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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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hören.«
    Sie lachte leise, fast flüsternd. »Sky sagte zu mir, Akashi hätte gesagt, dass alles sein eigenes Lied hat.« Sie starrte ins kleine Feuer und warf ein vertrocknetes braunes Zeltbaumblatt hinein. Es rollte sich an den Rändern zusammen, dann entzündete es sich mit kleiner gelber Flamme und verlor die Form. »Vielleicht brauchen auch wir unser eigenes Lied.«
    Ich lächelte und erhob mich, um meine Flöte zu holen. Als ich zurückkehrte, legte Alicia die Finger an die Lippen, stand auf und kramte in ihrem Rucksack. Sie nahm eine Flöte heraus, die fast das Ebenbild von meiner war, nur dass das Holz sichtlich abgenutzt und glänzend war. Sie war mit Muschelschalen statt Federn verziert.
    »Hat Liam diese Flöte gemacht?«, fragte ich.
    Sie blickte fast ehrfürchtig auf das Instrument in ihren Händen. »Sie hat Varay gehört. Einen Tag, nachdem ich seine Leiche zurückgebracht hatte, habe ich sie an mich genommen. Niemand hat es bemerkt. Er hätte gewollt, dass ich sie nehme.« Sie strich zärtlich mit den Fingern über die Flöte. »Ich hatte nur noch nicht den Mut gefunden, darauf zu spielen.« Dann setzte sie sie an die Lippen und blies hinein. Eine traurige Melodie schien den Raum unter dem Zeltbaum zu erfüllen.
    Ein paar Minuten später gesellte sich Joseph zu uns. Er schlug leise seine Trommel und sah Alicia lächelnd an. Wir spielten etwa zwanzig Minuten lang zu dritt, während wir beobachteten, wie das erste Tageslicht in den Baum drang, die Blätter grün werden und den Feuerschein verblassen ließ.

Kapitel 17
    NACHRICHT VON BRYAN
     
     
     
     
     
     
     
     
    Wir kamen mit den Gebras unter dem Blätterdach des großen Zeltbaums hervor, als das erste Tageslicht das taufeuchte Gras funkeln ließ. Alicia und Joseph blieben am Rand des Weges stehen und hielten die Packgebras, während sie darauf warteten, dass der Rest unserer Gruppe aufstieg.
    Tom blickte leise lachend in ihre Richtung, und seine Augen glitzerten vor Belustigung. »Ich glaube, es wäre ein wunderbarer Morgen, an dem Kayleen mit Alicia laufen könnte.« Er bestieg Tinte und sah Alicia an. »Aber bleibt in Sichtweite, ja? Ich habe Joseph und dich gestern ein paarmal aus den Augen verloren.«
    Alicia errötete, doch Joseph zuckte nur mit den Schultern, und seine Miene wirkte eher entrückt als verstört. Kayleen und Alicia traten zur Seite, während Joseph auf Sprinters Rücken kletterte und Zuckerweizens Führungsleine übernahm.
    Der breite Pfad zog sich durch grasbewachsene Hügel, die mit kleinen Baumgruppen bestanden waren. Die Hügel waren die Ausläufer der Berge hinter uns, fast genau gegenüber der Weggabelung, an der unsere Rundreise um den See begonnen hatte. Joseph ritt allein und hielt Sprinter mindestens drei Meter von allen anderen entfernt. Manchmal verließ er sogar den Pfad, um die Distanz zu wahren. Kayleen und Alicia liefen voraus. Sie blieben in Sichtweite, reizten aber die Grenze immer weiter aus. Tom rief sie zweimal zurück und ermahnte sie, in der Nähe zu bleiben.
    Nachdem ich Josephs Schweigen eine Viertelstunde lang beobachtet hatte, kam ich an seine Seite. »Du weißt, dass du es dir nicht leisten kannst, Tom wütend zu machen. Wir brauchen seine Unterstützung.«
    Joseph nickte, aber er kam den anderen nicht näher. Unter dem Stirnband starrten seine Augen geradeaus ins Leere. Nach etwa zehn Minuten schien mein Argument angekommen zu sein, denn nun schloss er mit Sprinter zu Tinte auf und begann ein Gespräch mit Tom.
    Ich ritt neben Paloma, deren Gesicht weiß vor Schmerz war, und versuchte sie abzulenken, indem ich über die verschiedenen Bäume und spätblühenden Blumen am Wegesrand redete.
    Wir hielten kurz am nächsten Mast an und führten die Gebras ans Seeufer, damit sie trinken konnten. Danach zog Tom seinen Datenmonitor hervor, um zu bestätigen, dass die Kapsel funktionierte. Als Tom das Gerät mit einem zufriedenen Brummen schloss und in einer Satteltasche verstaute, machten wir einen Läuferwechsel. Wir hievten Kayleen auf Sprinter und Alicia auf Tiger.
    Joseph und ich liefen nebeneinanderher. Die Vormittagssonne und die Anstrengung des Laufens trieben mir sehr schnell den Schweiß auf die Stirn und die Kopfhaut. Dann wurden wir langsamer, als wir über einen kleinen Erdrutsch aus Kies und Matsch kletterten, der eher von den Regenfällen der jüngsten Zeit als vom Erdbeben ausgelöst worden war.
    Mein kleiner Bruder sah mich von der Seite an. »Danke, Schwester. Tut mir leid, dass ich

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