Sternenwind - Roman
Eigentlich hätte ich ihr hinterherreiten sollen, aber ich hatte mich in meine eigene Falle manövriert. Wenigstens hörten die anderen auf mich. Aber war ich vielleicht schon wieder dabei, eine Dummheit zu begehen? Wie wollte ich überhaupt etwas mit Reden erreichen?
Während ich einen Klumpen aus kaltem Brot und Apfelmus runterschluckte, blickte ich mich am Tisch um. Es fühlte sich für mich richtig an, Entscheidungen zu treffen. Paloma und Akashi waren ursprüngliche Kolonisten. Sie gehörten nicht zu uns, ganz gleich, wie sehr sie uns liebten. Ich war älter als Kayleen und Joseph, und ich wusste, dass ich Probleme gründlicher durchdachte als sie. Und Jenna – Jenna würde uns alle nur von hier wegbringen. Auch sie … gehörte nicht zu uns. Nicht ganz. Fremont war nicht ihre Heimat. Ich seufzte schwer und blickte zu Akashi auf, der mich beobachtete. »Es tut mir leid, dass ich Alicia habe gehen lassen.«
Er schüttelte den Kopf. »Du kannst nicht die Verantwortung für alle übernehmen. Nur für deine eigenen Entscheidungen.«
Ich trank, um meinen trockenen, wunden Mund zu befeuchten. »Joseph, sag mir, was du über die Meteore weißt.«
»Es nähert sich eine Gruppe kleinerer Brocken. Einige sind groß genug, um den Eintritt in die Atmosphäre zu überstehen und in der Umgebung von Jini niederzugehen, aber es ist noch zu früh, die genauen Einschlagstellen vorherzusagen. Vielleicht hier, vielleicht in Artistos, vielleicht auf der anderen Seite bei Lohe.« Er blickte zur Decke hinauf und hatte den Blick auf eine Spinnwebe gerichtet, als würde er wieder auf die Daten zugreifen. Erst jetzt fiel mir auf, dass er den Mantel im Schiff gelassen hatte. Ich griff in meine Hosentasche und zog das Stirnband meines Vaters hervor, um es Joseph hinzuhalten. Er betrachtete mich und das Stirnband. »Das brauche ich nicht mehr. Jenna sagt, ich sei fähiger als Vater, fähiger als jeder andere, den sie bisher kennengelernt hat.«
Ich erschauerte. Ich wollte bei meinem kleinen Bruder sein und musste feststellen, dass er weit über mich hinausgewachsen war. Langsam betastete ich den Lederriemen und spielte mit der Idee, ihn anzulegen. Aber ich konnte den Wind nicht lesen. Also steckte ich ihn wieder ein.
Paloma wandte sich mit weißem Gesicht an Joseph. »Und was ist mit dem großen Meteor?«
Er verzog das Gesicht, als müsste er im Kopf eine lange Liste von Daten aufrufen. »Er … er hat nicht einmal ein Viertel der Größe des Brockens, der für den Kleinen Samtsee verantwortlich war. Er wird nicht in unserer Nähe herunterkommen. Er könnte Islandia treffen, aber die Flugbahn deutet eher darauf hin, dass er den Kontinent knapp verfehlen und in den Ozean stürzen wird.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was danach geschieht. Erzeugt er einen Tsunami? Verfehlt er uns einfach, ohne dass wir etwas zu befürchten haben?« Leicht ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf seinem Oberschenkel. »Er wird das Wetter beeinflussen – einen Sturm entfachen oder etwas in der Art. So etwas wird auf jeden Fall geschehen.«
»Gianna könnte dir helfen, eine bessere Vorhersage zu treffen«, sagte Paloma vorsichtig.
Joseph nickte. »Ich habe sie bereits darum gebeten.«
»Wann wird es geschehen?«, fragte Akashi.
»Der kleinere Meteorschwarm wird uns im Verlauf der nächsten Nacht treffen. Bei Sonnenaufgang müsste es vorbei sein. Der große kommt kurz danach, vielleicht gegen Mittag.«
Nach meinem Gespräch mit Nava.
Akashi reichte Joseph seinen Ohrempfänger. »Dann mach weiter. Nimm Kayleen mit und stell das Gerät so ein, dass sie mithören kann.«
Joseph schüttelte den Kopf. »Ich werde direkt über das Netz gehen. Auf diese Weise kann ich mehr Daten mit Gianna austauschen, und Chelo kann den Ohrempfänger an sich nehmen. Außerdem bist du doch verpflichtet, ihn ständig bei dir zu tragen, oder?«
Akashi ließ das Gerät auf der offenen Hand liegen. »Nimm ihn, Joseph. Fang damit das Gespräch an. Das wird ihnen weniger Angst machen. Dann ist Gianna vielleicht bereit, dir mehr über das Netz zu zeigen, und vielleicht wird sie geheim halten, was du tust. Behalt ihn. Der Ohrempfänger ist die einzige Möglichkeit für Liam, mit dir zu kommunizieren.«
Ich nickte. Ein guter Plan. Gianna war immer eine gute Freundin von uns gewesen, und sie war auch Thereses Freundin gewesen. Sie hatte als ihre Stellvertreterin in der Wissenschaftlergilde fungiert, die jetzt von ihr geführt wurde. Ich erinnerte mich
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