Sternenstaub (German Edition)
Elbin in einer anderen Wahrnehmungsgeschwindigkeit lebte als andere Bewohner der Welt Bendar. Er erinnerte sich noch gut, als sie in dem Kampf wie aus dem Nichts erschienen war und den kräftigen Schwertstößen der Barakks mit Leichtigkeit auswich und in einer unglaublichen Geschwindigkeit drei von ihnen getötet hatte, während er noch verzweifelt ver-suchte, sich die anderen vier vom Leib zu halten. Sicherlich war er froh, dass sie ihm geholfen hatte, aber war dies be-reits ein Grund, sie in ihrem Kampf gegen eine gewaltige Übermacht zu unterstützen?
„Arkantis war einst ein wunderschönes Land. Als Mo-dark mit seinen Schergen auftauchte, mussten wir Elben fliehen. Es blieb uns keine Wahl. Innerhalb von Tagen hat-te er es geschafft, unser Land zu erobern. Die meisten un-serer Art sind nach Lemar geflohen. Nur wenigen ist es ge-lungen, bis in die Nebelwälder zu fliehen, so wie in meinem Fall. Unsere Anführerin Limeria und einige andere sind ebenfalls hier. Wir versuchen zumindest die Wälder frei von den brutalen Barakks zu halten, doch wir befürchten, dass Modark sich sicherlich nicht mit Arkantis zufrieden geben wird. Er wird Banti und Lemar einnehmen und deren Völ-ker versklaven.“
Walldor war unsicher. Es könnte sein, dass Modark die-sen gemeinen Plan gefasst haben mochte. Immerhin be-fürchteten es die Elben, denn sie waren bereits erobert und vertrieben worden. Daher nahmen sie natürlich stark an, dass den anderen das Gleiche widerfahren könnte.
„Ich möchte nicht wissen, wie viele Elben von ihm ver-sklavt wurden und nun seinen Launen ausgesetzt sind. Ganz zu schweigen von den drei Zauberern, die sich ihm angeschlossen haben“, fuhr sie fort. „Es sind Drillinge von der Insel Goldar. Dort werden Zauberer ausgebildet und diese Drei sind verstoßen worden, weil sie das Schulsystem übernehmen wollten. Sie sind der Ansicht gewesen, die hei-ligen Lehrer von Goldar seien zu milde in ihren Unter-weisungen.“
„Und gibt es noch weitere solcher gefährlichen Gegner?“
„In der Tat. Es gibt noch die berüchtigte Katzenfrau Rama-na und den Eisenmann Foogor. Sie sind stärker als 50 Ba-rakks und kennen keine Gnade.“
„Bist du auch auf Goldar unterrichtet worden?“, fragte er.
„Wie kommst du darauf?“
„Nun, deinen Zauber mit dieser Zeitdehnung, den du da dauernd machst.“
„Das hat mit etwas anderem zu tun. Ich will nicht darüber sprechen.“
Er bemerkte, dass Nilbria leicht unsicher wurde. Sie war trotz ihrer höchst zierlichen und augenscheinlich zerbrech-lichen Erscheinung eine unglaublich starke Elbin, aber Walldor spürte, dass sie ein Geheimnis besaß, er konnte es nur nicht ergründen.
Sein Vater hatte ihm vor seinem Tode gelehrt, wie man mit seinen inneren Sinnen erfühlen konnte, welche Geheimnis -se und Absichten in einem Wesen verborgen sind, doch im Fall von Nilbria erschien es ihm äußerst schwierig etwas auszuspähen.
Erst nach einigen Minuten der Stille sprach sie weiter: „Du bist zu Fuß unterwegs. Wenn du willst, dann kannst du in unser Realm kommen. Dort geben wir dir ein Pferd. Viel-leicht schaffst du es in ein paar Wochen nach Katania zu kommen, denn in diesem Land sind bisher keine Barakks gesichtet worden.“
„Realm?“
„Ja, dies ist eine in der Wahrnehmung verschobene Ebene, die für die Barakks nicht so leicht aufzuspüren ist. Sie sind zu dumm dafür. Es ist wie eine Zwischenwelt, die du be-treten kannst. Du wirst jedoch lernen müssen, wie man je-manden begleitet, der ein Realm betritt.“
Indes überlegte Walldor, ob er dies erlernen möchte, kam aber zu dem Schluss, dass es nicht allzu schwer sein konnte, wenn es auch die elbischen Pferde schafften. Über-haupt waren diese sehr begehrt, denn sie liefen mit der vierfachen Geschwindigkeit normaler Pferde. Das einzige Problem war jedoch, so hörte Walldor einmal das Gerücht, dass sie weder Zügel noch Sattel mochten und dann jeden Dienst verweigerten. Sie besaßen eine sehr lange Mähne, an der man sich festhalten konnte. Walldor stellte es sich je-doch nicht einfach vor, bei solch einer Geschwindigkeit ohne Zaumzeug durch das Land zu galoppieren.
„Ja, es stimmt. Unsere Pferde mögen kein Zaumzeug“, brach es spontan aus Nilbria heraus und sie lachten gemein-sam los, denn dieses wohl zutreffende Gerücht war wirklich in ganz Bendar bekannt.
Sie löschten zur Morgendämmerung das Feuer und ver-ließen ihren Rastplatz. Es war noch
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