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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Gegenstände zu entwickeln. Damals, nach dem Angriff, waren neben zahllosen Gebäuden auch die Kornkammern zerstört. Hätte er sie nicht wieder aufgebaut, hätte der Clan im Winter Hunger leiden müssen. Zudem brauchten viele ein neues Dach über dem Kopf. Und seinerzeit war es richtig Winter.« Er schenkte mir einen vielsagenden Blick, ich wusste genau, worauf er anspielte. Aber ich wollte nicht weiter in ihn dringen und beschloss, das Thema fallen zu lassen. »Und wo kommen jetzt hier so plötzlich die Möbel her?«
    »Wie ich schon sagte, mein Vater ist Konstrukteur und deswegen auch so was wie der Schreiner hier.«
    Jetzt erklärte sich mir auch, warum Iason so exzellent mit Holz umgehen konnte. Gemeinsam mit Finn hatte er letztes Jahr eine alte marode Jacht restauriert und Hope geschenkt.
    »Das meine ich nicht. Ich frage mich, wie sie so schnell hierhergekommen sind.«
    Iason beugte sich zu mir. »Jetzt verrate ich dir mal ein Geheimnis. Ich hoffe, du verkraftest das, aber wir Loduuner können telekinieren. Das ist so eine Eigenschaft von uns, mit der wir Gegenstände …«
    Ich zwickte ihn in den Oberarm.
    »Au, wofür war das denn jetzt schon wieder?«
    »Zeig mir lieber, wo Ariel wohnt«, lachte ich.
     
    Die beiden Sonnen standen schon fast im Zenit, als wir den Fußweg durch die Siedlung gingen. Iason nahm meine Hand. Also fiel nicht nur mir auf, dass überall, wo wir vorbeikamen, selbst für loduunische Verhältnisse außergewöhnliche Stille einkehrte. Iason wurde von den Leuten mit einem ehrfürchtigen Kopfnicken begrüßt, aber gleich darauf wanderten alle Blicke zu mir. Achtsame Blicke und manchmal auch ein feindseliges Flimmern. Das Unangenehmste an meiner Andersartigkeit waren inzwischen nicht mehr meine Fauxpas, nein, es war vor allem mein Äußeres, das mich von den Loduunern absonderte. Meine matte Haut, die lichtlosen Augen, meine geringe Größe und so weiter. Als bedeutete das eine unüberbrückbare Hemmschwelle für sie. Sie sahen mich an, gingen aber nicht auf mich zu. Sie tuschelten hinter vorgehaltener Hand über mich, doch niemand sagte es mir ins Gesicht. Was dem einen vielleicht ein Gefühl der Überlegenheit verschaffte, machte dem anderen Angst vor mir. Zumindest vermutete ich das, denn keiner sagte es mir ja direkt. Wenn sie es mal getan hätten, dann hätte ich wenigstens gewusst, woran ich war.
    »Wirst du es wohl lassen, dich hinter meinem Rücken zu verstecken?«, sagte er. »Was ist denn bloß so interessant an unserem Boden?«
    »Nichts, ich …«
    »Mia, heb den Blick und zeig dich.«
    Vielleicht wollten sie mich ja auch nicht verletzen, doch so ließen sie mich meine Andersartigkeit spüren, was meinen Spekulationen ordentlich Raum ließ. Inzwischen hatte ich auch Hemmungen, auf sie zuzugehen. Deshalb ließ ich mich jetzt wieder etwas zurückfallen. Da schlang Iason bestimmend den Arm um meine Hüfte. »Schluss jetzt! Kommst du wohl her!«
    Er zog mich zu sich und ich hielt ihm entgegen. Und schon nach kürzester Weile entstand daraus ein ausgelassenes Rangeln, bei dem sogar ich lachen musste, und dabei wurden mir die vielen skeptischen Blicke um uns herum egal. Iason ließ einfach nicht zu, dass ich mich in seinem Schatten versteckte. Gegen all meine Ausweichversuche schaffte er es immer wieder, mich sichtbar für jeden an seiner Seite zu halten. Als wollte er der ganzen Welt sagen: Findet euch damit ab oder lasst es, aber sie gehört zu mir!
    Auch mich beschäftigte nebenbei ein ganz bestimmter Gedanke: Iason Santo, seit wir auf Loduun sind, bist du anders, irgendwie leichter. Trotz aller Schwierigkeiten, die hier auf uns warten.
    Etwas weiter weg sah ich Luna mit einer Frau große Erntekörbe vom Feld in ein Haus tragen. Aber sie sah mich nicht, was mich wunderte. Sie verfügte doch sonst über sehr sensible Sensoren. Na ja, dafür fiel ich ja jedem anderen hier auf. Ich widerstand dem Bedürfnis, wie ein kleines Kind die Augen zuzukneifen, nach dem Motto, wenn ich euch nicht sehe, dann seht ihr mich auch nicht. Jetzt konnte ich nachvollziehen, warum Iason auf der Erde nicht sonderlich gern unter Leuten gewesen war.
    »Hier«, sagte er und wies mit dem Kinn auf eine von zahllosen Narben durchzogene Jadismembran, die aber zum Glück wieder vollständig zusammengewachsen schien, und ich fragte mich sofort, was hier wohl geschehen war. Iason spürte mein schnelles Herzklopfen und schob mich auf das Haus zu. Er wollte jetzt nicht daran denken. Ich spähte zwischen den

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