Sternenwind - Roman
weiße Bluse mit blauen Blumen gekleidet, die zu ihren Augen passten. Ihr widerspenstiges Haar hatte sie mit drei Klammern aus Holz gebändigt. Jetzt grinste sie mich an. »Die Drachenvögel waren wunderbar. Ich habe gehört, dass die Ostsippe eine komplette Djuri-Herde gefangen hat. Mutter sagte, ich könne ihr beim Warenhandel helfen. Liam hat großartig ausgesehen, nicht wahr?«
Joseph lachte. »Das findet Chelo auch.«
Ich verpasste ihm eine leichte Kopfnuss als Vergeltung für die Stichelei. In Wirklichkeit war ich glücklich, dass es ihm wieder gut ging. Es störte mich gar nicht, dass er mich aufzog, obwohl meine Wangen glühten, als Liams Name fiel.
Kayleen plapperte einfach weiter. »Er ist ein hübscher Kerl. In diesem Jahr ist er sichtlich gewachsen, und Akashi scheint große Stücke auf ihn zu halten.«
Ich lachte. Sie war wie die frühmorgendlichen Grußvögel, die zu jedem Sonnenaufgang vor meinem Fenster zwitscherten. Nur dass Kayleen den ganzen Tag lang redete – ein Gegengewicht zu meiner Neigung, lieber zu schweigen. »Das ist gut, Kayleen.«
Paloma runzelte besorgt die Stirn. »Ich habe mitgehört, wie jemand aus der Ostsippe sagte, dass Liam nicht so viele Sonderrechte haben sollte.«
»Aber er hat sie sich verdient«, rief Kayleen.
Paloma nickte. »Das ist wohl wahr, aber es könnte ihn irgendwann in Schwierigkeiten bringen.«
Joseph zog eine finstere Miene. Seine gute Laune hatte sich verflüchtigt. Er klang fast ein wenig bockig. »Es gefällt mir überhaupt nicht, dass sie Alicia so schlecht behandeln. Das hat sie nicht verdient.«
»Natürlich nicht.« Paloma wischte sich eine lose blonde Strähne aus dem sommersprossigen Gesicht. »Aber Ruth hat im Krieg ihren Ehemann und ihren Bruder verloren, und jetzt haben ihr Schmerz und ihr Zorn großen Einfluss darauf, wie die Ostsippe mit Alicia umgeht. Die Leute bemerken, dass ihre Anführerin sie genau im Auge behält, also behandeln sie das Mädchen auf die gleiche Weise. Akashi mag Liam wirklich und schätzt seine Fähigkeiten. Der Führungsstil kann eine Menge bewirken.«
Ich konnte ihr nur recht geben. Therese und Steven hatten uns akzeptiert, und nur das zählte.
Kayleen verzog angewidert das Gesicht. »Alicia hat den Krieg nicht angefangen. Genauso wenig wie wir. Einige Leute scheinen das zu wissen, und sie behandeln uns anständig. Aber es gibt auch Leute wie Nava und Lucius, Jack und Ruth …«
Paloma fiel ihr ins Wort. »Für einige geht es um den Krieg. Für andere um die Unterschiede zwischen ihnen und euch. Darüber haben wir schon oft diskutiert. Eure einzige Möglichkeit, etwas in den Köpfen der Leute zu verändern, besteht darin, euch für die Kolonie nützlich zu machen. Hier hat es funktioniert, in Artistos werdet ihr gut behandelt.«
Joseph zog ein finsteres Gesicht. »Von manchen Leuten werden wir gut behandelt.«
Kayleen runzelte die Stirn. »Liam hat sich Akashis Vertrauen erarbeitet. Er ist sehr kompetent. Ich wette, niemand sonst hätte die Drachenvögel entdeckt.«
Bevor ich mir noch einmal anhören musste, wie hübsch Liam war, hatten wir den Rand des Parks erreicht. Kayleen und Paloma machten sich auf den Weg zu den Haupttischen, wo den ganzen Vormittag lang lebenswichtige Güter gehandelt wurden. Joseph und ich blieben stehen, um uns umzublicken und zu entscheiden, wo wir anfangen wollten.
Die Wagen waren in zwei lockeren Kreisen aufgestellt worden, einer für jede Sippe. Alle waren mit Malereien oder Holzschnitzereien geschmückt. Die langen, schmalen Wagen waren so konstruiert, dass sie von zwei Gebras gezogen werden konnten. Heute standen Tische davor, auf denen die Dinge angeboten wurden, die für den privaten Handel bestimmt waren.
Die halbe Stadt schien sich bereits auf dem Platz versammelt zu haben. Kinder rannten lachend herum, während ihre Eltern und größeren Geschwister die Auslagen begutachteten und Neuigkeiten austauschten. Hunde bellten.
Joseph und ich spazierten langsam durch den Park und suchten nach dem auffälligen Wagen von Mayah und Akashi.
Wir fanden ihn am anderen Ende der Wagenburg der Westsippe. Die Grundfarbe war hellgelb. Fast alle Wagen waren persönlich gestaltet, aber diesen liebte ich am meisten. Auf die eine Seite war ein großes Bild des Raumschiffs Weltenreise gemalt, auf die andere eins von Fremont. Akashi hatte die reale Geografie leicht verändert, so dass nun beide Kontinente vor dem Hintergrund des großen hellblauen Ozeans zu sehen waren. Jini war eine
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