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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Lokondras Stimme mich in den Raum zurück.
    Einen Moment lang schien Iason wirklich versucht.
    »Nein, Iason! Tu es nicht!«
    Lokondra lächelte, wie jemand, der nichts mehr zu verlieren hat. »Angst?«, forderte er Iason heraus.
    Iasons Mundwinkel hoben sich grimmig. »Damit ich meinen Sinn erfülle und mit dir sterbe?«
    Aber dann veränderte sich Iasons Blick, denn er traf auf eine kleine Flasche, die unweit von ihm entfernt auf dem Boden lag. Das war doch die Gahjaflasche! Und sie war leer. Sie musste Lokondra eben beim Kampf aus der Tasche gefallen sein. Iason nahm sie und roch an der Öffnung. Seine Pupillen weiteten sich, gleich darauf entglitten ihm die Gesichtszüge und er starrte Lokondra fassungslos an.
    Trotz der Pistole an seinem Kinn zuckten Lokondras Lippen belustigt.
    Iasons Augen bekamen die Kraft von blau lodernden Flammenwerfern. Keinen Wimpernschlag später hatte er Lokondra auch schon an der Kehle gepackt und zum zerschmetterten Fenster gezwungen. »Hat sie davon getrunken!?«, brüllte er und drückte dessen Oberkörper über die gezackte Glasscheibe.
    Lokondra lächelte wissend.
    Da verlor Iason die Beherrschung und stemmte ihn so weit über die Brüstung, dass Lokondras Füße vom Boden abhoben. »Ob du ihr von dem Zeug gegeben hast, sag es mir!«
    Noch immer dieses Lächeln. »Tu es.«
    Blaue Flammen loderten auf Lokondras Gesicht.
    »Iason!«, schrie ich dazwischen. »Ich habe nichts getrunken. Hörst du? Mir geht es gut!«
    Meine Worte trieben eine kurze Welle durch Iasons Körper. Er starrte von Lokondra zu mir und wieder zu Lokondra. Einen nervenzerreißenden Moment lang flimmerte er Lokondra an. Dann atmete er aus und zog ihn schließlich zurück ins Zimmer. Ich musste nicht das Herz mit ihm teilen, um seine Erleichterung zu bemerken. Die Waffe hielt er allerdings weiterhin auf Lokondra gerichtet.
    Keuchend beugte der sich vornüber. »Warum hast du es nicht getan?«
    Iason strich sich schwer atmend das Haar zurück. »Weil die Irden in weniger als einer Stunde mit Bombern Kraterstadt angreifen. Und weil du den Drohnen befehlen wirst, dass sie unverzüglich die Stadt verlassen.«
    Was?
    »Werde ich das?«, fragte Lokondra nur. Seine Stimme klang irgendwie anders als sonst. Ihr fehlte die Kraft. »Du kommst zu spät, Wächter.« Und da begriff ich.
    Die Überdosis Gahja! Lokondra hatte sie allein geschluckt! Bisher hatte Lokondra immer nur ein paar Tropfen von dem Zeug genommen, aber diesmal war die Flasche leer. Er hatte sich und mich umbringen wollen! Das Unvorstellbare erreichte mich nun langsam.
    Lokondra sackte auf die Knie. Ich stürzte an seine Seite. »Du kannst jetzt nicht sterben. Die Irden greifen an. Du musst deine Leute aus der Stadt bringen, sonst werden sie alle umkommen.«
    »Zu spät!«, flüsterte er. Er nahm meine Hand und streichelte mit dem Daumen darüber. »Warum wolltest du nicht bei mir bleiben? … Ich hätte dir alles gegeben. Alles.«
    Verdammt, was sollten wir tun? Meine Gedanken arbeiteten in Lichtgeschwindigkeit.
    »Mia, wir müssen hier raus!«
    »Die Kommunikationsscheibe!«, überging ich Iasons Einwand. »Wir müssen den Irden eine Nachricht schicken, dass Lokondra vernichtet ist! Vielleicht hält sie das davon ab, Kraterstadt anzugreifen.«
    Ein Blitz schoss aus Iasons Augen und er sah sich überirdisch schnell um. »Wo ist sie?«
    Rasch zeigte ich zum Bücherregal. »Dort oben, auf Janosch und Sartre!«
    Aber da hatte er sie schon selbst entdeckt und hielt sie in den Händen. Mit seinem Strahlen gab er ihr den nötigen Energieschub, um sie zu starten. Während seine Finger über die Tastatur flogen, drehte ich mich wieder zu Lokondra, der inzwischen auf dem Boden lag. Ich beugte mich zu ihm hinab. »Wie kann man weiterleben, nachdem ein Sinn erfüllt ist? Du musst es mir sagen.«
    Er schlug die Augen auf und sah mich an. Eine endlos scheinende Weile geschah nichts. Dann schloss er die Augen wieder, lächelte auf eine traurige Weise und ich spürte ein brennendes Gefühl in seiner Brust, das auf mich überging … sein Bereuen.
    Ein reißendes Geräusch drang tief aus Lokondras Brustkorb und er drehte sich scherzverkrümmt auf die Seite. Das Gift! , dachte ich voller Panik. Blieb ihm noch genügend Zeit? Würde er das Geheimnis mit ins Grab nehmen?
    Er stützte sich mit der Hand ab und rang nach Atem. »Es ist eine Sache des Bewusstseins, Mia«, seine Stimme drohte zu brechen. »Damals als unsere Chronisten die Erde erforscht haben … stießen sie

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