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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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schwenkte die Handvoll feuchter Karotten, eine Geste, die den gesamten Raum umfasste. »Das Luftversorgungssystem wird die Luftfeuchtigkeit regulieren, nachdem ich die Karotten gepflückt und für euch gespült habe.« Sie gab jedem von uns eine Karotte. Meine war schwer und dick und von ungesunder Färbung – gelber als die Karotten zu Hause und an der Spitze fast weiß. Als ich hineinbiss, knirschte sie zwischen meinen Zähnen, wie es sich für eine Karotte gehörte, aber sie hatte kaum Geschmack.
    Jenna machte einen weiteren Rundgang durch den Garten. Kayleen blieb ihr dicht auf den Fersen. Der Garten und das Schiff faszinierten mich. Aber in der realen Welt verging die Zeit. Der Stadtrat plante zweifellos seine nächsten Maßnahmen, und Akashi und Paloma machten sich bestimmt schon Sorgen um uns. Als Jenna und Kayleen zurückkamen, blickte ich auf. »Ich dachte, wir wollten hier nach Meteordaten suchen.«
    Jenna wirkte abgelenkt. »Natürlich. Der Garten liegt auf dem Weg, und ich muss unbedingt danach sehen. Es gibt noch weitere Lebensmittel an Bord, aber der Garten wird uns mit frischer Nahrung versorgen. Hier bekommt man einen guten Eindruck, wie gründlich die Roboter das Schiff gewartet haben. Ich dachte, auch euch würde der Garten interessieren.«
    Ich pflückte ein abgestorbenes Blatt. »Er sieht nicht sehr gesund aus.«
    Jenna deutete auf die Vegetation. »Das hier hat nicht die höchste Priorität für die Roboter. Es gibt noch andere Nährstoffquellen. Aber wenn der Garten noch verhältnismäßig gut in Schuss ist, dürfte auch der Rest des Schiffs funktionsfähig sein. Trotzdem würde ich gern einen kompletten Systemcheck durchführen, bevor wir aufbrechen.«
    Liam trat auf mich zu, während er Jenna aus leicht zusammengekniffenen Augen betrachtete. »Bevor wer aufbricht?«
    »Joseph kann das Schiff fliegen«, sagte Jenna leise.
    Joseph und Alicia nickten. Also hatte sie die beiden bereits gewonnen.
    Ich stand reglos da, zerrieb das tote Blatt zwischen den Fingern und beobachtete Liams Gesicht.
    »Wie?«, wollte Liam wissen.
    Plötzlich wurde mir der gewaltige Sprung von Datennetzen zu einem Raumschiff bewusst. Die Gefahr.
    Jenna antwortete in geduldigem Tonfall. »Ich muss es ihm zeigen. Ihm die richtige Ausrüstung geben. Darum werden wir uns als Nächstes kümmern. Das Schiff fliegt hauptsächlich mit automatischen Systemen. Er muss verstehen, wie man mit Schnittstellen umgeht und Datenströme überwacht. Das Gleiche, was er schon jetzt tut.« Sie klang, als würde sie kleinen Kindern einen Vortrag halten. »Es gibt einen Pilotencomputer, der ihm hilft. Er wird zu ihm sprechen können, nachdem er es trainiert hat.« Jenna wandte sich der Tür zu und setzte sich in Bewegung.
    Liam packte mich an der Schulter und sprach mit rauer Stimme. »Chelo – dem kannst du nicht zustimmen!« Die anderen drehten sich zu uns um und sammelten sich an der Tür. Jenna wandte sich ebenfalls mir zu und blieb ruhig stehen, den Blick auf mich gerichtet.
    Ich sah Jenna und dann Joseph an. »Wir können nicht ohne Bryan aufbrechen. Aber was ist, wenn wir es doch tun müssen? Eines Tages?« Ich plapperte und ließ mir die Unsicherheit anmerken. Was wusste ich überhaupt? »Liam – wir können jetzt nicht abfliegen. Wir können gar nichts tun, bis ich mich mit Nava getroffen habe, bis wir Bryan haben. Ich weiß nicht, wie der Stadtrat uns behandeln wird, nicht nachdem Therese und Steven nicht mehr leben. Und Akashi und Nava haben sich gegenseitig mit der Waffe bedroht. Sogar ich trage jetzt eine Mikrowellenwaffe mit mir herum.«
    Joseph und Alicia starrten mich entgeistert an. Sie hatten geschlafen, als Jenna die Waffen ausgepackt hatte.
    Ich sprach weiter, ohne mich durch ihre Reaktion beirren zu lassen. »Sie haben zugelassen, dass Bryan zusammengeschlagen wird, und ihn dann ins Gefängnis geworfen. Sie haben Tom Informationen vorenthalten. Es klingt vernünftig, wenn wir sehen, ob das Schiff fliegen kann.« Ich sah Jenna an. »Du hast doch nicht vor, schon bald aufzubrechen, oder? Nicht, bevor wir Bryan haben, und nicht, wenn wir hierbleiben können.«
    »Nicht, bevor wir Bryan haben«, sagte Jenna.
    »Ich will nirgendwohin fliegen.« Liams Miene war ernst, seine Augen hatten einen harten und anklagenden Ausdruck. »Du sprichst über andere Eltern. Vielleicht hast du andere Eltern, aber meine leben hier. Du hast gehört, was Jenna gesagt hat. Meine modifizierten Eltern sind auf jeden Fall tot. Ich möchte bei

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