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Sternenstaub

Sternenstaub

Titel: Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Winter
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»Ariel, bist du okay?« Besorgt streichelte ich ihm über den Kopf.
    Seine Lider begannen zu zittern. Gott sei Dank! Und dann öffnete er die Augen und begegnete mir mit einem glückselig breiten Grinsen. »Wir haben es wirklich geschafft, oder? Wir fliegen nach Hause.«
    Einen kurzen Moment war mir danach, wie wild mit ihm zu schimpfen, weil er doch mitgekommen war, aber was hätte das jetzt noch gebracht? Außerdem war ich in dieser Sekunde einfach nur froh, dass wir beide diesen turbulenten Start überlebt hatten. Erleichtert ließ ich meine Hand von seinen Haaren gleiten und erwiderte sein Lächeln. »So ist es.«
    Ariel richtete sich langsam auf und schüttelte den Kopf, um wieder klar zu werden.
    Fahrig kramte ich in meinem Rucksack. »Hier. Trink erst mal was.« Ich reichte ihm eine der Wasserflaschen, die wir noch schnell unterwegs gekauft hatten.
    Der Junge nahm ein paar tiefe Züge, ehe er zum Fenster oder besser zu einem kleinen Bullauge, wie man es sonst wohl eher in Schiffen vorfand, deutete. Tja, wir befanden uns eben im Transportraum und nicht in der Businessclass. Aber diesen Gedanken verwarf ich augenblicklich, als ich tatsächlich hinausschaute. Was sich da vor meinen Augen auftat, war so wunderschön und unglaublich, dass mir der Mund offen stehen blieb. Zudem musste die Scheibe eine teleskopische Wirkung besitzen. Wie oft schon hatte ich mich gefragt, wie es wohl da draußen aussehen würde. Jetzt sah ich die Wunder des Weltraums und konnte sie mit meinem menschlichen Verstand kaum erfassen. Tausende Meteoriten, Eisbrocken, Gasklumpen und anderes kosmisches Gestein zogen an uns vorbei, wie durch einen Tunnel. Da! War das die Venus? Ihre spektakulären Wolken umhüllten sie wie eine intergalaktische gelbe und rote Decke aus Gas. Ein vorbeiziehender Komet versperrte uns die Sicht darauf. Er musste irgendeiner großen Hitzequelle zu nahe gekommen sein, denn jetzt verdampfte er, was seinen wohl Millionen Kilometer langen blauen Kometenschweif erzeugte. Kaum zu fassen, wie viele Geysire da aus seinem tiefgefrorenen Kern aufstiegen. Das hier war besser als jeder Freizeitpark oder irgendeine Computersimulation. Im wahrsten Sinne des Wortes intergalaktisch.
    Und dann schob sie sich in unser Lichtfeld … es war, als flögen wir direkt auf sie zu. »Die Sonne«, sagte Ariel nur und dann schwieg auch er, verzaubert von so viel Schönheit. Ein glühender Ozean aus Gas, der unser Leben bestimmte, unsere Tage strukturierte … wow!
    Auch wenn ich geschützt in einer Fähre hinter diesem Bullauge saß, konnte ich ihre unbändige Glut förmlich spüren. Ich schwöre, allein ihr Anblick erhitzte mein Gesicht. Wie ein vorbeiziehendes Filmband schob sie sich immer weiter ins Bild und wir sahen, mit welch überwältigender Eleganz vor unseren Augen immer wieder neue gigantische Gastürme aufschossen, die sich wie schillernde Quallen zu kraftvollen Lichtbögen in sämtlichen Rottönen verbanden. Ein namenloses Naturschauspiel von unermesslicher Gewalt.
    Wir ließen die Sonne links liegen und unsere Reise in die Weiten des Weltraums setzte sich fort. Vorbei am Polarlicht, einem schon von der Erde aus wirklich atemberaubenden Phänomen. Aber jetzt von hier! Einfach nur alienalisch!
    Unter uns befand sich die Vergangenheit, wo das Leben seinen gewohnten Gang nahm. Lena, meine Lena, die sich weiterhin jede Woche die Haare färbte. Ich stellte mir vor, wie Frank mit den Kindern im Tulpenweg gerade einen Staudamm am Bach baute und bei all der Liebe, die diese Menschen zu bieten hatten, fällten die Politiker im Parlament weiter ihre kaltblütigen Entscheidungen, ohne zu begreifen, in was für eine fürchterliche Zukunft sie uns damit führten.
    Aber was für eine Zukunft würde mich jetzt erwarten?
    War es besser, das Schicksal nicht zu kennen?
    Mein Blick schweifte zu Ariel, der gebannt an meiner Seite stand. »Warum willst du eigentlich so unbedingt zurück?«
    Eine ganze Weile sagte der zarte Junge nichts, dann wandte er mir das Gesicht zu. »Loduun ist das Einzige, was ich habe, das ist nicht viel, aber es ist mein Zuhause.«
    Ach, Ariel, du bist ein so tapferer kleiner Kerl.
    »Wie ist Loduun?«, fragte ich ihn leise.
    Ariel spielte mit seinen Daumen, den Blick darauf gesenkt, drehte er sie und ich erwartete eigentlich schon keine Antwort mehr, als er schließlich doch ganz leicht die Lippen bewegte. »Es ist schön«, sagte er und fügte ein paar Atemzüge später hinzu: »und es ist schwer.«
    Das Nachfragen

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