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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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abstellte, hinter denen wir uns versteckt hielten. Wenn uns jetzt keiner entdeckte, dann hätten wir es geschafft, so verrammelt, wie wir inzwischen waren.
    Durch einen Spalt konnte ich sehen, wie sich die Greifer des Roboters zurückzogen. Scheinbar hatte niemand Verdacht geschöpft.
    Angespanntes Warten setzte ein.
    Stunde um Stunde verging, in denen wir uns nicht rührten. Kein Laut sollte unseren Schlupfwinkel verlassen. Wir lauschten dem Stimmengewirr, das von draußen hereindrang, genau wie die immer wiederkehrenden dumpfen Stoßgeräusche, sobald neue Frachtgüter eingeladen wurden.
    Irgendwann, die Aufregung hatte mir jedes Zeitgefühl genommen, schlossen sich die Türen und es wurde ganz still im Schiff.
    Nach einer Weile ertönte ein leises Brummen, bald darauf vibrierte der Boden. – Das Schiff begann, sich zu bewegen. Vibrierte immer mehr! Die Raumfähre wurde für den Start aufgerichtet. Immer höher und höher. Verflucht! Wir hatten gar nicht an Anschnallgurte oder so was gedacht!
    Das Vibrieren verstärkte sich zu einem Rattern. Inzwischen lagen Ariel und ich fast auf dem Rücken, mit dem wir eben noch an einer Kiste gelehnt hatten. Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss. Auch Ariel war schon ganz rot und an seinen Schläfen traten blaue Adern hervor.
    Kurz bekam ich Angst, die ganzen Kisten und Kästen könnten uns gleich um die Ohren fliegen! – Aber die magnetischen Halterungen taten voll und ganz ihren Dienst, und wenn wir erst die Erdatmosphäre verlassen hätten, würde das Schiff hoffentlich wieder seine horizontale Stellung einnehmen.
    »Zieh deinen Raumanzug an«, stieß Ariel gepresst hervor.
    Der Spaßvogel hatte gut reden. Wir standen inzwischen fast auf dem Kopf! Überaus umständlich und dabei möglichst lautlos schaffte ich es, mich mit der einen Hand weiter abzustützen und mir dabei mit der anderen das rechte Hosenbein überzustreifen … dann das linke. Ariel half mir, so gut er konnte, mit den Füßen. Kaum zu glauben, dass mir der weiche dünne Stoff schon bald das Leben retten würde. Okay, jetzt musste ich nur noch irgendwie den Reißverschluss zukriegen. »Und du?«, kam es mir plötzlich samt einer ganzen Wagenladung Schock in den Sinn.
    »Andere Anatomie. Loduuner kommen ohne klar«, presste er inzwischen mit fast lila Kopf hervor.
    Puh! Die Erleichterung sog mir kurz die Kraft aus den Gliedern, aber dann war auch ich nur noch damit beschäftigt, mich irgendwie festzuhalten. Das Rattern wurde lauter … stärker … es bebte durch meinen Körper. »Zehn … neun … acht …«, dröhnte eine Stimme durch alle Lautsprecher im Schiff, »vier … drei … zwei … eins und – START!«
    Eine gewaltige Explosion donnerte los. Das ohrenbetäubende Geräusch drang wie eine Steinlawine durch meinen Kopf, Geist und Körper. Und dann wirbelte alles, inklusive mir, im Kreis, etwa so, als wären wir in einem Wasserstrudel gefangen. Alles um mich herum verschwamm zu undifferenzierbaren Streiflichtern. Mein Gesicht verformte sich. Ich begann zu schreien. Und wie! Ich schrie und schrie und hörte gar nicht mehr auf und Ariel schrie mit, dann verlor er den Halt, rutschte ab und klatschte mit seinem Ellbogen oder Knie oder sonst was Hartem gegen mein Gesicht. Mir war ganz schwummerig.
    Mit allen Kräften, die ich aufbieten konnte, stemmte ich mich mit den Füßen gegen eine und mit dem Rücken und den Händen gegen eine andere Kiste. Ariel klammerte sich an mir fest. Ich rutschte ab. Es schüttelte uns in alle Richtungen. Wir schlugen gegen Kästen und Container.
    »Hilfe!!!!!!!!!!«, schrie ich.
    »Dombuere!!!!!!«, brüllte Ariel.
    »Hilfombuere!«

19
     
     
    A lles war still um uns herum. Bis auf ein leises Summen. Das Raumschiff glitt dahin, als hätte es nie etwas anderes gemacht. Hatte man unsere Schreie gehört?
    Doch es blieb ruhig.
    Zögernd nahm ich die Hände vom Kopf und blinzelte den Schleier meiner Benommenheit fort. Die Kisten waren alle noch an Ort und Stelle, nur mich hatte es mehr als unsanft in die gegenüberliegende Ecke katapultiert. Na ja, wenigstens hatte uns nichts erschlagen – auch wenn es sich, ehrlich gesagt, komplett anders anfühlte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rollte ich mich auf die Seite und tastete meinen Ellbogen und das Jochbein ab. Autsch, taten die weh.
    Ariel lag neben mir. Ungeachtet meiner eigenen Schmerzen krabbelte ich zu ihm hin und beugte mich über ihn. »Ariel!«, flüsterte ich mit leiser Panik in der Stimme.

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