Sternenstaub
Land, Mia. Hier kenne ich mich aus und bin ein Teil des Ganzen. Ich weiß, wie der Wind riecht, wenn er Regen bringt, wie die Wolken ziehen, wenn sie einen Sturm ankündigen, hier spricht jeder Stein zu mir.« Er sah mich wieder an und streichelte meine Seite hinauf, über den Hals, das Kinn, bis sein Daumen über meine Lippe strich. Wenn er gerade eben noch gelächelt hatte, so wurde seine Miene nun unverwandt ernst, wahrscheinlich, weil er spürte, was seine Worte mit mir machten. »Was ist? Was hast du?«
Ich brauchte eine Weile, aber dann flüsterte ich: »Ich war es, die dir das alles so lange genommen hat. Wegen mir bist du auf der Erde geblieben.«
Er neigte den Kopf, bis ich seinen Atem auf meinem Gesicht spürte. Die Diamanten in seinen Augen schimmerten sanft auf. »Und umgekehrt? Was tust du jetzt für mich?«
»Das ist was anderes. Ich bin gern hier. Okay, es gibt schon mal Momente, in denen mich das Heimweh packt, aber hier, hier bist du. Das ist, was wirklich zählt.«
»Eben«, pflichtete er mir bei.
Ich lächelte leise, weil ich verstand. Die Heimat zu vermissen, war für uns beide schwer, aber ohne einander zu leben, war undenkbar.
Na ja, aus dem schnellen Jungle wurde dann eher ein engumschlungener Slowblues. Wir tanzten am Rand des Waldes im Schutz der auslaufenden Zweige. Iason vergrub sein Gesicht in meinem Haar. »Das mit vorhin. Was ich da zu dir gesagt habe. Barujsa, bitte, verzeih mir.«
Ich schmiegte meinen Kopf an seine Brust »Es gibt nichts zu verzeihen.«
Er legte die Stirn an meine und wir bewegten uns im gleichen Rhythmus, während wir dieselbe Luft einatmeten. Plötzlich löste er sich von mir und hielt mich auf Armeslänge entfernt an den Händen. Sein Blick schweifte über meinen Körper. »Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie gut dir das Kleid steht?«
Unschlüssig kräuselte ich die Nase und Iason hob die Brauen. »Was?«
»Ich weiß nicht. Ist das für mich nicht etwas zu … loduunisch?«
Sein Strahlen vermischte sich mit dem saphirblauen Funkeln meines Kleides. »Nein. Es ist genau richtig.«
Hm. Und überhaupt, was sollte dieser, nun ja, sehr genaue Blick gerade? Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg, woraufhin er mir mit einem jungenhaften Grinsen begegnete. »Wie war das mit dem Jungle?«
Noch bevor ich schalten konnte, wirbelte er mich auch schon im Kreis, und als ich dabei über meine eigenen Füße stolperte, fing er mich auf. Ich lachte. Endlich fanden wir wieder etwas Leichtigkeit in uns. Sie war wie ein Anker, um das alles hier zu schaffen.
»Was macht ihr da?«
»Wir tanzen.«
Bo und Emmi staunten uns an.
»Willst du mitmachen?«
Der Kleine guckte zu uns hoch. »Kann Emmi auch?«
»Natürlich.« Ich streckte ihr die Hand entgegen.
»Wie, ihr schwingt die Hüften ohne mich? Das kann ja wohl nicht wahr sein.«
»Finn! Du hier?«
Mit einem sehr coolen Move kam er näher. »Was haltet ihr von ’nem Dreierlambada?«
Pfui, Finn, nicht vor den Kindern!
Bo und Emmi blinzelten ahnungslos. »Was ist ein Dreierbamblada?«
»Lambada«, verbesserte Finn sie grinsend. »Das bedeutet, dass man zu dritt einen äußerst heißen …«
Iason gab seinem Freund einen kräftigen Knuff, den dieser aber augenblicklich auf telepathische Art erwiderte. Finns gelber Flammenstrahl traf Iason dabei in den Rücken und schubste ihn gegen mich an einen Baum. Wir lachten, doch so nah, wie wir uns plötzlich waren, bitzelte es zwischen uns wie bei einer starken Reibungselektrizität. In der ersten Sekunde fühlte ich mich wie ein eingeklemmter Sandwichkäse, aber dann, ja dann … Iason so eng an mich geschmiegt, nach allem, was passiert war, tat es einfach unsäglich gut. »Sag mal«, flüsterte er so leise, dass nur ich ihn verstehen konnte. »Nimmst du eigentlich inzwischen diese …«
Ich musste unweigerlich grinsen. Denn das war so typisch Iason. »Die Jahrespille, meinst du?« Ich bemühte mich, ebenfalls leise zu reden, zumindest irdisch leise.
Er nickte und strich mir über die Wange.
»Ja.«
Wir sahen uns an. Die Zeit schien stillzustehen …
… bis Finn plötzlich neben mir auftauchte und mir ins Ohr flüsterte. »Hey, wir merken alle, dass es mit dir und meinem besten Freund immer ernster wird, aber hier auf dem Festplatz …« Er schnalzte tadelnd mit der Zunge.
Blitzschnell rammte ich ihm meinen Ellbogen in die Seite. Finn sprang lachend aus meiner Reichweite. Dieser Typ war einfach unmöglich!
Bo und Emmi blinzelten mit großen
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