Sternenwind - Roman
schwierig werden. Mit etwas Glück finden sie uns, bevor wir die Straße erreicht haben.«
Ich streckte ihm meine Hand entgegen, und er nahm sie, um sie kurz zu drücken. Die Wärme seiner Berührung breitete sich durch den ganzen Arm bis zu meinem Herzen aus.
Dann schwang er sich von seinem Gebra und wandte den Blick von mir ab. »Paloma – du bist immer noch verletzt. Wir werden euch beim Packen helfen. Du kannst solange Wache für uns halten.« Er führte sie zu einer Stelle am Bach, von wo aus sie einen guten Blick in beide Richtungen des Hochwegs hatte und uns sofort auf Schwierigkeiten aufmerksam machen konnte.
Akashi organisierte den Ablauf, als wir das Lager abbrachen, Kleidung und Decken ungeordnet in die Satteltaschen stopften und die Gebras sattelten.
Liam kam von Paloma zurück. Er kletterte an Tinte hoch und balancierte mit jedem Fuß in einer anderen Sprosse der Strickleiter, während er mir half, eine Tasche, die eigentlich für den bloßen Rücken eines Tieres gedacht war, auf dem Sattel von Tinte zu befestigen. »Ich bin glücklich, dich wiederzusehen«, flüsterte er mir zu.
»Ich auch«, gab ich zurück. »Wusstet ihr, dass sie kommen?«
»Nein.« Er fädelte eine zusätzliche Führungsleine vom hinteren Sattelring durch die Ringe zu beiden Seiten des Sattelknaufs. »Hier – halt das.«
Ich nahm die Leine, während er sich auf die Taschen lehnte und sie in der Mitte flachdrückte, um dann die Leine straffer zu ziehen. »Wir wollten gerade ins Lager reiten, als wir Joseph, Jenna und Alicia sahen«, fuhr er fort. »Sie waren auf dem Weg zum See. Jenna sagte, dass wir nicht vor morgen Nachmittag mit ihnen rechnen sollten.«
Sie waren auf dem Weg zur Höhle. Warum? Ich konnte nicht danach fragen.
»Akashi ließ mich außerhalb des Lagers warten, als wir Nava erspähten. Vater beteiligt sich per Ohrempfänger an einigen der Diskussionen, da er dem Stadtrat angehört.« Liam verzog das Gesicht. »Aber niemand hat ihm gesagt, dass sie hierher unterwegs waren. Sie haben ihn belogen. Er glaubt, dass sie unser gestriges Gespräch mitgehört haben und schneller als unser ›Führer‹ hier sein wollten.« Er griff mit einer Hand nach der Leine, wobei seine Finger meinen Arm leicht berührten und eine Wärmespur hinterließen. »Wir hatten einfach nur Glück, dass uns niemand gesehen hat.« Er sicherte die Leine geschickt mit einem Laufknoten, den er mit einer Hand und den Zähnen festzurren konnte.
»Ich bin froh, dass ihr gekommen seid«, sagte ich mit belegter Stimme.
»Ich auch.«
Nachdem er abgestiegen war, lehnte ich mich gegen ihn, ohne darüber nachzudenken, und küsste ihn auf die Lippen. Ganz kurz.
Er zog überrascht die Augenbrauen hoch, aber er grinste. Dann ging er los, um die übrigen Gebras zu holen, während ich errötete und für die Dunkelheit dankbar war.
Liam und Kayleen verfrachteten Paloma auf Sands Rücken, dann nahmen Akashi und Liam die zwei überzähligen Tiere.
»War schon mal jemand von euch auf der Ersten Straße?«, fragte Liam und blickte von mir zu Kayleen.
Wir beide schüttelten den Kopf.
»Also gut. Wenn wir sie erreicht haben, tut, was wir sagen.« Liam tätschelte sein Gebra, ein großes Tier mit dunklem Fell und vereinzelten hellen Streifen – keine richtigen Streifen wie bei meinem Gebra, sondern eher wie die Sonnenstrahlen, die durch die Bäume auf eine Lichtung fielen. »Das ist Stern.«
Ich streichelte Sterns weiche Wange. »Was ist mit den anderen?«, fragte ich besorgt. »Wissen sie, wo sie uns finden werden?«
Akashi lachte. »Hör auf, dir wegen Joseph den Kopf zu zerbrechen. Er ist fast erwachsen, und Jenna ist bei ihnen.«
Nachdem alle aufgestiegen waren, folgten wir Akashi zur rechten Gabelung, die einen niedrigen Hügel hinaufführte. Ein noch dunklerer Schatten deutete auf einen Abgrund fünf Meter rechts von uns hin, und auf der linken Seite zeichnete sich ein dunkler Hang ab. Der Weg war breit genug, um zu fünft nebeneinander reiten zu können. Tinte und Sprinter, die nicht glücklich darüber waren, vorübergehend als Packtiere missbraucht zu werden, tänzelten an den Flanken. Obwohl es hügelaufwärts ging, trieben Akashi und Liam die Gebras zu einem zügigen Tempo an, so dass sie die Hälse streckten und schwer atmeten. Sie schienen unsere Sorge zu spüren, da sie widerstandslos eine schnellere Gangart annahmen.
Am Himmel standen Sterne, aber kein Mond, so dass es kaum Licht gab. Von Zeit zu Zeit strich ein Meteor als
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