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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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heraufbeschwören.
    »Er lässt sich nicht beugen und wächst, egal, was man ihm antut, immer weiter in den Himmel«, fuhr Iason stattdessen fort, aber auch in seiner Stimme schwang ein verletzter und ergriffener Unterton mit. »Er ist unser Wahrzeichen, das Symbol unserer Eigenschaft, dem Stolz.«
    Stolz, wie wahr, dachte ich nur und wir blickten gemeinsam zu dem Baumriesen hinauf, dessen Spitze die violetten und orangenen Wolken berührte. Hinter ihm standen der blaue und der violette Mond. Der blaue war so nah und groß, dass sich ein filigranes spiralförmiges Gebilde darauf erkennen ließ. Wie das Auge eines Wirbelsturms, das alles im Blick behält, über allem wacht.
    »Was sind das für Steine um ihn herum? Wieso können sie fliegen?«
    Iason zuckte mit den Schultern. »Manches lässt sich mit Physik nicht erklären.«
    Dennoch sahen die Krahjas anders aus als die, die ich bisher gesehen hatte. Irgendwie kantiger, als wären Stücke von ihnen abgeschlagen worden. Mein nächster Blick fiel auf eine schwarze, verkohlte Rindenstelle. Darunter, also fast am Boden teilte ein Spalt, ungefähr vierzig Zentimeter breit, den Stamm. Was hatte man ihm angetan?
    Ich blickte mich um. Wie würde ihr Dorf wohl aussehen? Überhaupt, wo war es?
    »Wir müssen wieder in die Schule«, verabschiedete Luna sich. Bo ließ Iason los und die beiden gingen auf den schmalen Spalt zu, in dem ich eine der Folgen von Lokondras Angriffen sah.
    Ich zeigte auf den Baum. »Da drinnen?«
    Luna nickte und so wie sie kicherte, ehe sie mit Bo durch die schmale Öffnung im Stamm verschwand, musste ich gerade besonders dämlich gucken.
    Ich blickte wieder zu diesem Baum, diesem Dejos. »Das ist eure Schule?«
    Iason nickte.
    Ich zeigte auf die Öffnung. »Darf ich?«
    »Klar«, sagte er. »Aber sei leise.«
    Mit einer Hand am Rand der Öffnung schob ich mich vor, bis ich halb im Eingang stand.
    Die Kinder standen reglos da, die Augen starr ins Leere gerichtet. Sie bemerkten nicht einmal, dass ich sie beobachtete.
    »Was machen die da?« Ich wandte mich flüsternd zu Iason um. Als ich mich zurückdrehte, hatte Bo ein Auge geöffnet und die Brauen zusammengezogen. Verstanden. Ich war trotzdem zu laut gewesen. Ich entschuldigte mich unauffällig und sah wieder Iason an. »Ich dachte, sie lernen?«, fragte ich tonlos, nur mit den Lippen.
    Iason nickte, also taten sie das auch.
    Und weiter? Fragend hob ich meine Schultern.
    Iason tippte sich an die Schläfe. Sollte heißen: mental.
    Ah, ’tschuldigung, ich vergaß die Fähigkeiten der hochbegabten Wesen. Ich sah wieder zu Luna, die als eine der ältesten Schülerinnen auch am reglosesten dastehen konnte. Ihre Lider waren geschlossen und sie hielt die Handflächen mit leicht angewinkelten Armen nach oben, als meine Netzhaut plötzlich einen Schauder meldete, der durch ihren Körper ging. Sie riss die Augen auf und starrte – mich an. Huch! Was war denn jetzt los? Fragend schicke ich ihr einen Blick quer durch den Raum. Aber da entspannte sich ihre Körperhaltung schon wieder und ihre Mundwinkel hoben sich, als würde sie mir ein entschuldigendes Lächeln schenken. Okay, sie hatte mich also gar nicht gemeint.
    Ein letzter Blick auf die jetzt wieder reglosen Körper der Kinder, dann ging ich zu Iason zurück nach draußen. »Und was genau lernen sie da?«
    »Sie entwickeln ihre Sinne. Die kosten nichts, sind aber unendlich kostbar.«
    Oooookaaaay. Die Loduuner waren schon ein eigentümliches Völkchen.
    Im Dämmerlicht erkannte ich, dass die vermeintlichen Felsen nicht einfach nur Felsen waren. Mein Staunen wurde von einer Bewegung unterbrochen, die ich seitlich eines Nicht-Felsens wahrnahm. Meine Aufmerksamkeit lenkte sich auf zwei Mädchen, woraufhin der einen bei unserem Blickkontakt die Schüssel aus den Händen fiel. Meine Erscheinung entlockte ihr einen für mich tonlosen Schrei. Sofort fiel die andere mit ein. Ich musterte sie skeptisch.
    Iason bewegte die Lippen und gab ihnen ein Zeichen zu uns zu kommen. Eine Weile blieben die beiden unentschlossen stehen, aber als Iason noch einmal etwas sagte, klammerten sie sich bei den Händen und wagten gemeinsam ein paar Schritte auf uns zu. Mit etwa fünf Metern Sicherheitsabstand blieben sie wieder stehen. Die eine bewegte die Lippen. Iason antwortete.
    Ich schob mich leicht hinter seinen Rücken und verfolgte misstrauisch, wie die beiden aufgeregt miteinander zu tuscheln begannen. »Was sagen sie?«, wollte ich wissen.
    »Sie fragen, ob du das irdische

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