Sternenwind - Roman
dass wir uns zwei Stunden nach Sonnenaufgang auf halber Strecke mit ihr treffen sollen. Ansonsten war alles ruhig. Wo sind Kayleen und Joseph?«
»Mit Jenna in der Neuen Schöpfung «, sagte Liam. »Sie wollen herausfinden, wie gut das Schiff in Schuss ist, und nach Meteoren suchen.«
Paloma stieß einen langen Atemzug aus und sah uns mit besorgter Miene an. »In der Neuen Schöpfung ? Funktioniert sie noch?«
Liam zuckte mit den Schultern. »Darin gibt es einen Garten, der noch halb am Leben ist. Jenna sagt, dass das Schiff fliegen kann.«
Paloma riss die Augen auf. »Ein Garten? Nach so langer Zeit?« Ihr Blick wandte sich dem Fenster und dem Silberschiff zu, und sie lächelte.
Liam ging zu ihr und berührte ihre Schulter. »Das ist keine gute Idee. Es wäre wie weglaufen. Jenna ist keine ausgebildete Pilotin. Das sagt sie selbst. Genauso wenig wie Joseph, aber Jenna glaubt, dass er das Schiff fliegen kann.«
Paloma drehte sich zu mir um, und ihr Blick suchte meinen, um Antworten zu finden. »Chelo?«
Ich schluckte und sah Josephs Gesicht vor mir, nachdem er die Datenknoten am See repariert hatte, nachdem er mit dem Gleiter geflogen war. Ich sah die anderen der Reihe nach an und hielt schließlich bei Alicias harten violetten Augen inne. »Ich glaube, er kann es schaffen.« Ich sah zu Liam hinüber. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob es das Richtige wäre. Noch nicht.«
Akashi hatte die ganze Zeit zur fernen Linie der Flammen gestarrt. »Für wen das Richtige? Für dich und Liam vielleicht nicht.« Er sah Paloma an. »Oder für Kayleen. Für mich ist das schwer zu beurteilen.« Er wandte sich an Alicia, die ihn aufmerksam mit großen Augen betrachtete. »Es könnte eine gute Idee für jemanden sein, der hier kein Glück findet, um dieses Glück vielleicht woanders zu finden.«
Sie blickte lächelnd zu ihm auf.
»Aber manchmal stellt man fest«, fuhr er fort, »dass man etwas liebt, was man fortgeworfen hat.«
Alicia blieb völlig ruhig. »Und manchmal findet man seine Bestimmung.« Sie wandte sich ab und blickte durch das Fenster auf das Schiff, wie es Paloma getan hatte. Aber sie wirkte nicht nachdenklich, sondern gierig.
Akashi zuckte mit den Schultern und sah Liam und mich an. »Eure Fähigkeiten sind hier sehr nützlich. Es wäre schade für Fremont, wenn ihr alle diese Welt verlasst.« Er schluckte, und seine Augen glänzten feucht. »Aber diese Entscheidung müsst ihr treffen.«
Ich lächelte gequält. Bestimmt wollte er, dass Liam und ich blieben, und genauso bestimmt würde er sich nicht in unsere Entscheidung einmischen. Seine Augen erinnerten mich daran, was ich bei Josephs Entscheidung gedacht hatte, die ich nicht für ihn treffen konnte. Wenn Joseph blieb, würden alle bleiben, also entschied er für uns alle – aber ich konnte nicht für ihn entscheiden.
Und Alicia? Ich erinnerte mich an unsere zweite Nacht am See. »Weißt du noch, was du vor ein paar Tagen geträumt hast, Alicia? Wie du fortgegangen bist und dann feststellen musstest, dass du etwas zurückgelassen hast?«
Sie starrte mich für einen Moment an, dann nickte sie. Ihre Stimme klang sanft und fest zugleich, als sie sprach. »Ich erinnere mich auch daran, dir gesagt zu haben, dass ich mir nicht vorstellen kann, was ich zurückgelassen haben könnte, was für mich wichtig genug sein könnte. Jetzt weiß ich es. Ich könnte es nicht ertragen, Joseph zurückzulassen – oder Bryan im Gefängnis darben zu lassen.« Ihre Miene hellte sich auf. »Aber Joseph wird mitkommen. Er muss. Also geht es jetzt nur noch um Bryan.«
Ich fragte mich, ob es ihr wirklich so viel bedeutete. Sie kannte Bryan als Retter, als Freund, der Liam geholfen hatte, sie zu befreien, als sie eingesperrt gewesen war. Aber sie kannte ihn nicht besonders gut, sie wusste nicht, wie er sich um uns kümmerte, dass er Hunde liebte und gern kletterte … Ich schüttelte den Kopf. Vielleicht unterschätzte ich sie. »Daran werde ich morgen arbeiten.«
Alicia blickte zu Boden, dann wieder zu mir. »Ich will, dass wir alle gehen. Alle, die hier sind, und vielleicht auch noch Sky. Sky würde es gefallen. Aber ich würde auch nur mit Joseph und Jenna gehen.«
»Ich weiß nicht, was wir tun sollen«, erwiderte ich und bemühte mich, nicht zu zeigen, wie sehr ein Teil von mir gehen wollte – schon immer hatte gehen wollen. »Ich werde versuchen, Bryan freizubekommen. Dann können wir völlig frei entscheiden.«
»Mit Reden?«, fragte Alicia. »Du willst ihn mit
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