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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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recht freundlich zu uns gewesen. Er klinkte eine Führungsleine an Sands Geschirr und griff dann nach Tinte.
    »Wo ist dein Bruder?«, fragte Nava. »Und Alicia?« Es machte mir Sorgen, wie sie ihren Namen aussprach.
    Ich blickte mich um. Alicia und Joseph schienen verschwunden zu sein. Hatte Alicia ihn doch überreden können, allein einen Versuch zu unternehmen, Bryan zu befreien? War das der Grund, warum Nava hergekommen war? Wollte sie herausfinden, ob ich sie geschickt hatte? Ich erschauerte und trat auf das Feuer zu. Zu schade, dass ich offenbar als Letzte aufgewacht war. Eine überraschte Reaktion von Tom und Paloma wäre inzwischen längst verflogen. Ich vergewisserte mich dennoch. Ihre Gesichter zeigten Resignation. Hatten sie Bescheid gewusst?
    »Ich weiß nicht, wo sie sind.« Ich drehte mich zu Nava um. »Weißt du es?«, fragte ich sie und zwang mich zu einer Ruhe, die ich nicht empfand. »Weißt du, wohin sie gegangen sind?«
    Sie schien verdutzt zu sein, dass ich sie danach fragte. »Nein.«
    Ich rechnete meine Chancen aus, loszurennen, Kayleen dazu zu bringen, sich von Paloma zu trennen und mir zu folgen, um nach meinem Bruder und Alicia zu suchen. Sie standen gar nicht gut. Paloma und Kayleen hielten sich an den Händen, und Paloma stützte sich mit einem Teil ihres Gewichts auf Kayleen. Eine Flucht würde für Kayleen bedeuten, Paloma im Stich zu lassen. Das würde sie niemals tun, auch wenn Paloma ohne Zweifel nichts von Nava zu befürchten hatte.
    Nava trat in den flackernden Lichtkreis des kleinen Feuers, so dass wir nun zu fünft waren. In der einen Hand hielt sie eine Betäubungswaffe, deren Lauf zu Boden zeigte.
    »Warum seid ihr hier?«, fragte ich sie, während meine Aufmerksamkeit eher auf Tom gerichtet war. Tom wand sich, und die angespannten Kiefermuskeln gaben seinem runden Gesicht eine länglichere Form.
    Nava schien meinen Blick bemerkt zu haben, denn sie trat näher an Tom heran, während sie zu mir sprach. »Ich dachte mir, ich sollte euch erklären, was mit Bryan geschehen ist. Ihr habt darum gebeten, in die allgemeine Diskussion einbezogen zu werden.«
    Richtig. Zur Unterstützung der freundlichen Einladung hatte sie mindestens fünf Männer mitgebracht. Ich spielte auf Zeit. »Ich würde gern wissen, worüber ihr gesprochen habt. Und was mit Bryan los ist.« Ich musste gegen das Zittern in meiner Stimme ankämpfen. »Warum setzen wir uns nicht ans Feuer, und du erzählst mir alles?«
    »Ich werde dir alles erzählen, sobald wir wieder in der Stadt sind.«
    Tom legte eine Hand auf ihre Schulter und beugte sich herab, um ihr in die Augen zu blicken. Er dachte bestimmt, ich könnte es nicht hören, aber ich war nahe genug, um sein leises Flüstern zu verstehen. »Was hat das zu bedeuten? Du hast mir nicht gesagt, dass du hier heraufkommst.«
    Ihr Blick kehrte zu mir zurück. »Später.«
    »Nein. Jetzt.« Er schaute sich um. »Aber nicht hier. Komm mit.« Er zog an ihrem Arm.
    Ihre Antwort war genauso leise und bestimmt wie seine. »Wenn wir zurückgekehrt sind.«
    Er hörte auf, an ihr zu zerren. Sein Blick ging zwischen ihr und mir hin und her.
    »Stile?«, rief Nava. »Bist du bereit?«
    »Fast«, antwortete er aus der Nähe des Gebrageheges.
    Erneut blickte ich mich aufmerksam um und zählte insgesamt sieben, Nava eingeschlossen. Nein, mehr. Sie mussten hierhergeritten sein, also passte mindestens eine Person auf ihre Gebras auf. Gegen zwei von uns, wenn ich Tom und Paloma als neutral betrachtete und Joseph und Alicia als abwesend. Waren sie in Artistos, oder waren sie nur irgendwohin gegangen, um zu knutschen und sich zu unterhalten? Ich schluckte. Ich hatte es ganz allein mit einer großen Überzahl zu tun. »Nava, wir haben getan, was du von uns erwartet hast. Wir haben hier draußen das Netz repariert. Joseph hat gelernt, wieder mit Daten zu arbeiten. Warum zwingst du uns, nach Hause zurückzukehren?«
    Sie befeuchtete sich die Lippen mit der Zunge. Ihre Augen sahen genauso wie die von Joseph aus, wenn Alicia und ich ihn um unterschiedliche Dinge baten. Also war sie hin- und hergerissen. Ihre Worte standen jedoch im Widerspruch zur Unentschlossenheit in ihrem Blick. »Ich biete dir an, dich zu äußern – das, was du wolltest. Ich möchte dich überreden, nach Hause zu kommen. Wir wollen, dass ihr alle vorläufig in die Stadt zurückkehrt.«
    »Also ist es eine Einladung, die wir ablehnen könnten?«
    Sie schluckte schwer und fuhr sich wieder mit der Zunge über die Lippen.

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