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Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied

Titel: Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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gesagt, daß die Kleinen Clans das Labyrinth jedes Frühjahr anzünden. Es wächst wieder nach.«
    Sie konnten nichts dagegen unternehmen, auch wenn es mehr als ein Feuer in den Dornenbüschen wäre. Ihr Vater hatte an den Außenrändern Pan-Vis Wachtposten aufgestellt. Heute morgen hatte ein jeder Waffen getragen, selbst die Kinder. Wenn die Kleinen Clans einen Angriff provoziert hatten, so würden sie zurückgeschlagen werden.
    Doch wenn es eine Gruppe wäre, mehrere Clans vereinigt ...
    Es hatte keinen Sinn, Vermutungen darüber anzustellen. Sie liefen weiter, liefen so schnell, als glitten sie im Mondlicht über Land und Sand. Nach einer gewissen Zeit rannte Keva weiter, ohne überhaupt noch auf den Boden zu achten; sie vertraute darauf, daß ihr Instinkt sie hindern würde, zu stolpern. Der wachsende Muskelschmerz erschien unwichtig, schien ihr der Schmerz einer anderen Person zu sein.
    Aber später, als sie anhielten, um eine Pause einzulegen, zitterten ihr Beine und Hände. Sie rang mit trockener Kehle nach Luft, wünschte sich Wasser. Wasser, egal ob es lauwarm, abgestanden oder schal wäre. Sie schloß die Augen ganz fest und stellte sich vor, daß vor ihr Essen ausgebreitet wäre. Die Anstrengung brachte ihr nur ein kleines Speichelrinnsal ein. Doch als Danior den Stein überprüft hatte und zum Weiterlaufen bereit war, lief sie auch.
    Die Monde hatten die Hälfte ihres Weges über den Himmel geschafft, als die beiden eine kleine Quelle erreichten, die kaum mehr als Schlickwasser war, das rasch wieder im Sand versickerte. Sie knieten nieder, formten die Hände zu Bechern und fingen genug Wasser auf, um den Durst zu löschen und sich Hände und Gesicht damit zu bespritzen. Dann setzten sie sich zurück und lachten vor Erleichterung. »Ob etwas davon genießbar ist ...«, fragte Keva, während sie die Grünpflanzen musterte, die die Quelle umgaben.
    Danior prüfte ein dickstengeliges Büschel und riß eines davon aus. »Das hier ist genießbar«, sagte er, während er eine dicke weiße Knolle in der Quelle abwusch. »Rezni hat mir davon erzählt. Du mußt erst die äußere Haut abschälen.« Er gab ihr die Knolle und riß dann für sich eine andere aus. »Und das – das Gras. Es sticht zwar in dein Zahnfleisch, aber du kannst es essen. Die Blätter. Die Wurzeln. Alles.«
    Sie machten ein kleines Festessen daraus, tranken noch ein wenig Wasser, und als sie wieder weiterliefen, war es Keva leichter ums Herz.
    Ihre Stimmung sank erst wieder, als die Monde untergingen. Sie machten eine Rast. Danior war in seinen Stein versunken. Als er sich von ihm löste, standen Falten auf seiner Stirn. »Garrid schläft.«
    »Und die anderen ...«
    »Ich weiß nicht, ob alle für die Nacht haltgemacht haben, oder ob er nur abgefallen ist.« Er schaute in den dunklen Himmel. »Es ist nicht leicht, unseren Weg ohne die Monde festzustellen. Wir sind ihnen so nahe, daß wir die Sterne fast aus derselben Perspektive sehen ...«
    So nahe. Unwillkürlich griff sich Keva an die Kehle. »Danior, wenn wir ihnen gegenüberstehen ...« Was hatte er vor?
    Danior wischte sich unruhig über die Stirn. »Während wir liefen, habe ich geübt. Garrid hat nicht viel gesagt, als ich mit
    ihm in Verbindung stand, aber ich konnte sein Gedächtnis berühren. Ich habe ... ich habe dort alle Wörter gefunden, die ich brauche.«
    Wörter, die er verständlich wiedergeben konnte? Keva erinnerte sich daran, wie Tinata bei ihrem Versuch gelacht hatte, einige Worte in der Sprache des Größeren Clans zu sprechen. Ein simpler Fehler in der Betonung konnte die Bedeutung eines ganzen Gespräches verändern. Und was konnte Danior über die Betonung gelernt haben, wo er doch noch nie die Sprache der Fon-Delars laut ausgesprochen gehört hatte?
    Doch zur Umkehr war es zu spät. Keva musterte Daniors verbissenes Gesicht und ahnte, daß es bereits in dem Moment zu spät gewesen war, als er sich aus der
tarnitse-Hütte
geschlichen hatte. »Wir können ebensogut schlafen«, sagte sie. »Bis Garrid aufwacht.«
    Danior nickte geistesabwesend, und sie verkrochen sich in eine flache Sandwehe unter einer Gruppe verdorrter Pflanzen. Danior schloß die Augen, aber Keva bemerkte, daß das Licht des Gedanken-Steines durch seine Finger sickerte. Träumte er Garrids Träume?
    Hatte er schon einmal ihre geträumt? Sie fragte sich, ob es sie stören würde, wenn es so wäre. Fragte sich, wie es wäre, durch den Verstand eines anderen zu wandern.
    Bestimmt fühlte man sich dann

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