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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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breitere Absätze hatten und überhaupt mindesten fünf Zentimeter niedriger waren. »Alles klar.« Ich lächelte.
    Ihr Gesicht verschwand und stattdessen zeigten sich mir ihre erhobenen Daumen, so wie immer, wenn sie mir demonstrierte, dass sie stolz auf mich war.
    Von der anderen Seite der Trennwand kam ein entschiedenes »Nee, das könnt ihr vergessen! Ich nehme höchstens ’nen Hosenanzug!« Dann machte es Rrrck und ich hörte erst die Beschädigungsanzeige der Ware piepen und dann einen hellen Schrei, woraufhin die Verkäuferin zeternd herbeigetrabt kam.
    »Kann ich doch nichts dafür, wenn Ihre Klamotten so schlechte Qualität haben«, fauchte Greta auf die bitterböse Frage hin, ob sie nicht besser hätte aufpassen können. »Die Teile hier sind doch für Magersüchtige gemacht!«
    Ich betrachtete mich im Spiegel. Irgendwie fehlte es mir an Oberweite. Hilflos zupfte ich meinen BH zurecht, hm, das half auch nichts. Ach so, da an der Seite war ja noch ein Reißverschluss. Es bedurfte einiger Verrenkung, ehe ich ihn zubekam. Wieder schaute ich mich an, lupfte mein Haar und steckte es oben zu einem lockeren Knoten fest. Kühl und angenehm schmiegte sich der zarte Stoff an Hüften und Bauch. Ich drehte mich erst auf die eine und dann auf die andere Seite und schielte über meine Schulter in den Spiegel. Ungewohnt, aber … Nee, ich machte die Haare wieder auf.
    Okay, jetzt noch die hochhackigen Schuhe. Himmel! Wer um alles in der Welt konnte denn darin laufen? Ganz zu schweigen von den High Heels, die Lyra für mich ausgesucht hatte.
    »Mia, bist du so weit?«
    Vorsichtig zog ich den Vorhang beiseite.
    Im selben Moment kam Greta murrend in ihrem Blaumann aus der Kabine, stutzte, guckte noch einmal genauer hin und dann klappte ihre Kinnlade nach unten, was gelinde gesagt ziemlich dämlich aussah. Auch die Verkäuferin hörte auf zu zetern. Aber was war mit Lena los? Sie drehte sich weg. Keiner sagte etwas. Plötzlich fühlte ich mich wie eine einzige Katastrophe. Eine Katastrophe auf zwei Beinen.
    »Soll ich vielleicht doch lieber den Rock nehmen?«, fragte ich zaghaft.
    »Bloß nicht«, protestierten Barbara und Lyra gleichzeitig. Und auch Lena würgte mit erstickter Stimme ein »Nein« hervor. Dann drehte sie sich wieder zu mir hin. Tränenverhangene Wimpern umsäumten ihre stechend blauen Augen und sie schluchzte: »Mann, Mia, du … du siehst wunderschön aus.« Sie breitete die Arme aus. »Komm her, du verrücktes Huhn«, heulte sie jetzt komplett. »Komm her. Das wird ’ne tolle Party.«
    Ich musste vor Freude lachen und wir fielen uns in die Arme.

4
     
     
    L ena hatte so lange an meiner Frisur herumgezubbelt, dass wir viel zu spät kamen. Die anderen Gäste waren bestimmt schon alle da. Aufgeregt sprangen wir aus dem Taxi und eilten die Stufen zur alten Oper hinauf, was mit meinen Schuhen gar nicht so leicht war, aber das nur nebenbei.
    Vor dem Eingang machte ich eine kurze Verschnaufpause. Ein letztes Mal steckte ich eine widerspenstige Locke fest. Für gewöhnlich war mir so etwas herzlich egal, aber nicht heute.
    Lena hastete voraus und preschte durch die große Flügeltür. Ich selbst atmete tief ein, lief auf die Schwelle zu und dann passierte es! Mein rechter Absatz blieb in dem Gitterrost davor hängen, ich verlor das Gleichgewicht und konnte im letzten Moment gerade noch meinen Sturz verhindern.
    Verdammt! Vorsichtig bewegte ich den Schuh, bis ich wieder frei war, und führte eine schnelle Schadensanalyse durch. Das sah übel aus. Egal. Ich nahm mein Kaugummi heraus und klebte den halb abgebrochenen Absatz damit notdürftig wieder fest. Dann musste es halt so gehen. Wie auf rohen Eiern wackelte ich weiter.
    Lena brauste mir entgegen. »Mensch, Mia, wo bleibst du denn?«
    Sie zog mich in den Vorraum, wo uns eine nächste Flügeltür vom großen Saal trennte.
    Kurze Stille, dann ging sie einen Schritt zurück und musterte mich im Schein der großen Kerze, die links von der Tür auf einem säulenförmigen Standhalter prangte. »Ähm, Süße, darf man erfahren, warum du hinkst?«
    »Mir ist der eine Absatz abgebrochen«, jammerte ich.
    Lena griff sich mit beiden Händen ins Haar, als stünde sie kurz vor der Implosion. »War ja klar, dass so was passiert«, versuchte sie sich selbst zu beruhigen und überlegte eine, zwei, drei Sekunden lang, dann griff sie hektisch und entschlossen in ihre Handtasche und kramte ein grasgrünes Paar Flipflops hervor, auf dem zwei große flatternde

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