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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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Bequatschten die das auf der Erde jetzt etwa erst noch gemütlich bei einem Matetee? Die Zeit lief doch gegen uns! »Ist denn keiner von denen in so einer Situation selbst in der Lage, eine Entscheidung zu fällen? Verdammt, hier geht es um Tausende von Leben!«
    Iason schüttelte den Kopf und hackte weiter auf die Tastatur ein.
    »Aber wenn eure Aufzeichnungen aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert stammten, wieso dann dieser Nachbau meiner Stadt?« Ich musste es wissen. Würde er mir die Antwort noch geben?
    »Hell hatte mit einer Fortsetzung begonnen, bevor er floh«, antwortete Iason mir. Ich sah ihn an. »Er beschrieb die Gebäude eurer Stadt und einige eurer Lebensweisen. Er las sie von metallischen Gegenständen ab, die seine Späher ihm von der Erde mitbrachten. Durch SAH erfuhr Lokondra dann von der Fortentwicklung eurer Waffenmaschinerie und dass ihr damit den Frieden erzwingen konntet.«
    Ich riss die Augen auf. »Hat Hell das gesagt?«
    Ein weiterer Hustenanfall übermannte Lokondra. Er zitterte am ganzen Körper. »Nein, das war meine logische Schlussfolgerung.«
    »Dann beruht also alles auf einem Trugschluss?«
    Lokondras Wange rieb über den Boden, als er schwach nickte. Mit den Fingernägeln kratzte er über den Stein und seine Augen krochen aus den Höhlen, als sähen sie inzwischen schon einen anderen Ort. Schaum quoll aus seinem Mundwinkel.
    »Es tut mir leid, Mia.«
    Ich fühlte seine Einsicht, sein Bereuen, wie sie sich in mir ausdehnten, und es war, als wöge ich plötzlich Tonnen schwerer.
    »Mia«, schaltete sich Iason dazwischen. »Wir können nicht länger auf Antwort warten. Wir müssen hier raus.«
    Gehetzt sah ich zu ihm hin. »Warte. Ganz kurz noch.«
    Dann drehte ich mich wieder zu Lokondra.
    »Geh zu ihm, Mia. Und lass mich in Frieden sterben.«
    Ich nahm seine Hand, zum ersten Mal freiwillig.
    Er lächelte schwach. »Ich habe meinen Sinn falsch umgesetzt. Ihr Menschen hättet uns so viel geben können, aber ich habe nur nach den falschen Dingen getrachtet, die wir nicht hätten übernehmen sollen.«
    Ich nickte und fragte mich, ob sein Sinn in diesem Augenblick nicht sein größter Fluch war.
    »Meine geschätzte Mia, glaubst du wirklich, das Schicksal ist formbar?«
    Ich brauchte eine Weile, um mit meinen belegten Stimmbändern zu reden. »Ja, das glaube ich.«
    Er sah mich an. »Die Bilder, die Ariel geschickt hat. Meinst du, es hätte wirklich so kommen können?«
    Ich weinte, ohne eine Träne, und nickte.
    Sein Blick wanderte fort, weit fort und hin zu seinen Gedanken. »Dann habe ich meinen Sinn nicht erfüllt«, sagte er schließlich.
    »Nein«, pflichtete ich ihm mit tränenerstickter Stimme bei. »Hast du nicht.«
    »Ich hätte meinen Sinn auf andere Weise umsetzen müssen. Ich … habe mich falsch entschieden«, flüsterte er.
    Lokondras Lider senkten sich. »Es … es tut mir leid.«
    Ich fühlte, dass er es auch so meinte.
    »Es tut mir so leid«, flüsterte er noch einmal. Seine Stimme war kaum noch hörbar und auch sein Atem wurde flacher.
    Ich spürte unsere letzten gemeinsamen Herzschläge. Lokondras und meine.
    Doum
    Doum
    … die leiser wurden.
    Doum
    Doum
    und leiser.
    Doum
    …
    Und dann … wurde unsere Verbindung gekappt. Ich war frei. Frei.
    Aber warum fühlte sich diese Freiheit so erschütternd an? Wie mit ihr umgehen? Und während ich das dachte, spürte ich eine unglaubliche Erschöpfung, die mich nach unten drückte. Nein, ich war nicht frei, ich war gefangen, mehr als je zuvor.
    Behutsam legte Iason den Arm um meine Schulter. »Du hast es geschafft«, sagte er leise. »Es ist vorbei.«
    Den Blick leer geradeaus gerichtet griff ich nach seiner Hand, die sanft meine Schulter drückte. »Für mich wird es nie vorbei sein.«
    Ich senkte den Kopf und starrte auf Lokondras toten Körper, vor dem wir knieten, ich konnte es nicht glauben. Wie sehr hatte ich mir diesen Moment herbeigesehnt, den Augenblick, in dem wir Lokondra besiegten, aber jetzt, wo er da war, fühlte es sich ganz anders an als erwartet oder erhofft. Er war so schonungslos echt und zwar mit allen Facetten.
    »Ich hätte so viele retten können!«, sagte ich verzweifelt. »Ich hätte mein Schicksal nur früher akzeptieren müssen. Vielleicht hätte das …«
    »Mia, du bist für Lokondras Taten nicht verantwortlich«, versuchte Iason auf mich einzuwirken.
    »Aber ich hätte es aufhalten können!«, wurde ich nun lauter.
    »Das hätten wir alle«, widersprach er mir, »du, ich, Bert und die

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