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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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war allein.«
    Unvermittelt wandte sie sich um und lief mit langen, federnden Schritten davon.
    Nur Tom hatte die Geistesgegenwart, ihr nachzurufen: »Danke!«
    Am nächsten Morgen testeten Paloma, Kayleen und ich penibel die digitalen Reflexe von Tor fünf. Wir überprüften das Signalnetz, indem wir immer wieder hindurchgingen und aufzeichneten, wann es reagierte und wann nicht.
    Kurz nach Mittag erhob sich Paloma von der Arbeit. Schweiß tropfte ihr vom Gesicht. »Ich habe Durst. Kommt ihr beiden zurecht, wenn ich uns Wasser und einen kleinen Imbiss hole?«
    Wir nickten. Wir hatten uns durch einen sekundären Datenzaun geschützt, den wir im Halbkreis vor dem Tor aufgebaut hatten. Trotzdem blickten wir uns immer wieder um, wenn wir uns an die Katze erinnerten.
    Ich hätte fast geschrien, als Jenna plötzlich vor mir stand. Das war schon das zweite Mal in zwei Wochen, dass sie zu mir kam. Oft vergingen Monate, ohne dass irgendjemand von uns sie sah.
    Sie hob eine Hand und legte einen Finger auf die Lippen. »Dein Bruder kümmert sich nicht mehr um die Datennetze«, sagte sie.
    Ich sah sie an und blinzelte verwirrt. »Nein. Er hat Angst.«
    Sie legte den Kopf schief und musterte mich. »Er hat den Tod gesehen. Na und? Angst wird ihn und uns alle davon abhalten, unserer Bestimmung zu folgen. Ihr braucht ihn. Sag es ihm.«
    Zu viele Leute drängten mich, Joseph wieder auf Kurs zu bringen. Sowohl Nava als auch Jenna wollten, dass wir funktionierten. Sie brauchten Joseph für ihre eigenen Zwecke. Sie taten, als wäre ich nicht genauso wie sie daran interessiert, dass er wieder gesund wurde. »Er hört nicht auf mich, wenn ich ihm sage, dass er seine alten Pflichten erfüllen soll. Vielleicht schaffst du es, ihn umzustimmen, wenn du mit ihm redest.«
    Kayleen kam vorsichtig näher, als hätte sie Angst, Jenna durch eine unbedachte Bewegung zu verscheuchen.
    Jenna schüttelte den Kopf. »Ich konnte es ihm nicht sagen, weil ich ihm nicht begegnet bin. Ich kann mich nicht frei und sicher in der Stadt bewegen. Du bist seine Schwester. Er ist der Schlüssel, und er muss wieder gesund werden. Und du bist das Vehikel, das ihm helfen kann – nur du.«
    Jenna neigte ansonsten nicht zu langen Gesprächen, und diesmal waren ihre Worte sogar noch kryptischer als sonst.
    »Der Schlüssel? Wozu?«, fragte Kayleen.
    Jenna legte den Finger an die Lippen und deutete mit einem Nicken in Richtung Tor.
    Natürlich. Die Datenkapseln konnten Gespräche an andere Knoten übertragen und sie sogar aufzeichnen. Wahrscheinlich waren alle viel zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt, aber man wusste nie, wer gerade wo zuhörte.
    »Artistos braucht Joseph, damit er das Datennetz wieder leistungsfähig macht«, sagte Jenna. Dabei nickte sie heftig, als sollte ich ihren Worten mehr entnehmen, als sie tatsächlich aussprach.
    Ich blickte mich zu Kayleen um, aber sie sah genauso verwirrt aus, wie ich mich fühlte.
    »Paloma kommt. Mach Joseph gesund.« Dann verschmolz Jenna mit dem dichten Unterholz.
    »Danke, dass du die Tatzenkatze erlegt hast«, rief ich ihr nach und war mir sicher, dass sie mich hören konnte. Ihr Gehör war genauso modifiziert wie unseres.
    »Was hat sie damit gemeint?«, fragte Kayleen. »Wieso ein Schlüssel?«
    »Weiß ich auch nicht.«
    Paloma bog um die Ecke und kam in unsere Richtung. Sie brachte Kayleen und mir Flaschen mit kaltem Wasser, die wir dankbar annahmen. Ihre Anwesenheit ließ unser Gespräch vorläufig verstummen.

Kapitel 4
    DAS SILBERSCHIFF UND DAS MEER
     
     
     
     
     
     
     
     
    Tom und Nava saßen bereits am Frühstückstisch, als Joseph und ich an unserem ersten freien Morgen aufstanden, nachdem wir achtzehn Tage lang von früh bis spät durchgearbeitet hatten. Sonnenlicht schien durch das Küchenfenster und versprach einen schönen Herbsttag. Ich setzte mich und griff nach einem Teller mit Toast und Ziegenkäse.
    Toms Augen funkelten, als wüsste er ein großes Geheimnis. Er lächelte mich an. »Ich dachte mir, wir könnten heute einen Ausflug machen und die Asche deiner Eltern verstreuen. Mal für einen Tag aus der Stadt rauskommen. An einem Ausritt interessiert?«
    Navas Lippen zogen sich zu einer dünnen Linie zusammen. »Ich brauche euch hier. Wir sind seit dem Beben immer noch nicht die gesamte Begrenzung entlanggeritten.«
    »Paloma hat es getan«, sagte Tom mit einem Stirnrunzeln. »Wir haben den heutigen Tag zum persönlichen Urlaubstag erklärt. Das ist etwas sehr Persönliches, das erledigt

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