Sternenwind - Roman
mir, ich würde es merken, wenn ihr wieder reinkommt. Ich kann jetzt alles hören.« Ihr Gesicht nahm einen verträumten Ausdruck an. »Dazu war ich noch nie zuvor in der Lage – dass ich das gesamte Netzwerk hören kann.«
»Aber du hast es bemerkt, als wir reinkamen?«, fragte ich vorsichtig.
»Oh … nun ja, ich glaube nicht. Freundliche Eindringlinge habe ich ausgefiltert. Ich habe versucht herauszufinden, wie ich den Alarm einstellen kann, damit er genauer auf Tiere reagiert. Jenna hat mir diese Aufgabe gegeben.« Sie schüttelte den Kopf, als müsste sie wieder klar werden. »Ich habe es noch nicht hingekriegt.«
Das Stirnband schien Kayleen offensichtlich einen besseren Zugang zu ermöglichen, genauso wie es bei Joseph gewesen war. Eine gute Sache, nur dass Kayleen ziemlich benommen wirkte. Jenna und Joseph waren zweifellos im Schiff. Wie sollte ich von draußen ihre Aufmerksamkeit erregen? Steine gegen das Schiff werfen und hoffen, dass sie die Erschütterungen hörten?
Ich wandte mich wieder Kayleen zu, die jetzt etwas wacher aussah. »Wie sollst du sie alarmieren, falls du Hilfe brauchst?«, fragte ich sie.
Sie runzelte die Stirn. »Sie haben Kameras auf den Raumhafen gerichtet und hören die Alarmanlage. Außerdem kann Joseph über das Netz mit mir reden.«
»Aha?« Das deutete auf eine Verbindung zwischen unserem Netz und dem von Artistos hin. »Kannst du ihn anrufen?«
Sie legte die Stirn in Falten und fuhr sich durch das wirre Haar. »Noch nicht. Er muss erst einen Kanal öffnen. Aber er meldet sich alle fünfzehn Minuten.«
»Hat er schon etwas von Liam gehört?«
Sie schüttelte den Kopf. »Was ist passiert?«
»Sie machen sich keine besonderen Sorgen wegen dir oder mir oder Liam. Sie haben Angst vor Joseph. Wenn er mitgekommen wäre, hätten sie ihn notfalls mit Gewalt in die Stadt gebracht. Oder ihn getötet. Ich glaube, der einzige Grund, warum sie nicht einfach an mir vorbeigeritten sind, ist der, dass Jenna ihnen Angst macht. Und sie wissen nicht, wer alles hier ist. Ich glaube, sie wissen nicht, ob Akashi vielleicht eine kleine Armee mitgebracht hat. Sie verhalten sich ihm gegenüber … sehr respektvoll. Sie scheinen nichts von dem Gleiter zu wissen, aber sie waren auch nicht gerade freigiebig mit Informationen.«
»Wie geht es Bryan? Gibt es etwas Neues?«
»Nein.« Ich reichte ihr eine Hand, um ihr aufzuhelfen. »Sie wollten nichts Genaues über Bryan sagen. Sie wollten nur, dass wir alle zurückkommen und tun, was sie von uns verlangen. Alicia soll wieder zu Ruth geschickt werden, und Liam soll bei Akashi bleiben. Aber ich glaube, damit wollten sie lediglich Akashi beschwichtigen.«
Kayleen stand auf und ließ meine Hand los.
Ich ging zum Gehege. »Komm mit, Paloma und Akashi warten. Es war irgendwie unheimlich, hier einzureiten und niemanden zu sehen.«
»Tut mir leid. Ich kann jetzt einen großen Teil des Netzes im Überblick behalten, mehr als je zuvor, aber das entrückt mich von der realen Welt. Es ist wie eine Flutwelle.« Erneut schüttelte sie den Kopf, ohne mir zu folgen. Sie stand nur da und blinzelte, als würde sie von einem hellen Licht geblendet. »Joseph sagt, dass ich mich daran gewöhnen werde.«
»Ich hoffe es.« Ich machte mir Sorgen um sie und um uns. Wir alle waren übermüdet. Kayleen wirkte, als würde sie unter Drogen stehen. Ich machte einen weiteren Schritt, und diesmal folgte sie mir. Wir verließen den Windschatten des Hangars und traten in den kühlen Wind und die wehende Asche. Kaum zehn Schritte weit waren wir gekommen, als Kayleen stolperte und mit Händen und Knien auf dem Boden landete. Sie blickte zu mir auf, und ihre Pupillen waren so weit verdreht, dass ich fast nur das Weiße in ihren Augen sah. »Kayleen! Was ist los?«
Sie setzte sich auf den Beton und legte eine Hand an den Kopf. »Alles gut. Joseph sagt, er wird gleich rauskommen. Liam hat angerufen. Er wollte wissen, ob du schon wieder zurück bist.« Sie nieste.
Sie hatten ein Gespräch geführt, von dem ich kein Wort mitbekommen hatte. Unheimlich. »Hat Liam Alicia gefunden?«
Sie stemmte sich hoch. »Das hat Joseph nicht gesagt. Aber er wird gleich hier sein.« Zwischen dem windzerzausten Haar, den dunklen Augenringen und dem seltsamen, verzerrten Gesichtsausdruck wirkte Kayleen wie eine Karikatur ihrer selbst. Demnächst würde sie noch anfangen, in einzelnen, einfachen Sätzen zu sprechen!
»Komm jetzt.« Ich hielt ihr meine Hand hin. Sie ließ sich von mir aufhelfen und
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