Sternenwind - Roman
es war heiß. Wir schwitzten, wir waren träge und zufrieden. Wir zogen mit unseren Wagen durch die hohen Sommerweiden. Zum Glück waren wir auf einer weiten Ebene unterwegs.« Wieder machte er eine kurze Pause. »Dann rumpelte der Boden, und im nächsten Moment war es wieder still.« Er hielt die Hände waagerecht in der Luft und demonstrierte die Bewegungen des Bodens. »Wir atmeten erleichtert auf. Und dann war es, als würde die Hand eines Riesen die Felsen und den Weg unter uns zusammendrücken. Alles ruckte und verschob sich. Unsere Kinder schrien. Die Gebras, die unsere Wagen zogen, rissen die Köpfe hoch und bäumten sich auf. Zwei rannten in Panik los, und der Wagen hinter ihnen stürzte um.« Er illustrierte die Geschichte pantomimisch, zog eine schnelle Linie durch die Luft und stellte dann einen abrupten Ruck zur Seite dar. »Lockenbart, eins unserer Lieblingstiere, brach sich ein Bein und musste getötet werden.«
Der schmerzhafte Ausdruck, der kurz über sein Gesicht huschte, erinnerte mich an Hüpfers Schicksal.
»Lockenbarts Partnerin Braunfels stürmte so hektisch los, dass sie sich am Bein verletzte und wir sie fünf Tage lang an der Hand führen mussten. Wir hatten große Angst. Wir hatten einen großen Teil unserer Daten verloren – und die direkte Verbindung zu euch. Zwei Tage lang machten wir uns Sorgen, ob von Artistos vielleicht nicht mehr als ein Trümmerhaufen übrig geblieben war. Das Datennetzwerk war zerrissen. Die klaffenden Löcher verunsicherten uns, bis wir endlich zu euch zurückkehren konnten.«
Bryan und ich tauschten einen kurzen Blick aus. Ich sah Joseph an, aber er war damit beschäftigt, seine Füße zu betrachten.
Als Akashi auf der Bühne fortfuhr, hatte seine Stimme einen ernsten und traurigen Unterton. »Am schwierigsten war der Weg hierher. Wir wären schon vor einer Woche gekommen, aber wir mussten die Steine vom Hochweg räumen, um sie für die Wagen passierbar zu machen.« Jetzt blickte er zu Boden. »Wir trauern mit euch um die Menschen, die ihr verloren habt, aber wir sind dankbar, dass Artistos größtenteils unversehrt geblieben ist und die meisten von euch hier bei uns sein können.«
Die Menge murmelte und rührte sich, was so etwas wie eine unausgesprochene Zustimmung war.
Akashi blickte auf. »Aber natürlich ist das nicht alles, was wir erlebt haben. Wir bringen euch Geschichten über drei neue Tiere und eine neue Blume, und wir bringen euch Wagen, die mit Fleisch, getrockneten Beeren und Kräutern beladen sind. Der Tausch unserer Waren gegen eure beginnt bei Sonnenaufgang. Aber zuerst wollen wir euch mit unseren Geschichten beschenken.« Er musterte die Kinder, die unter ihm vor der Bühne hockten. »Welche Geschichte wollt ihr zuerst hören. Die über den Drachen, die Schlange, den Vogel oder die Blume?«
Der kleinste Junge, Jali, hob die Hand.
Akashi nickte ihm zu.
Jali stand auf und erhob sich zur ganzen Größe seines fünfjährigen Körpers. »Die vom Drachen, bitte«, sagte er in ehrfürchtigem Tonfall.
Akashi lachte. »Also werdet ihr zuerst die Drachengeschichte hören.«
Die Vagabunden liebten es, uns aufzuziehen – uns, die wir im Schutz unserer Grenzanlagen lebten, während sie durch die Wildnis von Jini streiften, sich gegen Raubtiere zur Wehr setzen mussten und viel mehr aufeinander angewiesen waren als wir. Sie liebten Scherze. Wir beugten uns gespannt vor, weil wir alle von den Drachen hören wollten. Viele Dinge waren hier nach ähnlichen Vorbildern von der Erde benannt, aber natürlich war das einheimische Leben auf Fremont ganz anders. Die Scheinulme war keine Ulme. Und Drachen konnten hier auch keine Drachen sein.
Dennoch fing Akashi mit Drachen an. »Viele von euch kennen die alten Mythen von der Erde. Wie Echsen mit Zähnen und Flügeln, mit glühenden Augen und roten oder blauen Schuppen und Feuerbäuchen Schätze vor dem Zugriff gieriger Menschen schützten. Man könnte sogar meinen, dass Fremont selbst wie ein riesiger Drache ist, mit einem Bauch voller Feuer, das durch die Vulkanketten dieser Welt hervorbricht. Vielleicht fragt ihr euch, wenn ihr nach einem Erdbeben in euren Betten liegt, ob der Bauch von Fremont knurrt, ob er sein Feuer verdaut, wenn er den Boden erzittern lässt und sich übergibt.«
Ein kleiner Junge heulte und lief zu seiner Mutter.
Akashi lehnte sich zurück und nahm eine entspannte Haltung an. »Aber es gab auch noch andere Drachen auf der Erde – kleine Reptilien mit langem Schwanz und
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