sagen? »Man wird dich töten.«
    Er schrumpfte unter ihrem Blick zusammen. »Nein, ich gehe dorthin, um mit ihnen zu reden. Ich kann die Richtung durch die Sterne bestimmen. Durch die aufgehenden Monde. Ich werde Garrid finden und seinem Onkel – sein Onkel ist der Führer der Fon-Delars – klarmachen, daß sie Pan-Vi nicht anzugreifen brauchen. Daß du nicht die Absicht hast, sie von ihren Weidegründen zu vertreiben. Daß du ihren Herden keine Schaden zufügen willst.«
    Sie starrte in ungläubig an, und plötzlich wünschte sie sich, auch einen Gedanken-Stein zu haben, zu wissen, wie man ihn benutzte. Vielleicht würde sie dann sehen, ob er an das glaubte, was er sagte. Ob er glaubte, er könne mit den Fon-Delars reden.
    »Du kennst ihre Sprache nicht«, protestierte sie. »Du ...«
    »Ich habe gehört, wie Garrid sie sprach. Ich weiß, wie die Worte klingen, wie sie sich auf der Zunge anfühlen, was sie bedeuten. Ich ...«
    Sie trat einen Schritt zurück. Das war doch nicht sein Ernst: daß er die Sprache der Fon-Delars durch den Gedanken-Stein gelernt hatte. Er war mit Garrid weniger als zwei Tage verbunden gewesen. Hatte er in dieser Zeit die Sprache der Fon-Delars jemals laut gehört? Und in ihr Lager zu gehen ... »Sie werden dich töten! Wenn du in ihr Lager gehst ...«
    »Sie sind nicht mehr in ihrem Lager. Sie - Kanir hat vier Clans um sich gesammelt. Sie kommen.«
    Kommen -
Kevas Mund war plötzlich trocken. Sie fühlte, wie ihre Hände zu beben begannen. »Sie kommen, um Pan-Vi anzugreifen«, flüsterte sie.
    »Ja. Fünf Clans.«
    Mit den Fon-Delars, die beinahe so groß wie der Größere Clan waren. Und sie standen hier und redeten. »Wir müssen es meinem Vater sagen«, sagte sie rasch. »Wir ...«
    Danior runzelte die Stirn, er zögerte. »Ich wollte Tedni nicht aufwecken. Ich hatte Angst, daß er mir folgen würde. Aber wenn du nach Pan-Vi zurückgehen möchtest ...«
    Zurückgehen - und ihn allein in der Wüste zurücklassen?
»Nein.
Du bist

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