Sternenstaub
Handrücken steckte. Sein pipigelber Raumanzug sah übrigens unmöglich aus. Sag mal, Mia, hast du noch alle Tassen im Schrank, dir in deiner Lage darüber Gedanken zu machen, wie behämmert sich der Typ anzieht!? , schimpfte ich im Stillen mit mir selbst.
»Was?«, fragte er mich, während er mir mit medizinisch prüfendem Blick in die Pupillen leuchtete.
»Nichts.« Verstohlen sah ich mich um.
»Da hast du dir wirklich ein sehr unvernünftiges Abenteuer ausgesucht. Sollten Mädchen in deinem Alter nicht lieber mit ihrem Liebsten auf diesen verrückten Flybikes um die Häuser ziehen, wenn sie Extreme suchen?«
Nichts dagegen.
Ein dumpfes Wum! wurde an der Tür laut. »Ist sie wach!?«
War das möglich? Skyto! Dombuere! Wie war der denn hierhergekommen!?
Oder befand ich mich etwa auf der Erde?
Nein, ein Blick aus dem runden Fenster bewies mir das Gegenteil. Hier konnte man alles sogar noch viel besser sehen!
Wieder donnerte es gegen die Tür. »Ich will zu ihr! Sofort!«, forderte Skyto mit einem beängstigenden Grollen in der Stimme.
Dr. Marks steckte seine Lampe zurück in die Brusttasche. »Dir ist schon bewusst, dass du in gewaltigen Schwierigkeiten steckst, Mädchen?«, sagte er mit strenger Miene.
Ach, auch schon gemerkt?
Wumm! Wum! Wumwumwum! Der Verdacht, dass sich mein Problem mit Skyto gerade türmte, wuchs mit jedem Schlag. Irgendwie erschien mir der Big Boss gerade längst nicht mehr so vernunftgesteuert wie sonst.
Marks drückte die Freisprechanlage. »Einen Moment noch, Herr Seljevas.«
»Was ist geschehen?«, wollte ich wissen.
»Du hast in einem defekten Raumanzug gesteckt, und als wir dem Hyperraum näher gekommen sind, hat der Druck beinahe deine Lungen zerfetzt.«
Ich riss die Augen auf. »Heiliger Meteorit!«
»So kann man es auch nennen. Aber hier drinnen bist du in Sicherheit.« Er deutete über meinen Behandlungstisch auf die ganzen Geräte ringsherum, eine in der Tat höchst modern ausgestattete Krankenstation. »Dieser Raum ist quasi ein externer Raumanzug.«
Die Schläge an der Tür wurden immer wüster. »Dombuere, Marks! Wird’s bald!«
Verschmitzte Lachfältchen kräuselten sich um seinen Mund. »Skyto Seljevas scheint dringend mit dir sprechen zu wollen.«
Also, witzig fand ich das jetzt wirklich nicht.
Er schickte sich gerade an, den Türöffner zu bedienen, als ich ihn flugs am Arm festhielt. »Bitte nicht! Der bringt mich um.«
Der Arzt schenkte mir mit einem zuversichtlichen Zwinkern wieder seine Aufmerksamkeit. »So besorgt, wie er die letzten Tage um dich war, wäre das wohl eher kontraproduktiv. Aber gut, geben wir ihm etwas Zeit, sich zu beruhigen.«
Erleichtert legte ich mich zurück.
Die Schläge draußen wurden noch ungehaltener. »Mach sofort diese verdammte Tür auf, Marks!«
Der Doktor zeigte sich jedoch ungerührt.
»Wie ist Skyto Seljevas hierhergekommen?«, fragte ich.
»Nun, als wir dich und diesen kleinen Jungen gefunden haben, hat der Commander sofort die Raumaufsichtsbehörde informiert. Dort wart ihr von Herrn Seljevas schon als vermisst gemeldet worden. Als er und Finn Goodway erfuhren, wo du steckst, haben die beiden unverzüglich die Raumfahrtszentrale auf Loduun verständigt, die ihnen gewährte, uns mit einem Höchstgeschwindigkeitsschiff einzuholen und zuzusteigen. Warte, ich gebe dir noch was für den Kreislauf.«
»Nein, nein, mir geht es gut, danke.«
Die kleinen Knopfaugen des Docs leuchteten auf, als hätte er mit mir einen großen Sieg gegen die Gesetze der Medizin oder der Physik errungen, was in gewisser Weise ja auch so war.
Plötzlich glitt eine andere Tür neben ihm auf. Hindurch trat ein Irde, geschätzte fünfzig, mit lichtem Haar, in einer Art Kampfjetuniform und er hatte Ariel im Schlepptau! Der Junge lächelte mir zu, ganz im Gegensatz zu dem mir unbekannten Irden. Seine steife, ja fast schon soldatische Haltung und die gegerbte Haut unterstrichen seine ohnehin schon sehr strengen Gesichtszüge.
»Mein Name ist Erikson und ich bin der Kapitän dieses Schiffs. Ihnen ist bewusst, in welcher Lage Sie stecken, junge Dame?«
Was waren das nur alles für Blitzmerker hier.
Erikson zeigte mit einer beiläufigen Geste auf einen Stuhl. »Hinsetzen«, wies er Ariel streng an.
Wum! »Erikson, du Anfänger! Kümmere dich erst mal um deine Sicherheitsvorkehrungen und überlass das Weibsbild mir!«, schallte es durch die Tür.
Der Commander beugte sich zu mir herab, stützte eine Hand auf meiner Pritsche neben meiner
Weitere Kostenlose Bücher