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Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied

Titel: Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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Arm und verdrehte ihn, bis dem Mann die Waffe' , aus der Hand fiel. Er wehrte sich so heftig, daß seine Halssehnen anschwollen, aber die anderen beruhigten ihn mit einem Schwall tiefkehliger Worte.
    Keva sah, daß der Vorteil auf ihrer Seite lag; ihr Herz schlug so stark gegen die Rippen, daß sie kaum noch Luft bekam. Sie wäre verrückt, wenn sie ihren Vorteil nicht nützte. Sie wappnete sich, starrte auf die murmelnden Männer und ging weiter auf sie zu. Sie sagte kein Wort. Sie ging nur gemächlich und entschlossen weiter.
    Später wunderte sie sich darüber, daß niemand von ihnen bemerkt hatte, daß sie genauso erschrocken war wie sie. Wunderte sich darüber, wie rasch sie verschwunden waren.
     
    Sie machte sechs gleichmäßige Schritte, und augenblicklich grunzten die Männer auf und verteilten sich zwischen den Bäumen. Derjenige, der sein Messer fallengelassen hatte, sprang vor und schnappte es sich. Herausfordernd, mit blitzenden Augen, schnappte er sich dann noch ihr Bündel und lief den anderen hinterher. Sie hörte den flotten Trab nackter Füße, hörte eine Stimme lauter werden; dann war sie allein.
    Allein mit gebundenen Armen und sieben Jährlingen, die ebenfalls gefesselt zu ihren Füßen lagen. Sie hatten nicht einmal die Grabschaufel aus ihrem Bündel zurückgelassen. Sie zögerte, schätzte die Situation ab; ihre erste Reaktion war Enttäuschung. Sie hatte zwar die Clansmänner fortgejagt, doch sie konnte die Knoten, die sie banden, nicht erreichen.
    Die Jährlinge ... Wenn sie es schaffte, beide Hände nach vorne zu bekommen, vielleicht könnte sie dann wenigstens die Jährlinge befreien. Konzentriert überprüfte sie die Stricke und probierte, ob einer davon locker war, doch alle saßen fest. Sie konnte ihre Arme nicht zusammenbringen. Und das hieß, daß sie jeweils nur eine Hand benutzen konnte.
    Sie wußte, daß sie rasch handeln mußte, wenn sie etwas unternehmen wollte. Ihre Finger wurden zunehmend unempfindlicher. Bald würden sie zu gefühllos sein, um selbst die gröbsten Knoten zu packen.
    Unter Schmerzen ließ sie sich neben dem ersten Jährling in ihrer Nähe auf die Knie fallen. Er warf den Kopf hin und her, hob ihn und versuchte, auf die Beine zu kommen. »Nein, nein. Bleib ruhig liegen. Ich will versuchen, dich loszubinden«, redete sie ihm gut zu. »Bleib ruhig liegen.«
    Sie konnte seinem Augenrollen entnehmen, daß er ihre Worte zwar nicht verstand, aber durch den Ton ihrer Stimme ruhiger geworden war.
    Sie unternahm alle Anstrengungen, um die rechte Hand in Reichweite der Knoten zu bringen, die seine Hinterbeine banden. Ihre Stellung war mißlich, sie kauerte halb, die Hände an die Steine gebunden. Sie konnte nicht sehen, was sie tat, ohne den Nacken so scharf zu beugen, daß sich der ganze Rücken verkrampfte.
    Sie machte sich an den Knoten zu schaffen. Der Strick war locker geknotet; das war ein Lichtblick. Als sie das freie Ende gefunden hatte, war sie in der Lage, den Strick stark genug zu pressen, um ihn durch die Schlinge zu ziehen. Durch die Anstrengung belebte sich die Blutzirkulation in ihren Fingern teilweise wieder, ließ sie aber wund und zitternd zurück. Und es gab noch mehr Knoten, noch eine ganze Menge.
    Sie arbeitete gewissenhaft und versuchte, den Schmerz im Knie, die Verkrampfung von Nacken und Rücken, die zunehmende Schwäche in ihren Fingerspitzen zu ignorieren. Endlich hatte sie den ersten Jährling befreit. Er kam unsicher auf die Füße, stolperte leicht und zog sich von seinen Gefährten zurück. Keva beobachtete ihn mit angehaltenem Atem; sie sorgte sich, er würde zurück in den Wald fliehen. Sie traute der Ruhe des Waldes nicht.
    Der Jährling schlich sich von der Gruppe weg, machte kehrt und beschnüffelte seine Gefährten neugierig. Dann bleckte er die Zähne vor den Stricken, die sie banden.
    Wenn er die Stricke durchkaute ... Doch er wandte sich ab und legte sich in der Nähe der anderen nieder, sichtlich beunruhigt und unsicher.
    Keva arbeitete mit blutenden Fingern und verkrampften Muskeln und befreite die Jährlinge einen nach dem anderen. Keiner entfernte sich von der Gruppe. Selbst als der letzte Jährling aus den Stricken stieg, blieben sie alle dicht gedrängt unter den Bäumen stehen und schauten mit ernsten Augen auf Keva. Sie versuchte sich vorzustellen, was sie denken mochten. Begriffen sie, daß sie sich nicht selbst befreien konnte? Oder warteten sie darauf, daß sie die Stricke abwarf und sie aus dem Wald führte? Sie waren an

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