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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Plastik-Sonnenblumen prangten. »Nimm die!«
    »Lena! Ich kann unmöglich …«
    »Ist doch jetzt egal! Unter dem langen Kleid sieht die eh keiner und meine Pumps sind dir ja wohl viel zu groß, da brichst du dir wirklich noch die Haxen mit.«
    Von drinnen drangen dumpfes Stimmengewirr und leise Klaviermusik herüber.
    »Jetzt nimm schon!«
    Sie hatte recht. Schnell begann ich, die Schuhe zu wechseln. Was für eine Hektik!
    »Wie viel Zeit haben wir noch?«
    »Ohne dich können sie schlecht anfangen, oder?«
    Auch wieder wahr. Also strich ich mir das Kleid glatt und nahm eine würdevolle Haltung ein, mit geradem Rücken, zurückgezogenen Schultern, erhobenem Kinn und so weiter –, als plötzlich ein überirdisches Zischen an mir vorbeiwehte … gefolgt von einem eisigen Windhauch, der meine nackte Haut am Oberkörper streifte.
    »Hast du das gehört?«, fragte Lena, nicht weniger erstarrt als ich.
    Ich nickte. Wer sleitete hier?
    »Bitte sag mir, dass das ein ganz normaler irdischer Luftzug war.«
    Ich lächelte, wenn auch etwas angespannt. »Wenn Taria in der Nähe wäre, wenn sie mir etwas antun wollte, würde Iason es längst spüren und wäre hier.«
    »Da hast du recht«, sagte Lena und wir beruhigten uns etwas. Unsere Nerven lagen wahrscheinlich einfach blank.
    »Du trägst doch das Envedasarmband, oder?«, versicherte ich mich dennoch.
    Lena hob ihr linkes Handgelenk, worum noch immer das Armband geknüpft war, das ich ihr vor drei Wochen zum Schutz vor Tarias Attacken gegeben hatte. »Magst du es zurück?«
    »Spinnst du?«
    Lena wusste, dass jeder weitere Versuch, mich zu überreden, vollkommen sinnlos war. Sie griff nach meinen Händen. »Bitte, Mia, sei vorsichtig.«
    Die Tür sprang auf. »Wo bleibt ihr denn, zum Donner?«
    »Lyra, kann es sein, dass hier irgendwer rumsleitet?«
    »Ja, ich! Und wenn ihr euch jetzt nicht beeilt, helfe ich euch mit einer ordentlichen Ladung Manipulation auf die Sprünge!« Entschlossen stemmte sie die Hände in die Hüften. »Also bewegt euch, sonst sorge ich dafür.«
    Erleichtert sahen wir uns an, Lena nickte mir zu. Und dann gingen wir hinein …
    Im Saal empfing uns ein vibrierender Glanz aus längst vergessenen Zeiten, der den so mysteriös erschienenen Zwischenfall von eben rasch in den Hintergrund drängte. So hatten früher also die Schlösser und Festsäle ausgesehen. Mein Blick strich über den Mahagoniflügel neben uns, zu den Buntglasfenstern und den zahllosen Malereien an den Wänden, er wanderte weiter zu der mit Stuck verzierten Decke, wo über den beiden Rängen ein gigantischer Kronleuchter mit Hunderten von brennenden Kerzen hing. Nicht allein dort. Kerzenlicht, so weit das Auge reichte, es leuchtete in Tausenden Kandelabern, so kam es mir vor, an den Wänden und Rängen und in großen Glasgefäßen, die in jeder Ecke standen. Überall.
    »Jetzt sag schon«, flüsterte Lena an meiner Seite. »Gefällt es dir?« In ihrer Stimme schwangen leise Unsicherheit und Hoffnung mit. Ich konnte sie nur ansehen. Sprachlos. Überwältigt.
    Auf der anderen Seite des Saals standen die Kinder, Bert im Anzug und bei ihnen eine Frau im roten Kleid, die sich eine elegante Hochsteckfrisur gezaubert hatte. Mit ihren rot manikürten Fingernägeln hielt sie ein iCommplete am Ohr und gestikulierte dabei wild mit der freien Hand. Als Bert ihr ein Zeichen gab, steckte sie es in ihre kleine goldene Handtasche zurück und drehte sich zu mir um. Mum! Sie sah unglaublich schick aus, wie ein roter Engel, während sie mir ein Lächeln quer durch den Saal schickte. Die Musik wurde leiser und die Gäste hielten mit ihren Gesprächen inne. Alles wurde still.
    Langsam setzte ich mich in Bewegung. Mein Herz hüpfte fast aus dem Ausschnitt. Ich durfte jetzt auf keinen Fall über mein Kleid stolpern oder niesen oder etwas in der Art. Okay, zum Niesen fehlte mir definitiv die Entspannung, aber sonst – hey, ich kannte mich schließlich.
    Die Wächter machten einer nach dem anderen eine Gasse für mich frei. »Reiß dich zusammen«, flüsterte ich mir zu und gab mir einen Ruck. »Nur Mut.« Ich zwang mich zur Konzentration, wollte mir an diesem großen Tag jede Einzelheit für immer einprägen und holte unauffällig, aber tief Luft … Demian hob sein Glas, als ich versehentlich den Ärmel seines Smokings mit meiner nackten Haut am Unterarm streifte. Der Wächter verkörperte gerade mit Haut und Haar die Eigenschaft seines Clans, wie er mir so zulächelte, mit seiner geschmeidigen Art und

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