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Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied

Titel: Sternenseide-Zyklus 2 - Das Blaue Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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seinen Dank allen übrigen zu zeigen, wird er dich mir zur Frau geben. Alles, was ich tun muß, ist, ihn darum zu bitten. Auf diese Weise bin ich wohlangesehen unter meinen Leuten. Dann werde ich eine Frau haben, die Feuer anziehen und Steine zum Tanzen bringen kann, und später werde ich dann eine Schärpe mit einer Stimme haben und eine Weißmähne, um an der Seite des Viir-Nega zu reiten, wenn er zum Clan-Ruf aufmarschiert. All das werde ich durch dich bekommen.«
    Keva schaute grimmig zu ihm hoch und hielt den Drang zurück, ihm eine scharfe Antwort zu geben. Sie hatte ganz gewiß nicht die Absicht, ein Teil seines ehrgeizigen Planes zu werden, aber das konnte sie später klären, wenn ihre Hände frei waren. »Binde mich los«, sagte sie mit aller Autorität, die sie aufbringen konnte, und war erleichtert, als sie feststellte, wie sich bei ihrem scharfen Ton Furcht in seinen Augen ausbreitete.
     

9 Danior
    Das Knallen der Stiefel auf dem Boden, der plötzlich erhöhte Druck des Blutes gegen die Trommelfelle – Danior lief über die Ebene im Stakkato eines Trommelwirbels. Er nahm kaum die Verkrampfung seiner Beine, das Brennen in seiner Lunge wahr. Ihn beseelte nur der dringliche Wunsch, Keva zu erreichen, bevor sie in Gefahr geriet. Es gab so vieles, was sie nicht wußte, so viele Geschichten, die sie nicht gehört hatte; die Unwissenheit machte sie verwundbar. Selbst wenn sie die Erde auseinanderreißen und Steine zum Fliegen bringen konnte, blieb sie verwundbar. Und er spürte ihre Verwundbarkeit, als wäre es seine eigene.
    Er rannte, bis die Sonne aufging, bis sich ein enges Band um seine Brust legte und er nicht mehr weiterlaufen konnte. Dann machte er Rast und fiel in einen schweren Schlaf, die Finger um den Paarungsstein geschlossen.
    Er erwachte zugleich mit Keva und zwang sich weiter; er versuchte, den Abstand zwischen sich und Keva zu verringern. Er war schon vorher durch den Wald gewandert, war mit den Wächterinnentöchtern hinein geritten, um Harzklumpen zu holen, die fürs Abdichten gebraucht wurden. Jetzt hielt er manchmal an, um den Paarungsstein zu pressen, und richtete sein Verhalten nach dem, was er durch Kevas Augen wahrnahm. Er erkannte Felsformationen, kleine Haine und Plätze mit Bäumen, Bächen und Teichen. Am Nachmittag wurde ihm klar, daß er sie unmöglich einholen konnte, bevor sie den Wald erreichte. Mehrere Stunden trennten sie noch, seine Schenkel waren ohne Kraft und verkrampft, die Augen aus Schlafmangel blutunterlaufen. Doch er zwang sich weiterzugehen, bis eine Stunde nach Einbruch der Dunkelheit. Da nahm der Schmerz in seinen Beinen, das Pochen in seinen Schläfen überhand. Er breitete die Decken unter einer Baumgruppe aus und nahm sich vor, nur eine Stunde zu schlafen.
    Er wälzte sich unruhig hin und her, konnte fast nicht einschlafen, bevor er in eine Aneinanderreihung halbwacher Träume gezerrt wurde. Seine Kehle brannte, und er erblickte hohe Bäume, die Nindra und Zan mit ihren ausgestreckt Armen gefangen hatten. Dann war er unter den Bäum , und weißgesichtige Blüten reichten zu ihm hinunter. Rotmähnenjährlinge bewegten sich durch ein Netz aus Mondlicht und Schatten, und er hörte sie wiehern und schrille Schreie ausstoßen. Er roch die einschläfernde Süße der Pollen und seufzte, glitt noch tiefer in die Dunkelheit des Schlafes, nur um später daraus aufzutauchen und wieder in Richtung Wald zu wandern. Vage kam ihm in den Sinn, daß er den Stein umklammerte, dessen Licht durch seine geschlossenen Lider drang. Da wurde ihm bewußt, daß er gar nicht träumte. Er versuchte aufzustehen, aber es gelang ihm nicht; die Erschöpfung lag zu schwer auf ihm.
    Später fing seine Kehle erneut zu brennen an, und für Augenblicke befand er sich in einem Wirrwarr von Bildern. schmutzverschmierte Gesichter, blitzende Zähne, Stricke. Er, bewegte sich im Halbschlaf, alarmiert, und kämpfte gegen' das unerklärliche Gefühl an, er wäre gefesselt, die Arme an, den Seiten festgebunden. Er schauderte, kämpfte sich wach, nur um einen neuen Traum zu haben – wenn es ein Traum war –, der abrupt mit dem Bild einer ausgestreckten Hand endete. Danior setzte sich aufrecht und starrte verwirrt in die Dunkelheit. Keva? Hatte er schon wieder den Stein im Schlaf umklammert? War Keva etwas geschehen? Sein Herz schlug rasend. Unruhig preßte er den Paarungsstein, doch nichts geschah. Verwirrt legte er sich wieder hin. Vielleicht war es nur ein Traum gewesen. Vielleicht ... Er konnte den

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