Sternenwind - Roman
langgezogene Feuerspur über uns hinweg. Einer erhellte für einen Moment den Weg vor uns mit flackerndem gelb-weißem Licht.
Unsere Gruppe schien ungewöhnlich viel Lärm in der Stille des schlafenden Waldes zu machen. Ich war mir sicher, dass man uns bis Artistos hören würde, wenn wir laut riefen. Akashi und Liam ritten an den Flanken, Paloma neben Akashi, dann Kayleen, und ich neben Liam.
Kayleen plapperte leise vor sich hin. »Wo ist die Erste Straße? Paloma hat mir einmal davon erzählt, aber sie hat nicht gesagt, wo sie beginnt und wo sie endet. Warum benutzt ihr sie nicht, um nach Artistos zu gelangen?«
Akashi beanwortete ihre Fragen. »Der Hochweg ist schneller, und die Erste Straße ist viel zu steil für Wagen.«
»Ist es dort nachts sicher?«, fragte Paloma.
»Nein«, sagte Akashi in nüchternem Tonfall. »Aber Schicksal wird aufgegangen sein, wenn wir sie erreicht haben. Das wird uns helfen.« Er wechselte in eine lustig klingende Tonlage. »Oder würdet ihr lieber durch die Stadt reiten?«
Zwanzig Minuten später hielt Akashi an einer breiteren Stelle der Straße an. Tatsächlich berührte das Licht von Schicksal nun unsere Seite der Berge. Der Weg, den wir verließen, führte zu den Bergpässen empor – breit und häufig benutzt. Ein dunkler und schmaler Pfad zweigte nach Westen ab und führte in dichten Wald hinunter.
»Liam!«, rief Akashi. »Du übernimmst die Führung. Dann kommen die Mädchen, dann die zwei Extragebras, dann Paloma. Ich bilde die Nachhut. Reite langsam.«
Folglich übergab Liam Paloma die Zügel von Tinte und betrat den Pfad. Als er sich umblickte, lag sein Gesicht im Mondschein und war wie ein Leuchtfeuer. Kayleen und ich ritten gemeinsam hinterher. Ich wollte mich vor sie setzen, um Liam näher zu sein, aber dann hielt ich Tiger zurück und ließ ihr den Vortritt.
»Chelo«, sagte Akashi, »übernimm Tinte, aber klinke die Führungsleine aus, sobald klar ist, dass wir alle auf dem Weg sind. Lass sie zwischen dir und Kayleen laufen.«
Nach nur etwa hundert Metern fiel der Pfad plötzlich ab, und Tiger lehnte sich zurück, die Hufe in den Abhang gestemmt, die Vorderbeine zitternd. »Sollten wir lieber zu Fuß gehen?«, rief ich.
»Noch nicht«, antwortete Liam. »Aber wir sollten Lärm machen, singen oder so. Damit jedes Raubtier weiß, dass wir ziemlich viele sind.«
Ich ermutigte Tiger behutsam mit meinen Fersen. Sie drehte den Kopf herum und starrte mich an, doch dann grunzte sie und setzte sich vorsichtig nach unten in Bewegung.
Kayleen summte die ersten Takte eines Reiseliedes, in das wir alle einstimmten. Akashis Gesang war so laut und schön, dass er bis zu mir vordrang. Hier, wo der Schall von den Bäumen geschluckt wurde, war ich mir sicher, dass es nicht in Artistos zu hören war. Zu schade. Es wäre gut gewesen, wenn man dort vernommen hätte, dass wir sangen.
Der Pfad wurde wieder eben, war aber immer noch schmal, von der Dunkelheit der dicht stehenden Bäume umgeben. Ich erschauerte, als ich auf den größeren Ästen nach Tatzenkatzen suchte. Ob es nun am Gesang lag oder an der nächtlichen Stunde oder ob wir einfach nur Glück hatten – jedenfalls wurden wir nicht angesprungen. Tinte und Sprinter blieben in der Prozession, ohne dass sie geführt werden mussten. Der Pfad war zu schmal, als dass sie umkehren oder ausweichen konnten. Abwärts, dann wieder eben, erneut abwärts und nur einmal leicht aufwärts, danach immer wieder abwärts. Zweimal gingen wir zu Fuß und führten die Gebras Hänge hinunter, die so steil waren, dass wir alle ins Rutschen gerieten. Zweimal überquerten wir einen Bach. In drei Stunden gingen uns nicht die Lieder aus, und wir hielten nicht ein einziges Mal an. Mir tat die Kehle vom Singen weh, als Akashi rief: »Chelo! Wir haben Sprinter. Nimm Tinte.«
Ich stieg ab und war nach so langer Zeit im Sattel etwas wacklig auf den Beinen. Ich holte Tinte ein, packte sie am Geschirr und klinkte die Führungsleine ein, die ich die ganze Zeit bei mir gehabt hatte. Tinte schüttelte den Kopf, ließ sich aber anleinen. Ich war so müde, dass es mir unendlich schwerfiel, über die Strickleiter wieder auf Tigers Rücken zu steigen. Ich lag einen Moment lang quer auf dem Sattel, bevor ich mich ganz hinaufzog und sie drängte, Schmalstirn zu folgen. Nun wurde der Pfad breiter, und der Wald öffnete sich, um der Grasebene zu weichen.
Die Neue Schöpfung schimmerte im Licht von Schicksal.
Die Gebras hoben die Köpfe, richteten die Ohren
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