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Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide

Titel: Sternenseide-Zyklus 3 - Sternenseide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sydney J. Van Scyoc
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nachzujagen.«
    Das war natürlich eine Irreführung. Wenn Dariim die ersten Singträume genommen hätte, würde sie zu nichts anderem fähig sein, als zu schlafen. Und während sie schlief, würde Tsuuka allein in das Herz des Waldes zurückkehren.
    »Wir müssen meine Himmelsseide finden, mein Junges, und deine Nase ist empfindlicher als meine. Heute nacht ist eine Witterung im Wald, eine neue und fremde Witterung. Ich glaube, sie wird uns zu meiner Seide führen.«
    Sie brauchte noch Minuten, um Dariim zu überreden, obwohl das Junge verwirrt war und von einer Furcht gebeutelt wurde, die es nicht verstand. Als es endlich überzeugt war, wanderten sie auf verschlungenen Pfaden zwischen den Bäumen einher, abgelenkt von einer Vielzahl von Gerüchen. Tsuuka versuchte, sie zurück zum Fluß zu lenken, wo sie zuvor die Geruchsspur der Eindringlinge gefunden hatte. Aber Dariim lief in fiebriger Erregung im Kreis; zuckte hin und her, knurrte und wühlte ihre Nase zuweilen in die Finsternis, fuhr dann wieder heftig zusammen und sprang zur Seite. Tsuuka folgte ihr, sie war auf eine lange Suche vorbereitet. Endlich hatte sie Dariim aus dem Herzen des Waldes gelockt. Endlich lag die ärgste Gefahr hinter ihnen.
    Noch hatte ihr Weg sie nicht weit von den dichtstehenden Bäumen entfernt, als Dariim sich versteifte und verwundert auf den Waldboden hinabsah. Sie bleckte die Zähne und sog die Luft durch Nase und Maul zugleich ein, dann hob sie den Kopf; ihre Augen schimmerten benommen.
    »Hier«, sagte sie. »Hier ist etwas Fremdes.«
    Die Witterung der Eindringlinge, und sie war frisch! Tsuuka trat neben ihr Junges und studierte die Fährte. Zwei ihr der Fremden waren diesen Weg gegangen, der kleine, der das Junge aus dem Grasland übergeben hatte – der kleine, der ihre Himmelsseide genommen hatte – und einer der beiden anderen; welcher, konnte sie nicht entscheiden.
    »Du bist eine Jägerin, meine Tochter«, sagte Tsuuka sanft und stellte verwundert fest, daß ihr Herz erwartungsvoll schlug. Ihre blaue Seide, sie dürstete nach dem Gesang ihrer blauen Seide. Jetzt würde sie ihn vielleicht vernehmen.
    Sie folgten der Fährte, indem sie häufig anhielten, um zu beobachten und zu lauschen. Schließlich waren es ihre Ohren, die die Eindringlinge zuerst ausfindig machten. Tsuuka hörte den ersten harten Klang ihrer Stimmen, als sie den Kopf hob, nachdem sie ein Gebüsch betrachtet hatte. Sie ergriff Dariim am Arm und zog sie zu Boden. Der Himmel war eintönig grau in der heraufziehenden Morgendämmerung.
    »Hörst du?« flüsterte sie. »Hörst du die Sternenstimmen?«
    Dariim spitzte die Ohren, ihre Augen glänzten wachsam.
    »Dort ... ich höre sie dort.«
    Tsuuka nickte, aber ihr Blick verweilte nur kurz auf ihrem Jungen, und die Erregung zog ihr Fell im Nacken zusammen. Mit jedem Schritt, der sie weiter vom Herzen des Waldes entfernte, wurde Dariim weniger von Nachtmahren belästigt. Ihre Augen waren klarer, ihre Muskeln weniger verspannt. Der Schweiß in ihrem Fell trocknete allmählich, und es glänzte wieder. Wenn die Furcht sie völlig verlassen würde und sie beschlösse, ihrer Beute wegen umzukehren ...
    »Führe mich zu ihnen, meine Tochter, und wir werden meine Himmelsseide wiederfinden«, sagte Tsuuka schmeichelnd. »Aber still. Du hast nie zuvor Wesen ihrer Art gesehen. Beobachte sie, und du wirst erkennen, wie fremd sie sind.«
    Die Eindringlinge standen beisammen auf einer kleinen Lichtung und hatten die Köpfe zusammengesteckt. Der Klang ihrer Stimmen war dringlich und ungeduldig – oder redeten Sternenstimmen möglicherweise immer so? Tsuuka und Dariim schlichen sich näher und spähten aus dem Schatten hervor. Dariims Pupillen weiteten und verengten sich erregt beim Anblick der Eindringlinge.
    »Siehst du, mein Junges, wie fremd sie sind?«
    Dariims Unterkiefer fiel herab und entblößte kindlich scharfe Zähne. »Sie sind niemals vorher hiergewesen.«
    »Aber du hast Stimmen wie die ihren gehört, wenn meine Sternenseide sang«, erinnerte Tsuuka sie. »Und dort ... dort ist meine Himmelsseide.«
    Der kleinere der Eindringlinge, der nur wenig größer und wenig schwerer war als Dariim, trug sie um die Taille. »Dort ist die Seide, von der du deine ersten Singträume erhalten wirst. Und dann wirst du geschmeidig und stark genug sein, um zurückzukehren und deine Feuerseide zu jagen.«
    Dariim berührte ihre Lippen mit der Zungenspitze. »Ihre Zähne sind so merkwürdig«, wisperte sie und umklammerte Tsuukas

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