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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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wollte, dass er mich küsste. Und noch viel mehr. Aber jetzt war nicht die richtige Zeit dafür. Ich fühlte mich gefangen, unfähig, mich auf ihn zu oder von ihm weg zu bewegen.
    Sein Arm legte sich um meine Schulter, und ich schloss die Augen und schmiegte mich an ihn, den Kopf an seiner Schulter. Sein Arm drückte mich fester an sich. »Ich … ich bin noch nicht bereit«, murmelte ich in seine Schulter. »Zuerst muss ich das hier zu Ende bringen.«
    Er zog mich noch fester an sich. »Dann lass dich einfach nur für einen Moment von mir halten. Möchtest du das?«
    Ich nickte und nahm seine Wärme in mich auf, seine Gerüche, sein offenes Angebot, mir noch mehr zu geben. Ein kleiner Teil von mir sehnte sich danach, jetzt in diese mögliche Zukunft aufzubrechen, mehr zu tun, als ihn nur zu halten, oder ihm zumindest mehr zu versprechen. Ich atmete tief ein und aus, und er fiel in meinen Rhythmus ein, und für einen kurzen Moment schien es, als wären wir eins – ein Herzschlag, ein Atem, eine Wärme.
    Ich öffnete die Augen und beobachtete, wie sich das Licht immer weiter über Artistos ausbreitete, wie es auf der Sonnenseite des Himmels die Sterne verblassen ließ. Ich löste mich behutsam von Liam, obwohl ich diesen friedlichen Moment niemals zerstören wollte. Ich wollte hierbleiben und ihn küssen und Flöte spielen und mich von ihm halten lassen. Aber dazu war keine Zeit, und heute musste ich versuchen, mehr Zeit für uns alle zu gewinnen. Für alle Modifizierten. »Danke«, sagte ich sanft.
    Er nickte lächelnd und vollführte eine Verbeugung, so gut es ihm in sitzender Position möglich war. »Dein Wunsch ist mir Befehl.«
    »Im Moment kann ich nicht haben, was ich mir wünsche. Wir müssen die Gebras satteln.«
    Er legte den Kopf schief, immer noch grinsend. »Welch verwegener Wunsch!«
    Wir machten uns auf den Rückweg. Wir hielten uns an den Händen, die Flöten unter die freien Arme gesteckt. Wir hielten an, kurz bevor wir auf den Beton traten, und blickten uns noch einmal zur verbrannten Ebene um, die nun großzügig von der Sonne beschienen wurde.
    Liam zeigte auf etwas. »Was ist das?«
    Ich folgte seinem ausgestreckten Finger und sah eine Bewegung hinter dem Raumhafen. Ein schwarzes Gebra und ein schwarzhaariger Reiter. Dunkel genug, um sich kaum vor dem Hintergrund der schwarzen und aschgrauen Ebene abzuzeichnen. Auf dem Weg zur Ersten Straße. So weit entfernt waren Gebra und Reiter bereits sehr winzig. »Tinte«, sagte ich bestürzt, als mir klar wurde, wofür sie sich entschieden hatte. »Alicia will Bryan holen. Sie ist klug genug, nicht den Weg über die Klippe zu nehmen. Sie macht einen weiten Bogen.« Wir mussten sie aufhalten!
    Liam reagierte fassungslos. »Ganz allein?«
    Ich blinzelte. »Anscheinend. Wen sollte sie auch mitnehmen? Joseph wird die Neue Schöpfung wohl kaum verlassen, genauso wenig wie Jenna. Akashi und Paloma würden es niemals gutheißen.« Aufsteigende Wut hatte meinen inneren Frieden völlig verdrängt. »Sie könnte alles ruinieren.«
    »Ich weiß«, sagte er und drückte kurz meine Hand. Dann rannten wir zum Raumhafen zurück. Jetzt gab es keine Möglichkeit mehr, sie aufzuhalten. Dazu war ihr Vorsprung schon viel zu groß. Vielleicht – aber nur vielleicht – hatten Akashi und Paloma sie aus einem bestimmten Grund losgeschickt. Vielleicht war sie gar nicht aus eigenem Antrieb aufgebrochen.
    Akashi und Paloma waren im Wachhaus und bereiteten ein Frühstück aus Maisbrot und Apfelmus zu. Akashi drehte sich um, als wir hereinkamen. Sein Gesichtsausdruck änderte sich, als er unsere Mienen sah. »Was ist los?«
    »Alicia«, sagte ich. »Alicia ist mit Tinte losgeritten, zur Ersten Straße. Ich glaube, ihr Ziel ist Artistos.«
    Akashis Blick wurde hart. Er schaute sich zu Paloma um. »Kannst du allein weitermachen?«
    Sie schürzte die Lippen und stieß einen schweren Seufzer aus. »Klar.«
    Akashi ging an Liam und mir vorbei und marschierte auf den Hangar zu. Liam und ich folgten ihm. Als wir ihn eingeholt hatten, stand er vor der Waffensammlung. Die letzte Mikrowellenwaffe hatte offen auf der Decke gelegen. Jetzt war sie nicht mehr da. »Lag hier nicht eine Waffe?«, fragte ich.
    Er nickte. »Wie es aussieht, hat sie sie mitgenommen.« Er schlug die Decke zurück, die Jenna über ihren Waffen ausgebreitet hatte, und zählte. Es waren neun Stück. Auch eine Silberkugel fehlte. Akashi blickte zu uns auf, und in seinen Augen standen Wut und Angst. »Ich bin mir

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